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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Leichen-Gedichte.
Du hast mit Ruhm gekämpfft und mit Gedult getragen
Das Creutz-Fahn/ welches dir dein Heyland überreicht.
Die Welt ist triumphirt/ der Satan ligt geschlagen/
Versichert daß kein Sieg der Helden deinem gleicht.
Es rühme Scythien die Mann-behertzten Frauen/
So an die rechte Brust der Lantze Staal gesetzt/
Du warst in größrem Muth und Löwen-Hertz zu schauen/
Wenn du dein Glaubens Schwerd hast auf den Feind gewetzt.
So ist dein Kampff mehr schwer als einer je gewesen/
Den uns das stoltze Rom in seinen Fechtern wieß/
Es hat zwar Crocodil und Tiegerthier erlesen/
Die es/ O Grausamkeit! auff nackte Menschen ließ!
Du aber hast gekämpfft gar mit der alten Schlangen/
Die nach der Seelen stets mit offnem Rachen schnappt.
So hat den Python nicht Apollens Arm gefangen/
Als du den schnöden Fürst der Finsternüß ertappt.
Erblaste Köppelin wie hast du denn vollendet
Den hochberühmten Kampf/ trugst du dein Creutz nur vor?
Hast du zu diesem dich im Creutz allein gewendet/
Der an desselben Holtz sein Leben auch verlohr.
Jn solchem Zeichen hast du Ritterin gesieget.
Es schweige doch die Welt von ihrem Kämpffen still.
Dein gut Gewissen ists/ das dich allein vergnüget/
Dein wahres Christenthum das kräfftigste Sigill.
Und wie ein Fechter sonst/ nicht wie die Andabaten/
Vergeb'ne Streiche thut und mit den Lüfften spielt;
So liest du dir auch hier nicht andre Hülffe rathen/
Du hast durch GOttes Geist geleitet scharff gezielt.
Lieffst mit genauem Fleiß in des Beruffes Schrancken/
Und woltest Tag und Nacht in der Bereitschafft stehn.
Es mag sich noch Athen umb seine Läuffer zancken/
Und wer am ersten soll gekrönt als Sieger gehn.
Dort ward ein schlechter Platz in kurtzer Zeit durchrennet
Und bloß ein Krantz ertheilt von Eich' und Myhrrten Laub.
Wer deinen Siegs-Krantz sieht und deine Krone kennet/
Der sagt/ das Perlen Glaß und Diamanten Staub.
Wie eyffrig hast du nicht bey deinem Fahn gehalten?
Es war ja Christi Creutz der Schwachheit Trost und Stab.
Der Ertz-Schrein/ der den Schatz des Himmels pflegt zu halten/
Der Nachlaß aller Schuld/ der Gottsfurcht Opffer Gab.
Das
Leichen-Gedichte.
Du haſt mit Ruhm gekaͤmpfft und mit Gedult getragen
Das Creutz-Fahn/ welches dir dein Heyland uͤberreicht.
Die Welt iſt triumphirt/ der Satan ligt geſchlagen/
Verſichert daß kein Sieg der Helden deinem gleicht.
Es ruͤhme Scythien die Mann-behertzten Frauen/
So an die rechte Bruſt der Lantze Staal geſetzt/
Du warſt in groͤßrem Muth und Loͤwen-Hertz zu ſchauen/
Weñ du dein Glaubens Schwerd haſt auf den Feind gewetzt.
So iſt dein Kampff mehr ſchwer als einer je geweſen/
Den uns das ſtoltze Rom in ſeinen Fechtern wieß/
Es hat zwar Crocodil und Tiegerthier erleſen/
Die es/ O Grauſamkeit! auff nackte Menſchen ließ!
Du aber haſt gekaͤmpfft gar mit der alten Schlangen/
Die nach der Seelen ſtets mit offnem Rachen ſchnappt.
So hat den Python nicht Apollens Arm gefangen/
Als du den ſchnoͤden Fuͤrſt der Finſternuͤß ertappt.
Erblaſte Koͤppelin wie haſt du denn vollendet
Den hochberuͤhmten Kampf/ trugſt du dein Creutz nur vor?
Haſt du zu dieſem dich im Creutz allein gewendet/
Der an deſſelben Holtz ſein Leben auch verlohr.
Jn ſolchem Zeichen haſt du Ritterin geſieget.
Es ſchweige doch die Welt von ihrem Kaͤmpffen ſtill.
