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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Hochzeit-Gedichte.
3.
Auff Franckfurt bereite dich sie zu empfangen/
Dein Sohn zeugt beglücket nach Hause mit Beut/
Jhr Najaden kommt ihm entgegen gegangen
Die ihr umb dieselbigen Ufer rumb seyd
Verehret die neue willkommene Braut
Mit Gaben/ die euch der Geliebte vertraut.
4.
So blühe nun Margaris unter den Reben/
Und siege dem Weinstock an Fruchtbarkeit ab/
Wir wollen dir unser Geleite hingeben/
Und schencken dir diesen umbwundenen Stab
Zum Zeichen gepflogener Freundschafft und Lust
Der Margaris sey nichts als Wohlstand bewust.
Wie dieser Freuden-Wunsch zu Ende war gebracht/
Kommt Venus Kammer-Magd/ und saget wie der Wagen
Schon fertig angespannt/ die Nymfen heim zu tragen/
Sie geben wiederumb der Braut noch gute Nacht
"Und ziehn was traurig fort/ weil Margaris vergnüget/
&q;Bey ihnen aber Stroh' und Feur verborgen lieget.
Der gepeinigte Cupido bey Hn. S. R. von
P. und Jfr. B. E. v. S. Hochzeit vorgestellet
4. Novembr. Anno 1664.
DEr strenge Wütterich so unsre Seelen plagt/ (net/
Den Venus Kind und Sohn/ die Welt den Liebreitz nen-
Hat einmal wie man meint von Liebe selbst gebrennet/
Und allen Himmlischen die süsse Pein geklagt.
Nur aber gantz umbsonst/ weil sein bekantes Schertzen/
War Bürger auf der Lipp' und Frembdling in dem Hertzen.
Die Flamme so sich nicht mit Hoffnung speisen ließ/
Durchwühlte Marck und Blut in ungewohnter Stärcke/
Wie/ rief er/ fühl' ich denn der Liebe Wunderwercke?
Die Pfeile/ so ich vor großmütig von mir stieß/
Sind auf mich selbst gericht/ mein Köcher steckt voll Feuer/
Der Bogen ist ein Brand/ die Sehn ein Ungeheuer/
Kein linder Westen-Wind hebt meine Flügel auf/
Es scheint als hätte mich der Mulciber gebunden/
Ach Unglück! hab ich hier denn mein Gefängnüß funden?
Kömt heisse Folter Angst und Marter gantz zu Hauff/
Sol
Hochzeit-Gedichte.
3.
Auff Franckfurt bereite dich ſie zu empfangen/
Dein Sohn zeugt begluͤcket nach Hauſe mit Beut/
Jhr Najaden kommt ihm entgegen gegangen
Die ihr umb dieſelbigen Ufer rumb ſeyd
Verehret die neue willkommene Braut
Mit Gaben/ die euch der Geliebte vertraut.
4.
So bluͤhe nun Margaris unter den Reben/
Und ſiege dem Weinſtock an Fruchtbarkeit ab/
Wir wollen dir unſer Geleite hingeben/
Und ſchencken dir dieſen umbwundenen Stab
Zum Zeichen gepflogener Freundſchafft und Luſt
Der Margaris ſey nichts als Wohlſtand bewuſt.
Wie dieſer Freuden-Wunſch zu Ende war gebracht/
Kommt Venus Kammer-Magd/ und ſaget wie der Wagen
Schon fertig angeſpannt/ die Nymfen heim zu tragen/
Sie geben wiederumb der Braut noch gute Nacht
“Und ziehn was traurig fort/ weil Margaris vergnuͤget/
&q;Bey ihnen aber Stroh’ und Feur verborgen lieget.
Der gepeinigte Cupido bey Hn. S. R. von
P. und Jfr. B. E. v. S. Hochzeit vorgeſtellet
4. Novembr. Anno 1664.
DEr ſtrenge Wuͤtterich ſo unſre Seelen plagt/ (net/
Den Venus Kind und Sohn/ die Welt den Liebreitz nen-
Hat einmal wie man meint von Liebe ſelbſt gebrennet/
Und allen Himmliſchen die ſuͤſſe Pein geklagt.
