Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite
Siebentes Kapitel.

Es war zwei Tage vor dem Anfange des Carnevals, als unsere Reisenden in Rom eintrafen. Arthur hatte sich eine halbe Stunde vor der Stadt aus der letzten Anhöhe jenseits der Tiber aus dem Wagen gemacht, angeblich um die Gegend zu überschauen, vielleicht aber auch, um nicht in dem wunderlichen Aufzuge, den wir oben geschildert haben, durch die Straßen zu fahren. Denn es war noch heller Tag, als sie die Thürme und Kuppeln der ewigen Stadt aus der erhabenen Wüste ihrer gehügelten Ebene emporsteigen sahen, und die untergehende Sonne spiegelte sich zitternd in den goldenen Kugeln und Kreuzen der beiden Kirchen des Corso, als Arthur den Wagen an der Porta del Popolo wieder einholte. Hier hatte der Marquis in Abwesenheit seines Dollmetschers ein langes und mühsames Verhör zu bestehen gehabt, welches eben beendigt schien, als der Postillon den Fußgänger dicht hinter dem Wagen erblickte. Aber dieser gab ihm einen Wink, weiter zu fahren, und schritt rüstig hinter drein. Die gutmüthigen Römer, an abenteuerliche Erscheinungen aus der Fremde gewöhnt, blieben dennoch verwundert stehen, als sie das Reisegebäude des Marquis durch den Corso schwanken sahen, und Arthur hörte, wie sie unter sich sprachen: Das Carneval fängt heute schon an.

Vor dem deutschen Gasthofe des Signor Franz in der Via Condotti hielt der Wagen, und Arthur

Siebentes Kapitel.

Es war zwei Tage vor dem Anfange des Carnevals, als unsere Reisenden in Rom eintrafen. Arthur hatte sich eine halbe Stunde vor der Stadt aus der letzten Anhöhe jenseits der Tiber aus dem Wagen gemacht, angeblich um die Gegend zu überschauen, vielleicht aber auch, um nicht in dem wunderlichen Aufzuge, den wir oben geschildert haben, durch die Straßen zu fahren. Denn es war noch heller Tag, als sie die Thürme und Kuppeln der ewigen Stadt aus der erhabenen Wüste ihrer gehügelten Ebene emporsteigen sahen, und die untergehende Sonne spiegelte sich zitternd in den goldenen Kugeln und Kreuzen der beiden Kirchen des Corso, als Arthur den Wagen an der Porta del Popolo wieder einholte. Hier hatte der Marquis in Abwesenheit seines Dollmetschers ein langes und mühsames Verhör zu bestehen gehabt, welches eben beendigt schien, als der Postillon den Fußgänger dicht hinter dem Wagen erblickte. Aber dieser gab ihm einen Wink, weiter zu fahren, und schritt rüstig hinter drein. Die gutmüthigen Römer, an abenteuerliche Erscheinungen aus der Fremde gewöhnt, blieben dennoch verwundert stehen, als sie das Reisegebäude des Marquis durch den Corso schwanken sahen, und Arthur hörte, wie sie unter sich sprachen: Das Carneval fängt heute schon an.

Vor dem deutschen Gasthofe des Signor Franz in der Via Condotti hielt der Wagen, und Arthur

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0053"/>
      <div type="chapter" n="7">
        <head>Siebentes Kapitel.</head>
        <p>Es war zwei Tage vor dem Anfange des Carnevals, als unsere Reisenden in Rom                eintrafen. Arthur hatte sich eine halbe Stunde vor der Stadt aus der letzten Anhöhe                jenseits der Tiber aus dem Wagen gemacht, angeblich um die Gegend zu überschauen,                vielleicht aber auch, um nicht in dem wunderlichen Aufzuge, den wir oben geschildert                haben, durch die Straßen zu fahren. Denn es war noch heller Tag, als sie die Thürme                und Kuppeln der ewigen Stadt aus der erhabenen Wüste ihrer gehügelten Ebene                emporsteigen sahen, und die untergehende Sonne spiegelte sich zitternd in den                goldenen Kugeln und Kreuzen der beiden Kirchen des Corso, als Arthur den Wagen an der                Porta del Popolo wieder einholte. Hier hatte der Marquis in Abwesenheit seines                Dollmetschers ein langes und mühsames Verhör zu bestehen gehabt, welches eben                beendigt schien, als der Postillon den Fußgänger dicht hinter dem Wagen erblickte.                Aber dieser gab ihm einen Wink, weiter zu fahren, und schritt rüstig hinter drein.                Die gutmüthigen Römer, an abenteuerliche Erscheinungen aus der Fremde gewöhnt,                blieben dennoch verwundert stehen, als sie das Reisegebäude des Marquis durch den                Corso schwanken sahen, und Arthur hörte, wie sie unter sich sprachen: Das Carneval                fängt heute schon an.</p><lb/>
        <p>Vor dem deutschen Gasthofe des Signor Franz in der Via Condotti hielt der Wagen, und                Arthur<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0053] Siebentes Kapitel. Es war zwei Tage vor dem Anfange des Carnevals, als unsere Reisenden in Rom eintrafen. Arthur hatte sich eine halbe Stunde vor der Stadt aus der letzten Anhöhe jenseits der Tiber aus dem Wagen gemacht, angeblich um die Gegend zu überschauen, vielleicht aber auch, um nicht in dem wunderlichen Aufzuge, den wir oben geschildert haben, durch die Straßen zu fahren. Denn es war noch heller Tag, als sie die Thürme und Kuppeln der ewigen Stadt aus der erhabenen Wüste ihrer gehügelten Ebene emporsteigen sahen, und die untergehende Sonne spiegelte sich zitternd in den goldenen Kugeln und Kreuzen der beiden Kirchen des Corso, als Arthur den Wagen an der Porta del Popolo wieder einholte. Hier hatte der Marquis in Abwesenheit seines Dollmetschers ein langes und mühsames Verhör zu bestehen gehabt, welches eben beendigt schien, als der Postillon den Fußgänger dicht hinter dem Wagen erblickte. Aber dieser gab ihm einen Wink, weiter zu fahren, und schritt rüstig hinter drein. Die gutmüthigen Römer, an abenteuerliche Erscheinungen aus der Fremde gewöhnt, blieben dennoch verwundert stehen, als sie das Reisegebäude des Marquis durch den Corso schwanken sahen, und Arthur hörte, wie sie unter sich sprachen: Das Carneval fängt heute schon an. Vor dem deutschen Gasthofe des Signor Franz in der Via Condotti hielt der Wagen, und Arthur

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:21:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:21:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910/53
Zitationshilfe: Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910/53>, abgerufen am 21.11.2024.