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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Vermischte Gedichte.
Gefangne hoffen frey zu werden/
Jch hoffe dich nicht mehr zu sehn.
Der Wind kan jetzt in frembder Erden
Mir deine Seuffzer nicht zuwehn;
Und dennoch baut der Liebe Stärcke
Jm Hertzen grosse Wunderwercke.
Wenn mich der Schlaf nur eingewieget;
(Wo auch die Liebe schlaffen läst.)
Hat sich ein Both im Traum verfüget/
Der spricht/ die Perlemutt steht fest.
Sie liebt/ und schickt dir dieses Schreiben/
Und will auf ewig deine bleiben.
Bald seh ich sie vorm Spiegel stehen/
Wie sie das Haar zu Felde schlägt;
Bald mit beliebten Tritten gehen;
Bald wie sie sich zu Bette legt/
Und meine treue Lieder singet/
Biß sie der müde Schlaf bezwinget.
Ach/ denck ich/ solt ich bey dir ligen/
Sollt ich den süß-bethauten Mund
Mit einem solchen Kuß vergnügen/
Der nur den Treu-verliebten kund/
So würd ich mich vergöttert nennen/
Und keine Sterblichkeit mehr kennen.
Jch wiederhole jene Zeiten/
Da ich umb deinen Halß geschränckt/
Und mehr als tausend Lieblichkeiten/
Mich mit dem Nectar-Safft getränckt/
Der Lipp'und Brüste holde Gaben/
Vermögen noch mein Hertz' zu laben.
So offt der West den Flor erhebet/
Der deine Lilgen Brüste deckt/
So dencke/ daß mein Geist da schwebet/
Daß mein Hertz unter deinem steckt.
Wie dieser zarte Schneevoll Flammen/
Wie Gluth und Blut sich fügt zusammen.
Kommt wo ein Jungfern-Bild gegangen
Das Wunder-holde Schönheit ziert.
Erkenn ich daß der Liebsten Wangen
Allein der Lorbeer-Krantz gebührt.
Mein
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Vermiſchte Gedichte.
Gefangne hoffen frey zu werden/
Jch hoffe dich nicht mehr zu ſehn.
Der Wind kan jetzt in frembder Erden
Mir deine Seuffzer nicht zuwehn;
Und dennoch baut der Liebe Staͤrcke
Jm Hertzen groſſe Wunderwercke.
Wenn mich der Schlaf nur eingewieget;
(Wo auch die Liebe ſchlaffen laͤſt.)
Hat ſich ein Both im Traum verfuͤget/
Der ſpricht/ die Perlemutt ſteht feſt.
Sie liebt/ und ſchickt dir dieſes Schreiben/
Und will auf ewig deine bleiben.
Bald ſeh ich ſie vorm Spiegel ſtehen/
Wie ſie das Haar zu Felde ſchlaͤgt;
Bald mit beliebten Tritten gehen;
Bald wie ſie ſich zu Bette legt/
Und meine treue Lieder ſinget/
Biß ſie der muͤde Schlaf bezwinget.
Ach/ denck ich/ ſolt ich bey dir ligen/
Sollt ich den ſuͤß-bethauten Mund
Mit einem ſolchen Kuß vergnuͤgen/
Der nur den Treu-verliebten kund/
So wuͤrd ich mich vergoͤttert nennen/
Und keine Sterblichkeit mehr kennen.
Jch wiederhole jene Zeiten/
Da ich umb deinen Halß geſchraͤnckt/
Und mehr als tauſend Lieblichkeiten/
Mich mit dem Nectar-Safft getraͤnckt/
Der Lipp’und Bruͤſte holde Gaben/
Vermoͤgen noch mein Hertz’ zu laben.
So offt der Weſt den Flor erhebet/
Der deine Lilgen Bruͤſte deckt/
So dencke/ daß mein Geiſt da ſchwebet/
Daß mein Hertz unter deinem ſteckt.
Wie dieſer zarte Schneevoll Flammen/
Wie Gluth und Blut ſich fuͤgt zuſammen.
Kommt wo ein Jungfern-Bild gegangen
Das Wunder-holde Schoͤnheit ziert.
Erkenn ich daß der Liebſten Wangen
Allein der Lorbeer-Krantz gebuͤhrt.
Mein
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[21/0717] Vermiſchte Gedichte. Gefangne hoffen frey zu werden/ Jch hoffe dich nicht mehr zu ſehn. Der Wind kan jetzt in frembder Erden Mir deine Seuffzer nicht zuwehn; Und dennoch baut der Liebe Staͤrcke Jm Hertzen groſſe Wunderwercke. Wenn mich der Schlaf nur eingewieget; (Wo auch die Liebe ſchlaffen laͤſt.) Hat ſich ein Both im Traum verfuͤget/ Der ſpricht/ die Perlemutt ſteht feſt. Sie liebt/ und ſchickt dir dieſes Schreiben/ Und will auf ewig deine bleiben. Bald ſeh ich ſie vorm Spiegel ſtehen/ Wie ſie das Haar zu Felde ſchlaͤgt; Bald mit beliebten Tritten gehen; Bald wie ſie ſich zu Bette legt/ Und meine treue Lieder ſinget/ Biß ſie der muͤde Schlaf bezwinget. Ach/ denck ich/ ſolt ich bey dir ligen/ Sollt ich den ſuͤß-bethauten Mund Mit einem ſolchen Kuß vergnuͤgen/ Der nur den Treu-verliebten kund/ So wuͤrd ich mich vergoͤttert nennen/ Und keine Sterblichkeit mehr kennen. Jch wiederhole jene Zeiten/ Da ich umb deinen Halß geſchraͤnckt/ Und mehr als tauſend Lieblichkeiten/ Mich mit dem Nectar-Safft getraͤnckt/ Der Lipp’und Bruͤſte holde Gaben/ Vermoͤgen noch mein Hertz’ zu laben. So offt der Weſt den Flor erhebet/ Der deine Lilgen Bruͤſte deckt/ So dencke/ daß mein Geiſt da ſchwebet/ Daß mein Hertz unter deinem ſteckt. Wie dieſer zarte Schneevoll Flammen/ Wie Gluth und Blut ſich fuͤgt zuſammen. Kommt wo ein Jungfern-Bild gegangen Das Wunder-holde Schoͤnheit ziert. Erkenn ich daß der Liebſten Wangen Allein der Lorbeer-Krantz gebuͤhrt. Mein B b b b b 3

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/717>, abgerufen am 22.11.2024.