Dein gut Gewiſſen iſts/ das dich allein vergnuͤget/
Dein wahres Chriſtenthum das kraͤfftigſte Sigill.
Und wie ein Fechter ſonſt/ nicht wie die Andabaten/
Vergeb’ne Streiche thut und mit den Luͤfften ſpielt;
So lieſt du dir auch hier nicht andre Huͤlffe rathen/
Du haſt durch GOttes Geiſt geleitet ſcharff gezielt.
Lieffſt mit genauem Fleiß in des Beruffes Schrancken/
Und wolteſt Tag und Nacht in der Bereitſchafft ſtehn.
Es mag ſich noch Athen umb ſeine Laͤuffer zancken/
Und wer am erſten ſoll gekroͤnt als Sieger gehn.
Dort ward ein ſchlechter Platz in kurtzer Zeit durchrennet
Und bloß ein Krantz ertheilt von Eich’ und Myhrrten Laub.
Wer deinen Siegs-Krantz ſieht und deine Krone kennet/
Der ſagt/ das Perlen Glaß und Diamanten Staub.
Wie eyffrig haſt du nicht bey deinem Fahn gehalten?
Es war ja Chriſti Creutz der Schwachheit Troſt und Stab.
Der Ertz-Schrein/ der den Schatz des Himmels pflegt zu halten/
Der Nachlaß aller Schuld/ der Gottsfurcht Opffer Gab.
Das
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[430/0662] Leichen-Gedichte. Du haſt mit Ruhm gekaͤmpfft und mit Gedult getragen Das Creutz-Fahn/ welches dir dein Heyland uͤberreicht. Die Welt iſt triumphirt/ der Satan ligt geſchlagen/ Verſichert daß kein Sieg der Helden deinem gleicht. Es ruͤhme Scythien die Mann-behertzten Frauen/ So an die rechte Bruſt der Lantze Staal geſetzt/ Du warſt in groͤßrem Muth und Loͤwen-Hertz zu ſchauen/ Weñ du dein Glaubens Schwerd haſt auf den Feind gewetzt. So iſt dein Kampff mehr ſchwer als einer je geweſen/ Den uns das ſtoltze Rom in ſeinen Fechtern wieß/ Es hat zwar Crocodil und Tiegerthier erleſen/ Die es/ O Grauſamkeit! auff nackte Menſchen ließ! Du aber haſt gekaͤmpfft gar mit der alten Schlangen/ Die nach der Seelen ſtets mit offnem Rachen ſchnappt. So hat den Python nicht Apollens Arm gefangen/ Als du den ſchnoͤden Fuͤrſt der Finſternuͤß ertappt. Erblaſte Koͤppelin wie haſt du denn vollendet Den hochberuͤhmten Kampf/ trugſt du dein Creutz nur vor? Haſt du zu dieſem dich im Creutz allein gewendet/ Der an deſſelben Holtz ſein Leben auch verlohr. Jn ſolchem Zeichen haſt du Ritterin geſieget. Es ſchweige doch die Welt von ihrem Kaͤmpffen ſtill. Dein gut Gewiſſen iſts/ das dich allein vergnuͤget/ Dein wahres Chriſtenthum das kraͤfftigſte Sigill. Und wie ein Fechter ſonſt/ nicht wie die Andabaten/ Vergeb’ne Streiche thut und mit den Luͤfften ſpielt; So lieſt du dir auch hier nicht andre Huͤlffe rathen/ Du haſt durch GOttes Geiſt geleitet ſcharff gezielt. Lieffſt mit genauem Fleiß in des Beruffes Schrancken/ Und wolteſt Tag und Nacht in der Bereitſchafft ſtehn. Es mag ſich noch Athen umb ſeine Laͤuffer zancken/ Und wer am erſten ſoll gekroͤnt als Sieger gehn. Dort ward ein ſchlechter Platz in kurtzer Zeit durchrennet Und bloß ein Krantz ertheilt von Eich’ und Myhrrten Laub. Wer deinen Siegs-Krantz ſieht und deine Krone kennet/ Der ſagt/ das Perlen Glaß und Diamanten Staub. Wie eyffrig haſt du nicht bey deinem Fahn gehalten? Es war ja Chriſti Creutz der Schwachheit Troſt und Stab. Der Ertz-Schrein/ der den Schatz des Himmels pflegt zu halten/ Der Nachlaß aller Schuld/ der Gottsfurcht Opffer Gab. Das

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/662>, abgerufen am 22.11.2024.