erhalten, als der Handwerker mancherley Werkgeräth braucht, um mit seinem geliebten Materiale ein Produkt zu gewinnen, welches gegen den mittelsten Staatszweck hin in unendlicher Annäherung begriffen ist. Wie bey dem unscheinbarsten Hand- werk eine kunstreiche, halb zwingende, halb reitzende Behand- lung des Arbeiters dazu gehört, um seine Produktivität zu behaupten, so muß eine gleichfalls halb zwingende, halb reitzende, halb militärische, halb diplomatisch- merkantilische Behandlung der Nachbarstaaten es ausweisen, ob sich der Staat bey seinem produktiven Leben und bey seiner Ganzheit behauptet.
Wird jener Ueberschuß im auswärtigen Handelsverkehr aufgewendet, und werden dafür im Auslande Aequivalente in Waaren eingetauscht, so muß innerhalb unsers Staates ein Bedürfniß nach diesen eingetauschten Objecten Statt gefun- den haben; unsere Consumtion ist also nicht durch die Pro- duktion gedeckt gewesen, und der Ueberschuß war nur schein- bar. Haben wir edle Metalle oder Geld dafür eingetauscht, so muß, wenn das Geld seinen Werth behalten soll, entweder die innere Consumtion schon darauf warten, oder sie muß der Waaren bedürfen, die in anderen Gegenden des Auslandes für das Geld eingetauscht werden; in beyden Fällen ist der Ueberschuß gleichfalls nur scheinbar gewesen. Dasselbe gilt dann auch von den Waaren, die zur Reexportation einge- führt werden.
Was also der Staat im Ganzen werth sey, offenbart sich nicht in Massenüberschüssen, sondern in der Richtung sei- ner Gesammtkraft auf den ewigen Mittelpunct des Glaubens,
erhalten, als der Handwerker mancherley Werkgeraͤth braucht, um mit ſeinem geliebten Materiale ein Produkt zu gewinnen, welches gegen den mittelſten Staatszweck hin in unendlicher Annaͤherung begriffen iſt. Wie bey dem unſcheinbarſten Hand- werk eine kunſtreiche, halb zwingende, halb reitzende Behand- lung des Arbeiters dazu gehoͤrt, um ſeine Produktivitaͤt zu behaupten, ſo muß eine gleichfalls halb zwingende, halb reitzende, halb militaͤriſche, halb diplomatiſch- merkantiliſche Behandlung der Nachbarſtaaten es ausweiſen, ob ſich der Staat bey ſeinem produktiven Leben und bey ſeiner Ganzheit behauptet.
Wird jener Ueberſchuß im auswaͤrtigen Handelsverkehr aufgewendet, und werden dafuͤr im Auslande Aequivalente in Waaren eingetauſcht, ſo muß innerhalb unſers Staates ein Beduͤrfniß nach dieſen eingetauſchten Objecten Statt gefun- den haben; unſere Conſumtion iſt alſo nicht durch die Pro- duktion gedeckt geweſen, und der Ueberſchuß war nur ſchein- bar. Haben wir edle Metalle oder Geld dafuͤr eingetauſcht, ſo muß, wenn das Geld ſeinen Werth behalten ſoll, entweder die innere Conſumtion ſchon darauf warten, oder ſie muß der Waaren beduͤrfen, die in anderen Gegenden des Auslandes fuͤr das Geld eingetauſcht werden; in beyden Faͤllen iſt der Ueberſchuß gleichfalls nur ſcheinbar geweſen. Dasſelbe gilt dann auch von den Waaren, die zur Reexportation einge- fuͤhrt werden.
Was alſo der Staat im Ganzen werth ſey, offenbart ſich nicht in Maſſenuͤberſchuͤſſen, ſondern in der Richtung ſei- ner Geſammtkraft auf den ewigen Mittelpunct des Glaubens,
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erhalten, als der Handwerker mancherley Werkgeraͤth braucht,
um mit ſeinem geliebten Materiale ein Produkt zu gewinnen,
welches gegen den mittelſten Staatszweck hin in unendlicher
Annaͤherung begriffen iſt. Wie bey dem unſcheinbarſten Hand-
werk eine kunſtreiche, halb zwingende, halb reitzende Behand-
lung des Arbeiters dazu gehoͤrt, um ſeine Produktivitaͤt zu
behaupten, ſo muß eine gleichfalls halb zwingende, halb
reitzende, halb militaͤriſche, halb diplomatiſch- merkantiliſche
Behandlung der Nachbarſtaaten es ausweiſen, ob ſich der
Staat bey ſeinem produktiven Leben und bey ſeiner Ganzheit
behauptet.
Wird jener Ueberſchuß im auswaͤrtigen Handelsverkehr
aufgewendet, und werden dafuͤr im Auslande Aequivalente
in Waaren eingetauſcht, ſo muß innerhalb unſers Staates ein
Beduͤrfniß nach dieſen eingetauſchten Objecten Statt gefun-
den haben; unſere Conſumtion iſt alſo nicht durch die Pro-
duktion gedeckt geweſen, und der Ueberſchuß war nur ſchein-
bar. Haben wir edle Metalle oder Geld dafuͤr eingetauſcht,
ſo muß, wenn das Geld ſeinen Werth behalten ſoll, entweder
die innere Conſumtion ſchon darauf warten, oder ſie muß der
Waaren beduͤrfen, die in anderen Gegenden des Auslandes
fuͤr das Geld eingetauſcht werden; in beyden Faͤllen iſt der
Ueberſchuß gleichfalls nur ſcheinbar geweſen. Dasſelbe gilt
dann auch von den Waaren, die zur Reexportation einge-
fuͤhrt werden.
Was alſo der Staat im Ganzen werth ſey, offenbart
ſich nicht in Maſſenuͤberſchuͤſſen, ſondern in der Richtung ſei-
ner Geſammtkraft auf den ewigen Mittelpunct des Glaubens,
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/116>, abgerufen am 16.02.2025.
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