mus; corrigirten mit ihrer bloßen praktischen Gesundheit bewußtlos den Irrthum des feineren Merkantilismus, worin sie die Theorie dieses Autors verstrickte; und freuten sich über den Anhauch von so lang entbehrtem idealischem Wesen in ökonomischen Dingen, den der neue Maaßstab an sich trug; wiewohl die Ansprüche auf Festigkeit und Bestimmtheit, welche die alte, stark ins Holz geschossene Vernunft zu machen nicht aufhörte, durch diesen Maaßstab viel weniger befriedigt werden konnten, als durch das Metallgeld der Mer- kantilisten. Denn ein gewisses Maaß Getreide, so elenden Werthmesser es, ungeachtet der Wichtigkeit seines Gehaltes, abgibt, war immer noch ein viel zuverläßigerer Standard, als ein Arbeitstag des Adam Smith.
Aber nichts desto weniger war der erste Versuch gemacht worden, die Handgreiflichkeit auf etwas Unhandgreifliches, die Massen, oder das Räumliche auf Zeit, auf Dauer, auf ein geistiges Wesen, das Produkt auf das Produciren, das Was? auf das Wie? zurück zu führen. Weil nun dieses Wie? dieses geistige Princip unmittelbar in die gehörige Ver- steinerung des alten Begriffs und der alten Begreiflichkeit wieder zurück sank; weil es sich immerfort noch handelte, um den alten hartnäckigen Privatbesitz, um die alten, blan- ken, theuren Metalle; weil man von dem alten Menschen nichts auszuziehen brauchte, und sich doch ganz behaglich wär- men konnte, an den neuen Lichtstrahlen von Freyheit und Universalindustrie; weil es sich ergab, daß man nur noch viel eigennütziger zu werden brauchte, um zugleich ohne alle Mühe der Menschheit noch viel mehr zu dienen; daß man ein
mus; corrigirten mit ihrer bloßen praktiſchen Geſundheit bewußtlos den Irrthum des feineren Merkantilismus, worin ſie die Theorie dieſes Autors verſtrickte; und freuten ſich uͤber den Anhauch von ſo lang entbehrtem idealiſchem Weſen in oͤkonomiſchen Dingen, den der neue Maaßſtab an ſich trug; wiewohl die Anſpruͤche auf Feſtigkeit und Beſtimmtheit, welche die alte, ſtark ins Holz geſchoſſene Vernunft zu machen nicht aufhoͤrte, durch dieſen Maaßſtab viel weniger befriedigt werden konnten, als durch das Metallgeld der Mer- kantiliſten. Denn ein gewiſſes Maaß Getreide, ſo elenden Werthmeſſer es, ungeachtet der Wichtigkeit ſeines Gehaltes, abgibt, war immer noch ein viel zuverlaͤßigerer Standard, als ein Arbeitstag des Adam Smith.
Aber nichts deſto weniger war der erſte Verſuch gemacht worden, die Handgreiflichkeit auf etwas Unhandgreifliches, die Maſſen, oder das Raͤumliche auf Zeit, auf Dauer, auf ein geiſtiges Weſen, das Produkt auf das Produciren, das Was? auf das Wie? zuruͤck zu fuͤhren. Weil nun dieſes Wie? dieſes geiſtige Princip unmittelbar in die gehoͤrige Ver- ſteinerung des alten Begriffs und der alten Begreiflichkeit wieder zuruͤck ſank; weil es ſich immerfort noch handelte, um den alten hartnaͤckigen Privatbeſitz, um die alten, blan- ken, theuren Metalle; weil man von dem alten Menſchen nichts auszuziehen brauchte, und ſich doch ganz behaglich waͤr- men konnte, an den neuen Lichtſtrahlen von Freyheit und Univerſalinduſtrie; weil es ſich ergab, daß man nur noch viel eigennuͤtziger zu werden brauchte, um zugleich ohne alle Muͤhe der Menſchheit noch viel mehr zu dienen; daß man ein
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0240"n="226"/>
mus; corrigirten mit ihrer bloßen praktiſchen Geſundheit<lb/>
bewußtlos den Irrthum des feineren Merkantilismus, worin<lb/>ſie die Theorie dieſes Autors verſtrickte; und freuten ſich uͤber<lb/>
