Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Leichen-Gedichte. Nein/ Erdmann ist ein Rittersmann/Die Diener sind die himmlischen Trabanten. Der Ewigkeit Schnee-weisses Feld-Panier Jst jetzt sein Schmuck und auserleßne Zier. 15. Sein Erdmann steht im höchsten Ritter-Orden/Er ist es bey dem heil'gen Grab/ Er bricht der Tauben Oel-Zweig ab/ Sein Band ist roth von JEsus Blute worden! Hochwerther Freund/ das stille seine Pein/ Daß Christen schon als Kinder Ritter seyn. Der sanffte Tod/ AUch Freundin/ du gehst hin in den betrübten Zeiten/Fr. S. H. g. K. den 1. Decembr. 1680. Da über unserm Kopf nichts als Cometen stehn/ Da uns die Pest-Gefahr tritt näher an der Seiten/ Und niemand von uns weiß/ wie es wird künftig gehn? Da sag' ich gehst du hin. Wohin? Jn deine Kammer. Daß dich nichts irren kan/ schleust du die Thüre zu. Ach wie viel Hertzeleyd/ ach wie viel Noth und Jammer! Wirstu hinfort nicht sehn in deiner sichren Ruh. Wie nenn' ich deinen Tod? Jst es ein süsses Schlaffen? Ja/ weil dich gar gewiß der Friede GOttes deckt. Es ist ein Hingang nur aus Marter und aus Straffen/ Womit des HErren Zorn die rohe Welt erschreckt. Du bist nun auff dem Paß der wahren Ewigkeiten/ Kömmst von der Pilgramschafft ins rechte Vaterland. Du trägst die Krone weg von deinem Kampff und Streiten/ Und was du hier geglaubt/ hastu nun recht erkant. Jtzt bistu auffgelöst/ da du vor angebunden/ Wie schwere Ketten sind doch unser Fleisch und Blut! Nach Salsen dieser Welt hastu das Manna funden/ Ein reiches Freuden-Meer fast deine Thränen Fluth. Du schwebst in Glantz und Licht/ wir aber nur im Schatten; Bist frey/ da wir noch hier gleich Sclaven eingespannt. Jtzt kan dich ferner nicht der Kranckheit Weh abmatten/ Nun auch der letzte Feind/ der Tod/ ist übermannt. Dein Sieg ist schön und groß. Hier hieß; noch Angst noch Leiden Noch Trübsal noch Gewalt/ noch Leben oder Tod/ Soll F f f f 4
Leichen-Gedichte. Nein/ Erdmann iſt ein Rittersmann/Die Diener ſind die himmliſchen Trabanten. Der Ewigkeit Schnee-weiſſes Feld-Panier Jſt jetzt ſein Schmuck und auserleßne Zier. 15. Sein Erdmann ſteht im hoͤchſten Ritter-Orden/Er iſt es bey dem heil’gen Grab/ Er bricht der Tauben Oel-Zweig ab/ Sein Band iſt roth von JEſus Blute worden! Hochwerther Freund/ das ſtille ſeine Pein/ Daß Chriſten ſchon als Kinder Ritter ſeyn. Der ſanffte Tod/ AUch Freundin/ du gehſt hin in den betruͤbten Zeiten/Fr. S. H. g. K. den 1. Decembr. 1680. Da uͤber unſerm Kopf nichts als Cometen ſtehn/ Da uns die Peſt-Gefahr tritt naͤher an der Seiten/ Und niemand von uns weiß/ wie es wird kuͤnftig gehn? Da ſag’ ich gehſt du hin. Wohin? Jn deine Kammer. Daß dich nichts irren kan/ ſchleuſt du die Thuͤre zu. Ach wie viel Hertzeleyd/ ach wie viel Noth und Jammer! Wirſtu hinfort nicht ſehn in deiner ſichren Ruh. Wie nenn’ ich deinen Tod? Jſt es ein ſuͤſſes Schlaffen? Ja/ weil