Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816.schützen, nur durch Zwang, durch ein eisernes Band er- Alle Staatslehren unserer Tage, haben sich bewußtlos an Die freye Anerkennung aller macht erst das Gesetz zum ſchuͤtzen, nur durch Zwang, durch ein eiſernes Band er- Alle Staatslehren unſerer Tage, haben ſich bewußtlos an Die freye Anerkennung aller macht erſt das Geſetz zum <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0042" n="28"/> ſchuͤtzen, nur durch Zwang, durch ein eiſernes Band er-<lb/> reichen, welches ſie um das Buͤndel iſolirter Eigenthuͤmer,<lb/> die durch keine gegenſeitigen Verpflichtungen in einander ge-<lb/> wachſen ſind, umher wirft.</p><lb/> <p>Alle Staatslehren unſerer Tage, haben ſich bewußtlos an<lb/> ſolche Roͤmiſche Rechtsbegriffe von der Alleinherrſchaft des<lb/> Privateigenthums angeſchloſſen, und ſie beſtaͤtigen die Wahr-<lb/> heit meiner Folgerung, indem ſie kein Mittel der Regierung<lb/> anerkennen, als den <hi rendition="#g">Zwang,</hi> und ſomit eingeſtehen, daß<lb/> die Perſonen in den Haͤnden der Staatsgewalt nichts anderes<lb/> ſind, als ihren juriſtiſchen Lehrern zu Folge, die Sachen in<lb/> den Haͤnden der Perſon, naͤhmlich Privateigenthum. Sie<lb/> conſtituiren die Staatsgewalt zum unbedingten Despotismus.<lb/> Daß ſie das <hi rendition="#g">Recht</hi> erzwungen, und nach dem <hi rendition="#g">Geſetze</hi> die<lb/> Perſonen gezwungen wiſſen wollen, aͤndert die Sache nicht:<lb/> denn, wenn man eine geraume Zeit hindurch zwingen will,<lb/> ſo muß man wohl nach einer gewiſſen Regel zwingen.</p><lb/> <p>Die freye Anerkennung aller macht erſt das Geſetz zum<lb/> Geſetz; dieſe freye Anerkennung offenbart ſich aber nicht durch<lb/> eine Stimmenſammlung, der gerade in dieſem Augenblicke<lb/> dem Zwange des Geſetzes unterworfenen, ſondern in dem Ur-<lb/> ſprung des Geſetzes aus dem Contrakte, nicht aus dem ein<lb/> fuͤr allemahl abgeſchloſſenen <hi rendition="#aq">Contrat social,</hi> ſondern aus<lb/> dem freyen und unendlichen Contrahiren und Wechſelverpflich-<lb/> ten der Perſonen unter ſich, und mit dem Staate und ſeinen<lb/> Repraͤſentanten, welches ich oben beſchrieben, wovon in der<lb/> ganzen Weltgeſchichte nur die Staaten der neuern, der chriſt-<lb/> lichen Zeit ein Beyſpiel geben. Dieß heißt: freye Anerkennung<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [28/0042]
ſchuͤtzen, nur durch Zwang, durch ein eiſernes Band er-
reichen, welches ſie um das Buͤndel iſolirter Eigenthuͤmer,
die durch keine gegenſeitigen Verpflichtungen in einander ge-
wachſen ſind, umher wirft.
Alle Staatslehren unſerer Tage, haben ſich bewußtlos an
ſolche Roͤmiſche Rechtsbegriffe von der Alleinherrſchaft des
Privateigenthums angeſchloſſen, und ſie beſtaͤtigen die Wahr-
heit meiner Folgerung, indem ſie kein Mittel der Regierung
anerkennen, als den Zwang, und ſomit eingeſtehen, daß
die Perſonen in den Haͤnden der Staatsgewalt nichts anderes
ſind, als ihren juriſtiſchen Lehrern zu Folge, die Sachen in
den Haͤnden der Perſon, naͤhmlich Privateigenthum. Sie
conſtituiren die Staatsgewalt zum unbedingten Despotismus.
Daß ſie das Recht erzwungen, und nach dem Geſetze die
Perſonen gezwungen wiſſen wollen, aͤndert die Sache nicht:
denn, wenn man eine geraume Zeit hindurch zwingen will,
ſo muß man wohl nach einer gewiſſen Regel zwingen.
Die freye Anerkennung aller macht erſt das Geſetz zum
Geſetz; dieſe freye Anerkennung offenbart ſich aber nicht durch
eine Stimmenſammlung, der gerade in dieſem Augenblicke
dem Zwange des Geſetzes unterworfenen, ſondern in dem Ur-
ſprung des Geſetzes aus dem Contrakte, nicht aus dem ein
fuͤr allemahl abgeſchloſſenen Contrat social, ſondern aus
dem freyen und unendlichen Contrahiren und Wechſelverpflich-
ten der Perſonen unter ſich, und mit dem Staate und ſeinen
Repraͤſentanten, welches ich oben beſchrieben, wovon in der
ganzen Weltgeſchichte nur die Staaten der neuern, der chriſt-
lichen Zeit ein Beyſpiel geben. Dieß heißt: freye Anerkennung
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