den Anhauch von ſo lang entbehrtem idealiſchem Weſen in<lb/>
oͤkonomiſchen Dingen, den der neue Maaßſtab an ſich trug;<lb/>
wiewohl die Anſpruͤche auf Feſtigkeit und Beſtimmtheit,<lb/>
welche die alte, ſtark ins Holz geſchoſſene Vernunft zu<lb/>
machen nicht aufhoͤrte, durch dieſen Maaßſtab viel weniger<lb/>
befriedigt werden konnten, als durch das Metallgeld der Mer-<lb/>
kantiliſten. Denn ein gewiſſes Maaß Getreide, ſo elenden<lb/>
Werthmeſſer es, ungeachtet der Wichtigkeit ſeines Gehaltes,<lb/>
abgibt, war immer noch ein viel zuverlaͤßigerer Standard,<lb/>
als ein Arbeitstag des <persNameref="http://d-nb.info/gnd/118615033">Adam Smith</persName>.</p><lb/><p>Aber nichts deſto weniger war der erſte Verſuch gemacht<lb/>
worden, die Handgreiflichkeit auf etwas Unhandgreifliches,<lb/>
die Maſſen, oder das Raͤumliche auf Zeit, auf Dauer, auf<lb/>
ein geiſtiges Weſen, das Produkt auf das Produciren, das<lb/>
Was? auf das Wie? zuruͤck zu fuͤhren. Weil nun dieſes<lb/>
Wie? dieſes geiſtige Princip unmittelbar in die gehoͤrige Ver-<lb/>ſteinerung des alten Begriffs und der alten Begreiflichkeit<lb/>
wieder zuruͤck ſank; weil es ſich immerfort noch handelte,<lb/>
um den alten hartnaͤckigen Privatbeſitz, um die alten, blan-<lb/>
ken, theuren Metalle; weil man von dem alten Menſchen<lb/>
nichts auszuziehen brauchte, und ſich doch ganz behaglich waͤr-<lb/>
men konnte, an den neuen Lichtſtrahlen von Freyheit und<lb/>
Univerſalinduſtrie; weil es ſich ergab, daß man nur noch<lb/>
viel eigennuͤtziger zu werden brauchte, um zugleich ohne alle<lb/>
Muͤhe der Menſchheit noch viel mehr zu dienen; daß man ein<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[226/0240]
mus; corrigirten mit ihrer bloßen praktiſchen Geſundheit
bewußtlos den Irrthum des feineren Merkantilismus, worin
ſie die Theorie dieſes Autors verſtrickte; und freuten ſich uͤber
den Anhauch von ſo lang entbehrtem idealiſchem Weſen in
oͤkonomiſchen Dingen, den der neue Maaßſtab an ſich trug;
wiewohl die Anſpruͤche auf Feſtigkeit und Beſtimmtheit,
welche die alte, ſtark ins Holz geſchoſſene Vernunft zu
machen nicht aufhoͤrte, durch dieſen Maaßſtab viel weniger
befriedigt werden konnten, als durch das Metallgeld der Mer-
kantiliſten. Denn ein gewiſſes Maaß Getreide, ſo elenden
Werthmeſſer es, ungeachtet der Wichtigkeit ſeines Gehaltes,
abgibt, war immer noch ein viel zuverlaͤßigerer Standard,
als ein Arbeitstag des Adam Smith.
Aber nichts deſto weniger war der erſte Verſuch gemacht
worden, die Handgreiflichkeit auf etwas Unhandgreifliches,
die Maſſen, oder das Raͤumliche auf Zeit, auf Dauer, auf
ein geiſtiges Weſen, das Produkt auf das Produciren, das
Was? auf das Wie? zuruͤck zu fuͤhren. Weil nun dieſes
Wie? dieſes geiſtige Princip unmittelbar in die gehoͤrige Ver-
ſteinerung des alten Begriffs und der alten Begreiflichkeit
wieder zuruͤck ſank; weil es ſich immerfort noch handelte,
um den alten hartnaͤckigen Privatbeſitz, um die alten, blan-
ken, theuren Metalle; weil man von dem alten Menſchen
nichts auszuziehen brauchte, und ſich doch ganz behaglich waͤr-
men konnte, an den neuen Lichtſtrahlen von Freyheit und
Univerſalinduſtrie; weil es ſich ergab, daß man nur noch
viel eigennuͤtziger zu werden brauchte, um zugleich ohne alle
Muͤhe der Menſchheit noch viel mehr zu dienen; daß man ein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/240>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.