haben, daß das Zünglein wohl einstehe, ist also nicht das Verhältniß, Geld und Waare, vielmehr ist dieses ganze Ver- hältniß mit seinen beyden Gliedern nur der eine Arm des Wagebalkens: der andere Arm ist das Verhältniß, ist die öko- nomische Richtung zum Mittelpunct; dieß ist der Arm, welcher das Gewicht trägt, das heißt: den Werth.
Das allgemeine und unverhältnißmäßige Steigen der Preise an dem einen Arme des Wagebalkens beweist, wie es auch wirklich der Fall ist, daß der andere Arm desselben, der die Werthe trägt, sinkt. -- Das ist der eigentliche Sinn der gegründeten Klage über die Preissteigerung aller Dinge, und darum haben, so lange die Theorie das Verhältniß Geld und Waare allein betrachtete, die Perioden der Zuflüsse aus den Minen, während der drey letzten Jahrhunderte, niemahls, auch wenn man dem neuen Verhältnisse Zeit gab, sich zu ent- wickeln, mit den Perioden der erheblichsten Preissteigerungen übereintreffen wollen. Während dieser letzten drey Jahrhun- derte aber ist die ökonomische Richtung der Kräfte von jedem folgenden Geschlechte, das durch immer größere Massen von Produkten geblendet wurde, immer mehr hintan gesetzt wor- den, darum sind die Preise der Dinge so vernehmlich gestie- gen, und die Werthe so vernehmlich gesunken. -- Das Bild von der Wage drückt die Sache sehr wohl aus; das Steigen drückt ein Ungenügen, ein zu leicht erfunden werden, und das ist auch die eigentliche Bedeutung aller allgemeinen und empfindlichen Preissteigerung.
Weil das Verhältniß des gemeinen Geldes zu den Waa- ren, oder der Preis, an und für sich nichts Bestimmtes ist, so
haben, daß das Zuͤnglein wohl einſtehe, iſt alſo nicht das Verhaͤltniß, Geld und Waare, vielmehr iſt dieſes ganze Ver- haͤltniß mit ſeinen beyden Gliedern nur der eine Arm des Wagebalkens: der andere Arm iſt das Verhaͤltniß, iſt die oͤko- nomiſche Richtung zum Mittelpunct; dieß iſt der Arm, welcher das Gewicht traͤgt, das heißt: den Werth.
Das allgemeine und unverhaͤltnißmaͤßige Steigen der Preiſe an dem einen Arme des Wagebalkens beweiſt, wie es auch wirklich der Fall iſt, daß der andere Arm desſelben, der die Werthe traͤgt, ſinkt. — Das iſt der eigentliche Sinn der gegruͤndeten Klage uͤber die Preisſteigerung aller Dinge, und darum haben, ſo lange die Theorie das Verhaͤltniß Geld und Waare allein betrachtete, die Perioden der Zufluͤſſe aus den Minen, waͤhrend der drey letzten Jahrhunderte, niemahls, auch wenn man dem neuen Verhaͤltniſſe Zeit gab, ſich zu ent- wickeln, mit den Perioden der erheblichſten Preisſteigerungen uͤbereintreffen wollen. Waͤhrend dieſer letzten drey Jahrhun- derte aber iſt die oͤkonomiſche Richtung der Kraͤfte von jedem folgenden Geſchlechte, das durch immer groͤßere Maſſen von Produkten geblendet wurde, immer mehr hintan geſetzt wor- den, darum ſind die Preiſe der Dinge ſo vernehmlich geſtie- gen, und die Werthe ſo vernehmlich geſunken. — Das Bild von der Wage druͤckt die Sache ſehr wohl aus; das Steigen druͤckt ein Ungenuͤgen, ein zu leicht erfunden werden, und das iſt auch die eigentliche Bedeutung aller allgemeinen und empfindlichen Preisſteigerung.
Weil das Verhaͤltniß des gemeinen Geldes zu den Waa- ren, oder der Preis, an und fuͤr ſich nichts Beſtimmtes iſt, ſo
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haben, daß das Zuͤnglein wohl einſtehe, iſt alſo nicht das
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haͤltniß mit ſeinen beyden Gliedern nur der eine Arm des
Wagebalkens: der andere Arm iſt das Verhaͤltniß, iſt die oͤko-
nomiſche Richtung zum Mittelpunct; dieß iſt der Arm, welcher
das Gewicht traͤgt, das heißt: den Werth.
Das allgemeine und unverhaͤltnißmaͤßige Steigen der
Preiſe an dem einen Arme des Wagebalkens beweiſt, wie es
auch wirklich der Fall iſt, daß der andere Arm desſelben, der
die Werthe traͤgt, ſinkt. — Das iſt der eigentliche Sinn der
gegruͤndeten Klage uͤber die Preisſteigerung aller Dinge, und
darum haben, ſo lange die Theorie das Verhaͤltniß Geld und
Waare allein betrachtete, die Perioden der Zufluͤſſe aus den
Minen, waͤhrend der drey letzten Jahrhunderte, niemahls,
auch wenn man dem neuen Verhaͤltniſſe Zeit gab, ſich zu ent-
wickeln, mit den Perioden der erheblichſten Preisſteigerungen
uͤbereintreffen wollen. Waͤhrend dieſer letzten drey Jahrhun-
derte aber iſt die oͤkonomiſche Richtung der Kraͤfte von jedem
folgenden Geſchlechte, das durch immer groͤßere Maſſen von
Produkten geblendet wurde, immer mehr hintan geſetzt wor-
den, darum ſind die Preiſe der Dinge ſo vernehmlich geſtie-
gen, und die Werthe ſo vernehmlich geſunken. — Das Bild
von der Wage druͤckt die Sache ſehr wohl aus; das Steigen
druͤckt ein Ungenuͤgen, ein zu leicht erfunden werden, und
das iſt auch die eigentliche Bedeutung aller allgemeinen und
empfindlichen Preisſteigerung.
Weil das Verhaͤltniß des gemeinen Geldes zu den Waa-
ren, oder der Preis, an und fuͤr ſich nichts Beſtimmtes iſt, ſo
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/114>, abgerufen am 16.02.2025.
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