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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Leichen-Gedichte.
Jhr heilgen Lorbeern ihr/ last nur die Heyden krönen
Jhr thummes Opffer-Vieh/ hier krönt ihr eine Braut/
Die auch ein Opffer-Lamm auff ewig will versöhnen/
Mit der in einem Ring sich GOtt hat anvertraut.
Es trug der Käyser Haupt nur Strahlen-reiche Kronen
Jn die ein Lorbeerzweig sich offt geflochten hat/
Und wolte man den Dienst der Obersten belohnen/
So zierte man den Brieff mit einem Lorbeer-Blat/
Und diß blieb ihrer Treu und Tapfferkeit ein Zeichen.
Nicht minder werdet ihr/ ihr keuschen Lorbeern seyn
Ein ewig Sieges-Schmuck der abgelebten Leichen/
Ein Strahlen-reicher Krantz umb ihren Grabe-Stein.
Wie aber daß ihr so die grünen Blätter spitzet?
Stellt ihr auch noch dadurch der Seelgen Sinnbild für?
Ach ja! die Schmertz und Creutz sehr scharff und offt gereitzet/
Sucht eintzig nur das Grab/ der Freyheit wahre Thür.
Jhr Kampff ist nun vollbracht/ sie tritt mehr zu den Füssen
Als offt ein gantzes Heer der Römer hat gethan.
Jhr Lorbeer/ Zweige solt der Welt dolmetschen müssen/
Daß man von Fleisch und Blut erlangt die schönste Fahn.
Wie aber daß ihr so stoltzieret/ edlen Aeste/
Gleicht euch kein ander Baum mit seiner Trefflichkeit?
Nein/ Käyser setzlen euch vordiesem in Paläste/
Das güldne Capitol hat eine Pracht geweyht.
Hier aber grünet ihr gar in des Himmels Zimmern/
Jn Gottes Vorhof steht itzt euer Lebens-Baum:
Wie solt ihr Lorbeern nicht in einem Glantze schimmern/
Für dem der Menschen Schatz nur ein geringer Schaum?
Smaragdne Lorbeern strahlt in ewig grünen Blitzen;
Gekrönte Lorbeern siegt mit eurer Schnabelin.
Sie kan nun ihrem GOtt zu seiner Seite sitzen/
Und Frömmigkeit bleibt doch der herrlichste Gewinn.
Ja wie ihr Lorbeern mehr von der Verwesaug sicher/
So wird ihr edles Lob bey uns auch nicht vergehn.
Werfft euch Sieg-prangende nur auff die Leichen-Tücher.
Last euren grünen Wald umb dieses Grabmahl stehn.
Citro-
Leichen-Gedichte.
Jhr heilgen Lorbeern ihr/ laſt nur die Heyden kroͤnen
Jhr thummes Opffer-Vieh/ hier kroͤnt ihr eine Braut/
Die auch ein Opffer-Lamm auff ewig will verſoͤhnen/
Mit der in einem Ring ſich GOtt hat anvertraut.
Es trug der Kaͤyſer Haupt nur Strahlen-reiche Kronen
Jn die ein Lorbeerzweig ſich offt geflochten hat/
Und wolte man den Dienſt der Oberſten belohnen/
So zierte man den Brieff mit einem Lorbeer-Blat/
Und diß blieb ihrer Treu und Tapfferkeit ein Zeichen.
Nicht minder werdet ihr/ ihr keuſchen Lorbeern ſeyn
Ein ewig Sieges-Schmuck der abgelebten Leichen/
Ein Strahlen-reicher Krantz umb ihren Grabe-Stein.
Wie aber daß ihr ſo die gruͤnen Blaͤtter ſpitzet?
Stellt ihr auch noch dadurch der Seelgen Sinnbild fuͤr?
Ach ja! die Schmertz und Creutz ſehr ſcharff und offt gereitzet/
Sucht eintzig nur das Grab/ der Freyheit wahre Thuͤr.
Jhr Kampff iſt nun vollbracht/ ſie tritt mehr zu den Fuͤſſen
Als offt ein gantzes Heer der Roͤmer hat gethan.
Jhr Lorbeer/ Zweige ſolt der Welt dolmetſchen muͤſſen/
Daß man von Fleiſch und Blut erlangt die ſchoͤnſte Fahn.
