Rechte abzusehen; von Produkten zu reden, aber des Eigen- thums nicht zu gedenken -- dann muß es auch wohl einen Reichthum geben, der überhaupt alle Gesetze überflüssig fin- det, und einen Krämercredit, der die große Quelle alles Glaubens und aller Gesetze verspottet.
Wenn in den vergangenen Blättern auch manches tauben Ohren gepredigt worden wäre, wenn auch mancher Leser an manchen Stellen die Welt und ihre Gesetze nicht sogleich bey der Hand gehabt hätte, um zu entscheiden, ob es trotz den schönen Worten nicht endlich doch noch einmahl darauf her- aus kommen könne, daß die Welt für immer dem Teufel, oder dem absoluten Privateigenthume gehöre, so wird sich der Autor dadurch nicht schrecken lassen, denn er stützt sich auf den höheren Autor, von dem er unverdienter Weise alles hat, was er gibt. Auch bey dieser Art von Geisteswerken, wie bey allen Arbeiten der bürgerlichen Gesellschaft, will das Produkt selbst, der armselige Ueberschuß von Gedanken und Redensarten, den es darbiethet, an und für sich nichts be- deuten. Ob sie mit dem großen Mittelpunct alles Glaubens und aller Wahrheit, genealogisch, wie durch das Blut zu- sammen hängen; ob sie die Richtung, die sie empfangen ha- ben, weiter geben können, und ob diese Richtung mit allen Richtungen der echten Wahrheitskraft, die sich je kund gethan, im gerechten Verhältnisse stehe -- das ist die Frage.
Derselbe oft gerügte Wahn des absoluten Privateigen- thums hat sich auch über die Ideen, über die Werke des
Rechte abzuſehen; von Produkten zu reden, aber des Eigen- thums nicht zu gedenken — dann muß es auch wohl einen Reichthum geben, der uͤberhaupt alle Geſetze uͤberfluͤſſig fin- det, und einen Kraͤmercredit, der die große Quelle alles Glaubens und aller Geſetze verſpottet.
Wenn in den vergangenen Blaͤttern auch manches tauben Ohren gepredigt worden waͤre, wenn auch mancher Leſer an manchen Stellen die Welt und ihre Geſetze nicht ſogleich bey der Hand gehabt haͤtte, um zu entſcheiden, ob es trotz den ſchoͤnen Worten nicht endlich doch noch einmahl darauf her- aus kommen koͤnne, daß die Welt fuͤr immer dem Teufel, oder dem abſoluten Privateigenthume gehoͤre, ſo wird ſich der Autor dadurch nicht ſchrecken laſſen, denn er ſtuͤtzt ſich auf den hoͤheren Autor, von dem er unverdienter Weiſe alles hat, was er gibt. Auch bey dieſer Art von Geiſteswerken, wie bey allen Arbeiten der buͤrgerlichen Geſellſchaft, will das Produkt ſelbſt, der armſelige Ueberſchuß von Gedanken und Redensarten, den es darbiethet, an und fuͤr ſich nichts be- deuten. Ob ſie mit dem großen Mittelpunct alles Glaubens und aller Wahrheit, genealogiſch, wie durch das Blut zu- ſammen haͤngen; ob ſie die Richtung, die ſie empfangen ha- ben, weiter geben koͤnnen, und ob dieſe Richtung mit allen Richtungen der echten Wahrheitskraft, die ſich je kund gethan, im gerechten Verhaͤltniſſe ſtehe — das iſt die Frage.
Derſelbe oft geruͤgte Wahn des abſoluten Privateigen- thums hat ſich auch uͤber die Ideen, uͤber die Werke des
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Rechte abzuſehen; von Produkten zu reden, aber des Eigen-
thums nicht zu gedenken — dann muß es auch wohl einen
Reichthum geben, der uͤberhaupt alle Geſetze uͤberfluͤſſig fin-
det, und einen Kraͤmercredit, der die große Quelle alles
Glaubens und aller Geſetze verſpottet.
Wenn in den vergangenen Blaͤttern auch manches tauben
Ohren gepredigt worden waͤre, wenn auch mancher Leſer an
manchen Stellen die Welt und ihre Geſetze nicht ſogleich bey
der Hand gehabt haͤtte, um zu entſcheiden, ob es trotz den
ſchoͤnen Worten nicht endlich doch noch einmahl darauf her-
aus kommen koͤnne, daß die Welt fuͤr immer dem Teufel,
oder dem abſoluten Privateigenthume gehoͤre, ſo wird ſich
der Autor dadurch nicht ſchrecken laſſen, denn er ſtuͤtzt ſich
auf den hoͤheren Autor, von dem er unverdienter Weiſe alles
hat, was er gibt. Auch bey dieſer Art von Geiſteswerken,
wie bey allen Arbeiten der buͤrgerlichen Geſellſchaft, will das
Produkt ſelbſt, der armſelige Ueberſchuß von Gedanken und
Redensarten, den es darbiethet, an und fuͤr ſich nichts be-
deuten. Ob ſie mit dem großen Mittelpunct alles Glaubens
und aller Wahrheit, genealogiſch, wie durch das Blut zu-
ſammen haͤngen; ob ſie die Richtung, die ſie empfangen ha-
ben, weiter geben koͤnnen, und ob dieſe Richtung mit
allen Richtungen der echten Wahrheitskraft, die ſich je
kund gethan, im gerechten Verhaͤltniſſe ſtehe — das iſt die
Frage.
Derſelbe oft geruͤgte Wahn des abſoluten Privateigen-
thums hat ſich auch uͤber die Ideen, uͤber die Werke des
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/139>, abgerufen am 16.02.2025.
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