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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Hochzeit-Gedichte.
3.
Gewünschte Nacht/ den Bräutigam verlangt
Daß nicht ein lieber Traum
Gibt seinem Willen raum/
Streu deinen Mohn/ der mit den Häuptern prangt/
Befiehl der Sternen-Schaar/
Daß sie den Tag auffhält/ und dämpfft das Morgen-Klaar.
4.
Gewünschte Nacht/ die Margaris sol nun
Hinfort von Breßlau ziehn/
Und ihren Garten fliehn/
Schau daß sie nicht mög' allzuschmertzlich thun;
Doch sind wir zweiffels loß/
Sie sitzt dem reichen Glück und Liebsten in der Schoß.
5.
Gewünschte Nacht/ wir trauen sie dir an/
So bald das Tage Liecht
Nur durch die Wolcken sticht/
So sind wir da/ und ist ihr was gethan
An ihrer Schönheit Pracht
Wir sagen kuhnlich aus; die Nacht hat diß gemacht.
Dis war der erste Chor/ als an der andern Rey
Die eine Najas rufft/ hört was die Nymfen singen/
Jhr Schwestern/ solten wir nicht auch ein Lust-Lied bringen
Mein Phöbus machet mir den Kopff zum Dichten frey/
Wohl rührt die Lauten mit/ streicht auff Viol de gammen
Und weihet also ein die Hertz-verknüpfften Flammen.
1.
ERhell aus dem Schilffedein blaues Gesichte
Sanfft-wallender Oder-Strohm/ silberner Fluß
Die Segel zu födern in gleichem Gewichte
So schwelle die Adern in stärckerem Guß/
Verzögre nicht deine Cristalline Fluth
Du führest auff heut ein unschätzbares Gut.
2.
Kein stürmender Nordwind entböhre die Wellen
Weil Mar garis deinem Gewässer vertraut
Es müsse sich liebliches Wetter erhellen
Daß sie mit gesegneten Regen bethaut/
Der Zefyr-Wind blase Narcissen herfür
Und mehre der Margaris himmlische Zier.
3. Auff
B b 3
Hochzeit-Gedichte.
3.
Gewuͤnſchte Nacht/ den Braͤutigam verlangt
Daß nicht ein lieber Traum
Gibt ſeinem Willen raum/
Streu deinen Mohn/ der mit den Haͤuptern prangt/
Befiehl der Sternen-Schaar/
Daß ſie den Tag auffhaͤlt/ und daͤmpfft das Morgen-Klaar.
4.
Gewuͤnſchte Nacht/ die Margaris ſol nun
Hinfort von Breßlau ziehn/
Und ihren Garten fliehn/
Schau daß ſie nicht moͤg’ allzuſchmertzlich thun;
Doch ſind wir zweiffels loß/
Sie ſitzt dem reichen Gluͤck und Liebſten in der Schoß.
5.
Gewuͤnſchte Nacht/ wir trauen ſie dir an/
So bald das Tage Liecht
Nur durch die Wolcken ſticht/
So ſind wir da/ und iſt ihr was gethan
An ihrer Schoͤnheit Pracht
Wir ſagen kuhnlich aus; die Nacht hat diß gemacht.
Dis war der erſte Chor/ als an der andern Rey
Die eine Najas rufft/ hoͤrt was die Nymfen ſingen/
Jhr Schweſtern/ ſolten wir nicht auch ein Luſt-Lied bringen
Mein Phoͤbus machet mir den Kopff zum Dichten frey/
Wohl ruͤhrt die Lauten mit/ ſtreicht auff Viol de gammen
Und weihet alſo ein die Hertz-verknuͤpfften Flammen.
1.
ERhell aus dem Schilffedein blaues Geſichte
Sanfft-wallender Oder-Strohm/ ſilberner Fluß
Die Segel zu foͤdern in gleichem Gewichte
So ſchwelle die Adern in ſtaͤrckerem Guß/
Verzoͤgre nicht deine Criſtalline Fluth
Du fuͤhreſt auff heut ein unſchaͤtzbares Gut.
2.
Kein ſtuͤrmender Nordwind entboͤhre die Wellen
Weil Mar garis deinem Gewaͤſſer vertraut
Es muͤſſe ſich liebliches Wetter erhellen
Daß ſie mit geſegneten Regen bethaut/
Der Zefyr-Wind blaſe Narciſſen herfuͤr
Und mehre der Margaris him̃liſche Zier.
3. Auff
B b 3
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[21/0095] Hochzeit-Gedichte. 3. Gewuͤnſchte Nacht/ den Braͤutigam verlangt Daß nicht ein lieber Traum Gibt ſeinem Willen raum/ Streu deinen Mohn/ der mit den Haͤuptern prangt/ Befiehl der Sternen-Schaar/ Daß ſie den Tag auffhaͤlt/ und daͤmpfft das Morgen-Klaar. 4. Gewuͤnſchte Nacht/ die Margaris ſol nun Hinfort von Breßlau ziehn/ Und ihren Garten fliehn/ Schau daß ſie nicht moͤg’ allzuſchmertzlich thun; Doch ſind wir zweiffels loß/ Sie ſitzt dem reichen Gluͤck und Liebſten in der Schoß. 5. Gewuͤnſchte Nacht/ wir trauen ſie dir an/ So bald das Tage Liecht Nur durch die Wolcken ſticht/ So ſind wir da/ und iſt ihr was gethan An ihrer Schoͤnheit Pracht Wir ſagen kuhnlich aus; die Nacht hat diß gemacht. Dis war der erſte Chor/ als an der andern Rey Die eine Najas rufft/ hoͤrt was die Nymfen ſingen/ Jhr Schweſtern/ ſolten wir nicht auch ein Luſt-Lied bringen Mein Phoͤbus machet mir den Kopff zum Dichten frey/ Wohl ruͤhrt die Lauten mit/ ſtreicht auff Viol de gammen Und weihet alſo ein die Hertz-verknuͤpfften Flammen. 1. ERhell aus dem Schilffedein blaues Geſichte Sanfft-wallender Oder-Strohm/ ſilberner Fluß Die Segel zu foͤdern in gleichem Gewichte So ſchwelle die Adern in ſtaͤrckerem Guß/ Verzoͤgre nicht deine Criſtalline Fluth Du fuͤhreſt auff heut ein unſchaͤtzbares Gut. 2. Kein ſtuͤrmender Nordwind entboͤhre die Wellen Weil Mar garis deinem Gewaͤſſer vertraut Es muͤſſe ſich liebliches Wetter erhellen Daß ſie mit geſegneten Regen bethaut/ Der Zefyr-Wind blaſe Narciſſen herfuͤr Und mehre der Margaris him̃liſche Zier. 3. Auff B b 3

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/95>, abgerufen am 14.05.2024.