dich gar gewiß der Friede GOttes deckt. Es iſt ein Hingang nur aus Marter und aus Straffen/ Womit des HErren Zorn die rohe Welt erſchreckt. Du biſt nun auff dem Paß der wahren Ewigkeiten/ Koͤmmſt von der Pilgramſchafft ins rechte Vaterland. Du traͤgſt die Krone weg von deinem Kampff und Streiten/ Und was du hier geglaubt/ haſtu nun recht erkant. Jtzt biſtu auffgeloͤſt/ da du vor angebunden/ Wie ſchwere Ketten ſind doch unſer Fleiſch und Blut! Nach Salſen dieſer Welt haſtu das Manna funden/ Ein reiches Freuden-Meer faſt deine Thraͤnen Fluth. Du ſchwebſt in Glantz und Licht/ wir aber nur im Schatten; Biſt frey/ da wir noch hier gleich Sclaven eingeſpannt. Jtzt kan dich ferner nicht der Kranckheit Weh abmatten/ Nun auch der letzte Feind/ der Tod/ iſt uͤbermannt. Dein Sieg iſt ſchoͤn und groß. Hier hieß; noch Angſt noch Leiden Noch Truͤbſal noch Gewalt/ noch Leben oder Tod/ Soll F f f f 4
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Leichen-Gedichte.
Nein/ Erdmann iſt ein Rittersmann/
Die Diener ſind die himmliſchen Trabanten.
Der Ewigkeit Schnee-weiſſes Feld-Panier
Jſt jetzt ſein Schmuck und auserleßne Zier.
15.
Sein Erdmann ſteht im hoͤchſten Ritter-Orden/
Er iſt es bey dem heil’gen Grab/
Er bricht der Tauben Oel-Zweig ab/
Sein Band iſt roth von JEſus Blute worden!
Hochwerther Freund/ das ſtille ſeine Pein/
Daß Chriſten ſchon als Kinder Ritter ſeyn.
Der ſanffte Tod/
Fr. S. H. g. K. den 1. Decembr. 1680.
AUch Freundin/ du gehſt hin in den betruͤbten Zeiten/
Da uͤber unſerm Kopf nichts als Cometen ſtehn/
Da uns die Peſt-Gefahr tritt naͤher an der Seiten/
Und niemand von uns weiß/ wie es wird kuͤnftig gehn?
Da ſag’ ich gehſt du hin. Wohin? Jn deine Kammer.
Daß dich nichts irren kan/ ſchleuſt du die Thuͤre zu.
Ach wie viel Hertzeleyd/ ach wie viel Noth und Jammer!
Wirſtu hinfort nicht ſehn in deiner ſichren Ruh.
Wie nenn’ ich deinen Tod? Jſt es ein ſuͤſſes Schlaffen?
Ja/ weil dich gar gewiß der Friede GOttes deckt.
Es iſt ein Hingang nur aus Marter und aus Straffen/
Womit des HErren Zorn die rohe Welt erſchreckt.
Du biſt nun auff dem Paß der wahren Ewigkeiten/
Koͤmmſt von der Pilgramſchafft ins rechte Vaterland.
Du traͤgſt die Krone weg von deinem Kampff und Streiten/
Und was du hier geglaubt/ haſtu nun recht erkant.
Jtzt biſtu auffgeloͤſt/ da du vor angebunden/
Wie ſchwere Ketten ſind doch unſer Fleiſch und Blut!
Nach Salſen dieſer Welt haſtu das Manna funden/
Ein reiches Freuden-Meer faſt deine Thraͤnen Fluth.
Du ſchwebſt in Glantz und Licht/ wir aber nur im Schatten;
Biſt frey/ da wir noch hier gleich Sclaven eingeſpannt.
Jtzt kan dich ferner nicht der Kranckheit Weh abmatten/
Nun auch der letzte Feind/ der Tod/ iſt uͤbermannt.
Dein Sieg iſt ſchoͤn und groß. Hier hieß; noch Angſt noch Leiden
Noch Truͤbſal noch Gewalt/ noch Leben oder Tod/
Soll
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