Nur aber gantz umbſonſt/ weil ſein bekantes Schertzen/
War Buͤrger auf der Lipp’ und Frembdling in dem Hertzen.
Die Flamme ſo ſich nicht mit Hoffnung ſpeiſen ließ/
Durchwuͤhlte Marck und Blut in ungewohnter Staͤrcke/
Wie/ rief er/ fuͤhl’ ich denn der Liebe Wunderwercke?
Die Pfeile/ ſo ich vor großmuͤtig von mir ſtieß/
Sind auf mich ſelbſt gericht/ mein Koͤcher ſteckt voll Feuer/
Der Bogen iſt ein Brand/ die Sehn ein Ungeheuer/
Kein linder Weſten-Wind hebt meine Fluͤgel auf/
Es ſcheint als haͤtte mich der Mulciber gebunden/
Ach Ungluͤck! hab ich hier denn mein Gefaͤngnuͤß funden?
Koͤmt heiſſe Folter Angſt und Marter gantz zu Hauff/
Sol
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[22/0096] Hochzeit-Gedichte. 3. Auff Franckfurt bereite dich ſie zu empfangen/ Dein Sohn zeugt begluͤcket nach Hauſe mit Beut/ Jhr Najaden kommt ihm entgegen gegangen Die ihr umb dieſelbigen Ufer rumb ſeyd Verehret die neue willkommene Braut Mit Gaben/ die euch der Geliebte vertraut. 4. So bluͤhe nun Margaris unter den Reben/ Und ſiege dem Weinſtock an Fruchtbarkeit ab/ Wir wollen dir unſer Geleite hingeben/ Und ſchencken dir dieſen umbwundenen Stab Zum Zeichen gepflogener Freundſchafft und Luſt Der Margaris ſey nichts als Wohlſtand bewuſt. Wie dieſer Freuden-Wunſch zu Ende war gebracht/ Kommt Venus Kammer-Magd/ und ſaget wie der Wagen Schon fertig angeſpannt/ die Nymfen heim zu tragen/ Sie geben wiederumb der Braut noch gute Nacht “Und ziehn was traurig fort/ weil Margaris vergnuͤget/ &q;Bey ihnen aber Stroh’ und Feur verborgen lieget. Der gepeinigte Cupido bey Hn. S. R. von P. und Jfr. B. E. v. S. Hochzeit vorgeſtellet 4. Novembr. Anno 1664. DEr ſtrenge Wuͤtterich ſo unſre Seelen plagt/ (net/ Den Venus Kind und Sohn/ die Welt den Liebreitz nen- Hat einmal wie man meint von Liebe ſelbſt gebrennet/ Und allen Himmliſchen die ſuͤſſe Pein geklagt. Nur aber gantz umbſonſt/ weil ſein bekantes Schertzen/ War Buͤrger auf der Lipp’ und Frembdling in dem Hertzen. Die Flamme ſo ſich nicht mit Hoffnung ſpeiſen ließ/ Durchwuͤhlte Marck und Blut in ungewohnter Staͤrcke/ Wie/ rief er/ fuͤhl’ ich denn der Liebe Wunderwercke? Die Pfeile/ ſo ich vor großmuͤtig von mir ſtieß/ Sind auf mich ſelbſt gericht/ mein Koͤcher ſteckt voll Feuer/ Der Bogen iſt ein Brand/ die Sehn ein Ungeheuer/ Kein linder Weſten-Wind hebt meine Fluͤgel auf/ Es ſcheint als haͤtte mich der Mulciber gebunden/ Ach Ungluͤck! hab ich hier denn mein Gefaͤngnuͤß funden? Koͤmt heiſſe Folter Angſt und Marter gantz zu Hauff/ Sol

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/96>, abgerufen am 14.05.2024.