Wie aber daß ihr ſo ſtoltzieret/ edlen Aeſte/
Gleicht euch kein ander Baum mit ſeiner Trefflichkeit?
Nein/ Kaͤyſer ſetzlen euch vordieſem in Palaͤſte/
Das guͤldne Capitol hat eine Pracht geweyht.
Hier aber gruͤnet ihr gar in des Himmels Zimmern/
Jn Gottes Vorhof ſteht itzt euer Lebens-Baum:
Wie ſolt ihr Lorbeern nicht in einem Glantze ſchimmern/
Fuͤr dem der Menſchen Schatz nur ein geringer Schaum?
Smaragdne Lorbeern ſtrahlt in ewig gruͤnen Blitzen;
Gekroͤnte Lorbeern ſiegt mit eurer Schnabelin.
Sie kan nun ihrem GOtt zu ſeiner Seite ſitzen/
Und Froͤmmigkeit bleibt doch der herrlichſte Gewinn.
Ja wie ihr Lorbeern mehr von der Verweſaug ſicher/
So wird ihr edles Lob bey uns auch nicht vergehn.
Werfft euch Sieg-prangende nur auff die Leichen-Tuͤcher.
Laſt euren gruͤnen Wald umb dieſes Grabmahl ſtehn.
Citro-
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[443/0675] Leichen-Gedichte. Jhr heilgen Lorbeern ihr/ laſt nur die Heyden kroͤnen Jhr thummes Opffer-Vieh/ hier kroͤnt ihr eine Braut/ Die auch ein Opffer-Lamm auff ewig will verſoͤhnen/ Mit der in einem Ring ſich GOtt hat anvertraut. Es trug der Kaͤyſer Haupt nur Strahlen-reiche Kronen Jn die ein Lorbeerzweig ſich offt geflochten hat/ Und wolte man den Dienſt der Oberſten belohnen/ So zierte man den Brieff mit einem Lorbeer-Blat/ Und diß blieb ihrer Treu und Tapfferkeit ein Zeichen. Nicht minder werdet ihr/ ihr keuſchen Lorbeern ſeyn Ein ewig Sieges-Schmuck der abgelebten Leichen/ Ein Strahlen-reicher Krantz umb ihren Grabe-Stein. Wie aber daß ihr ſo die gruͤnen Blaͤtter ſpitzet? Stellt ihr auch noch dadurch der Seelgen Sinnbild fuͤr? Ach ja! die Schmertz und Creutz ſehr ſcharff und offt gereitzet/ Sucht eintzig nur das Grab/ der Freyheit wahre Thuͤr. Jhr Kampff iſt nun vollbracht/ ſie tritt mehr zu den Fuͤſſen Als offt ein gantzes Heer der Roͤmer hat gethan. Jhr Lorbeer/ Zweige ſolt der Welt dolmetſchen muͤſſen/ Daß man von Fleiſch und Blut erlangt die ſchoͤnſte Fahn. Wie aber daß ihr ſo ſtoltzieret/ edlen Aeſte/ Gleicht euch kein ander Baum mit ſeiner Trefflichkeit? Nein/ Kaͤyſer ſetzlen euch vordieſem in Palaͤſte/ Das guͤldne Capitol hat eine Pracht geweyht. Hier aber gruͤnet ihr gar in des Himmels Zimmern/ Jn Gottes Vorhof ſteht itzt euer Lebens-Baum: Wie ſolt ihr Lorbeern nicht in einem Glantze ſchimmern/ Fuͤr dem der Menſchen Schatz nur ein geringer Schaum? Smaragdne Lorbeern ſtrahlt in ewig gruͤnen Blitzen; Gekroͤnte Lorbeern ſiegt mit eurer Schnabelin. Sie kan nun ihrem GOtt zu ſeiner Seite ſitzen/ Und Froͤmmigkeit bleibt doch der herrlichſte Gewinn. Ja wie ihr Lorbeern mehr von der Verweſaug ſicher/ So wird ihr edles Lob bey uns auch nicht vergehn. Werfft euch Sieg-prangende nur auff die Leichen-Tuͤcher. Laſt euren gruͤnen Wald umb dieſes Grabmahl ſtehn. Citro-

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/675>, abgerufen am 22.11.2024.