geometrischer Körper. Wir nehmen an, daß diese Dinge in allen übrigen Beziehungen gleich seyen, und nur in der Größe, in der räumlichen Ausdehnung verschieden seyen. Dasjenige was uns diese räumliche Verschiedenheit vergleichen und aus- gleichen hilft, nennen wir Maaßstab. Wir könnten ohne Ver- mittlung eines Maaßstabes die verschiedenen Größen an einan- der selbst messen; um aber genau bestimmen zu können, um wie viel die eine größer als die andere wäre, müßten wir jedesmahl eine von zweyen als Einheit, als Maaßstab betrach- ten, damit wir bestimmt angeben könnten, um wie viel sie von der andern über- oder untertroffen würde. Jede Größe kann aber wirklich als Maaßstab der andern gleichartigen betrachtet werden.
Da es uns aber darum zu thun ist, nicht bloß zwey, sondern alle Größen gleicher Art mit einander zu vergleichen; und da wir sie nicht alle an einem Orte und zu einer Zeit versammeln können, da ferner die Ungleichheit unter den Größen zu groß ist, um ohne unsägliche Beschwerde jedesmahl von Neuem ge- messen werden zu können, so creiren wir eine bestimmte Größe, auf die wir bey allen vorkommenden Messungen zurückkommen- und um das ganze Geschäft der Größenvergleichung möglichst zu erleichtern, so wählen wir dazu eine solche, die unter den sämmtlichen zu messenden Größen in einer gewissen mittleren Proportion steht, die zwischen den beträchtlichsten und kleinsten vorkommenden Größen, das Mittel hält, und für die im ge- meinen Leben am häufigsten erforderten Messungen, die geeig- netste ist. -- Der Maaßstab soll mit möglichster Leichtigkeit vermitteln, [e]r soll allen Größen, die er zu vergleichen bestimmt
geometriſcher Koͤrper. Wir nehmen an, daß dieſe Dinge in allen uͤbrigen Beziehungen gleich ſeyen, und nur in der Groͤße, in der raͤumlichen Ausdehnung verſchieden ſeyen. Dasjenige was uns dieſe raͤumliche Verſchiedenheit vergleichen und aus- gleichen hilft, nennen wir Maaßſtab. Wir koͤnnten ohne Ver- mittlung eines Maaßſtabes die verſchiedenen Groͤßen an einan- der ſelbſt meſſen; um aber genau beſtimmen zu koͤnnen, um wie viel die eine groͤßer als die andere waͤre, muͤßten wir jedesmahl eine von zweyen als Einheit, als Maaßſtab betrach- ten, damit wir beſtimmt angeben koͤnnten, um wie viel ſie von der andern uͤber- oder untertroffen wuͤrde. Jede Groͤße kann aber wirklich als Maaßſtab der andern gleichartigen betrachtet werden.
Da es uns aber darum zu thun iſt, nicht bloß zwey, ſondern alle Groͤßen gleicher Art mit einander zu vergleichen; und da wir ſie nicht alle an einem Orte und zu einer Zeit verſammeln koͤnnen, da ferner die Ungleichheit unter den Groͤßen zu groß iſt, um ohne unſaͤgliche Beſchwerde jedesmahl von Neuem ge- meſſen werden zu koͤnnen, ſo creiren wir eine beſtimmte Groͤße, auf die wir bey allen vorkommenden Meſſungen zuruͤckkommen- und um das ganze Geſchaͤft der Groͤßenvergleichung moͤglichſt zu erleichtern, ſo waͤhlen wir dazu eine ſolche, die unter den ſaͤmmtlichen zu meſſenden Groͤßen in einer gewiſſen mittleren Proportion ſteht, die zwiſchen den betraͤchtlichſten und kleinſten vorkommenden Groͤßen, das Mittel haͤlt, und fuͤr die im ge- meinen Leben am haͤufigſten erforderten Meſſungen, die geeig- netſte iſt. — Der Maaßſtab ſoll mit moͤglichſter Leichtigkeit vermitteln, [e]r ſoll allen Groͤßen, die er zu vergleichen beſtimmt
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geometriſcher Koͤrper. Wir nehmen an, daß dieſe Dinge in
allen uͤbrigen Beziehungen gleich ſeyen, und nur in der Groͤße,
in der raͤumlichen Ausdehnung verſchieden ſeyen. Dasjenige
was uns dieſe raͤumliche Verſchiedenheit vergleichen und aus-
gleichen hilft, nennen wir Maaßſtab. Wir koͤnnten ohne Ver-
mittlung eines Maaßſtabes die verſchiedenen Groͤßen an einan-
der ſelbſt meſſen; um aber genau beſtimmen zu koͤnnen,
um wie viel die eine groͤßer als die andere waͤre, muͤßten wir
jedesmahl eine von zweyen als Einheit, als Maaßſtab betrach-
ten, damit wir beſtimmt angeben koͤnnten, um wie viel ſie
von der andern uͤber- oder untertroffen wuͤrde. Jede Groͤße kann
aber wirklich als Maaßſtab der andern gleichartigen betrachtet
werden.
Da es uns aber darum zu thun iſt, nicht bloß zwey, ſondern
alle Groͤßen gleicher Art mit einander zu vergleichen; und da
wir ſie nicht alle an einem Orte und zu einer Zeit verſammeln
koͤnnen, da ferner die Ungleichheit unter den Groͤßen zu groß
iſt, um ohne unſaͤgliche Beſchwerde jedesmahl von Neuem ge-
meſſen werden zu koͤnnen, ſo creiren wir eine beſtimmte Groͤße,
auf die wir bey allen vorkommenden Meſſungen zuruͤckkommen-
und um das ganze Geſchaͤft der Groͤßenvergleichung moͤglichſt
zu erleichtern, ſo waͤhlen wir dazu eine ſolche, die unter den
ſaͤmmtlichen zu meſſenden Groͤßen in einer gewiſſen mittleren
Proportion ſteht, die zwiſchen den betraͤchtlichſten und kleinſten
vorkommenden Groͤßen, das Mittel haͤlt, und fuͤr die im ge-
meinen Leben am haͤufigſten erforderten Meſſungen, die geeig-
netſte iſt. — Der Maaßſtab ſoll mit moͤglichſter Leichtigkeit
vermitteln, er ſoll allen Groͤßen, die er zu vergleichen beſtimmt
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/201>, abgerufen am 16.02.2025.
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