Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

unter den Masken. Aber ich hasse den Aberglauben wie die Pest, und darum will ich gehen mit Ihnen nach dem Corso.

Der Professor wollte sich nach dieser Erklärung des Marquis mit seiner Einladung zurückziehen, und auch Arthur, welcher an Ahnungen glaubte, versuchte den alten Herrn zu bewegen, den Gang nach dem Corso auf einen andern Tag zu verschieben. Aber dieser blieb mit unerschütterlicher Festigkeit auf seinem Entschlusse stehen und vermaß sich, es in der Verachtung böser Vorbedeutungen dem Cäsar gleich zu thun.

Aber Cäsar, bemerkte Arthur, ward ein Opfer seines Unglaubens.

Besser so, entgegnete der Marquis, als wenn er wäre geworden ein Opfer des Aberglaubens. Und wenn zehn Wahrsager ständen an der Ecke des Corso und mir heute sagten, daß ich sollte umkehren, so würde ich doch gehen, wohin mich weisen meine Grundsätze.

Der Professor, welcher seinen Vorschlag mehr aus Höflichkeit, als aus abergläubischer Furcht vor bösen Ahnungen, zurückgenommen hatte, merkte nunmehr, daß es räthlicher sei, den grundlosen Widerstand aufzugeben, und empfahl sich mit dem Versprechen , den Marquis gleich nach der Siesta abzurufen.

unter den Masken. Aber ich hasse den Aberglauben wie die Pest, und darum will ich gehen mit Ihnen nach dem Corso.

Der Professor wollte sich nach dieser Erklärung des Marquis mit seiner Einladung zurückziehen, und auch Arthur, welcher an Ahnungen glaubte, versuchte den alten Herrn zu bewegen, den Gang nach dem Corso auf einen andern Tag zu verschieben. Aber dieser blieb mit unerschütterlicher Festigkeit auf seinem Entschlusse stehen und vermaß sich, es in der Verachtung böser Vorbedeutungen dem Cäsar gleich zu thun.

Aber Cäsar, bemerkte Arthur, ward ein Opfer seines Unglaubens.

Besser so, entgegnete der Marquis, als wenn er wäre geworden ein Opfer des Aberglaubens. Und wenn zehn Wahrsager ständen an der Ecke des Corso und mir heute sagten, daß ich sollte umkehren, so würde ich doch gehen, wohin mich weisen meine Grundsätze.

Der Professor, welcher seinen Vorschlag mehr aus Höflichkeit, als aus abergläubischer Furcht vor bösen Ahnungen, zurückgenommen hatte, merkte nunmehr, daß es räthlicher sei, den grundlosen Widerstand aufzugeben, und empfahl sich mit dem Versprechen , den Marquis gleich nach der Siesta abzurufen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="10">
        <p><pb facs="#f0080"/>
unter den Masken.                Aber ich hasse den Aberglauben wie die Pest, und darum will ich gehen mit Ihnen nach                dem Corso.</p><lb/>
        <p>Der Professor wollte sich nach dieser Erklärung des Marquis mit seiner Einladung                zurückziehen, und auch Arthur, welcher an Ahnungen glaubte, versuchte den alten Herrn                zu bewegen, den Gang nach dem Corso auf einen andern Tag zu verschieben. Aber dieser                blieb mit unerschütterlicher Festigkeit auf seinem Entschlusse stehen und vermaß                sich, es in der Verachtung böser Vorbedeutungen dem Cäsar gleich zu thun.</p><lb/>
        <p>Aber Cäsar, bemerkte Arthur, ward ein Opfer seines Unglaubens.</p><lb/>
        <p>Besser so, entgegnete der Marquis, als wenn er wäre geworden ein Opfer des                Aberglaubens. Und wenn zehn Wahrsager ständen an der Ecke des Corso und mir heute                sagten, daß ich sollte umkehren, so würde ich doch gehen, wohin mich weisen meine                Grundsätze.</p><lb/>
        <p>Der Professor, welcher seinen Vorschlag mehr aus Höflichkeit, als aus abergläubischer                Furcht vor bösen Ahnungen, zurückgenommen hatte, merkte nunmehr, daß es räthlicher                sei, den grundlosen Widerstand aufzugeben, und empfahl sich mit dem Versprechen , den                Marquis gleich nach der Siesta abzurufen.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0080] unter den Masken. Aber ich hasse den Aberglauben wie die Pest, und darum will ich gehen mit Ihnen nach dem Corso. Der Professor wollte sich nach dieser Erklärung des Marquis mit seiner Einladung zurückziehen, und auch Arthur, welcher an Ahnungen glaubte, versuchte den alten Herrn zu bewegen, den Gang nach dem Corso auf einen andern Tag zu verschieben. Aber dieser blieb mit unerschütterlicher Festigkeit auf seinem Entschlusse stehen und vermaß sich, es in der Verachtung böser Vorbedeutungen dem Cäsar gleich zu thun. Aber Cäsar, bemerkte Arthur, ward ein Opfer seines Unglaubens. Besser so, entgegnete der Marquis, als wenn er wäre geworden ein Opfer des Aberglaubens. Und wenn zehn Wahrsager ständen an der Ecke des Corso und mir heute sagten, daß ich sollte umkehren, so würde ich doch gehen, wohin mich weisen meine Grundsätze. Der Professor, welcher seinen Vorschlag mehr aus Höflichkeit, als aus abergläubischer Furcht vor bösen Ahnungen, zurückgenommen hatte, merkte nunmehr, daß es räthlicher sei, den grundlosen Widerstand aufzugeben, und empfahl sich mit dem Versprechen , den Marquis gleich nach der Siesta abzurufen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:21:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:21:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910/80
Zitationshilfe: Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910/80>, abgerufen am 24.11.2024.