Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.Land war auch darin sich selbst genug. Aber das werth- Zwar reich an Fruchtfeld, doch zu ackern mühevoll, Ein Kessel rings von rauhen Bergen eingefaßt, Unnahbar fast dem Feinde, und stellt Messenien gegenüber als ein Land voll schöner Frucht, Aus tausend Quellenbrunnen überall getränkt, Für Rind- und Schaafheerd' eine stets willkommne Trift, Nicht allzusehr durchstürmet von des Winters Wehn, Noch auch zusehr durchglüht vom Sommersonnenstrahl. Denn eine ausnehmend schöne Ebene streckt sich am Pamisos, der, obgleich von kurzem Laufe, doch einer der breitesten Flüsse des Peloponnes ist, nach dem Mes- senischen Busen hinab, mit Recht Makaria genannt und der List werth, durch welche sie Kresphontes sich zugeeignet haben soll. Nördlicher, mehr gegen Arka- dien, öffnet sich die von Hügeln und Bergen umgebene Ebene von Stenyklaros. Der Westen des Landes ist mehr gebirgig, doch ohne so steile Gipfel, wie Tay- getos; gegen die Neda hin, an der Gränze Arkadiens, nimmt die Gegend den höchsten Charakter wilder und romantischer Scenerie an. 4. Argolis wird gebildet durch einen Gebirgs- 1 Buch 3, 2. 2 Str. 8, 366.
Land war auch darin ſich ſelbſt genug. Aber das werth- Zwar reich an Fruchtfeld, doch zu ackern muͤhevoll, Ein Keſſel rings von rauhen Bergen eingefaßt, Unnahbar faſt dem Feinde, und ſtellt Meſſenien gegenuͤber als ein Land voll ſchoͤner Frucht, Aus tauſend Quellenbrunnen uͤberall getraͤnkt, Fuͤr Rind- und Schaafheerd’ eine ſtets willkommne Trift, Nicht allzuſehr durchſtuͤrmet von des Winters Wehn, Noch auch zuſehr durchgluͤht vom Sommerſonnenſtrahl. Denn eine ausnehmend ſchoͤne Ebene ſtreckt ſich am Pamiſos, der, obgleich von kurzem Laufe, doch einer der breiteſten Fluͤſſe des Peloponnes iſt, nach dem Meſ- ſeniſchen Buſen hinab, mit Recht Makaria genannt und der Liſt werth, durch welche ſie Kresphontes ſich zugeeignet haben ſoll. Noͤrdlicher, mehr gegen Arka- dien, oͤffnet ſich die von Huͤgeln und Bergen umgebene Ebene von Stenyklaros. Der Weſten des Landes iſt mehr gebirgig, doch ohne ſo ſteile Gipfel, wie Tay- getos; gegen die Neda hin, an der Graͤnze Arkadiens, nimmt die Gegend den hoͤchſten Charakter wilder und romantiſcher Scenerie an. 4. Argolis wird gebildet durch einen Gebirgs- 1 Buch 3, 2. 2 Str. 8, 366.
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Land war auch darin ſich ſelbſt genug. Aber das werth-
vollſte Erzeugniß war in der Schaͤtzung der neuen Ein-
wohner gewiß das Eiſen der Gebirge 1. Noch gluͤcklicher
war die Lage des Landes fuͤr die Vertheidigung, da
das innere Lakonien von Arkadien, Argolis und Meſ-
ſenien her nur durch Paͤſſe und Gebirgswege zugaͤng-
lich iſt, und grade der beſte Theil deſſelben den Ein-
faͤllen der Feinde aus dieſen Gegenden abliegt. Wohl
richtig im Ganzen faßte Eurivides 2 die Eigenthuͤm-
lichkeit des Landes auf:
Zwar reich an Fruchtfeld, doch zu ackern muͤhevoll,
Ein Keſſel rings von rauhen Bergen eingefaßt,
Unnahbar faſt dem Feinde,
und ſtellt Meſſenien gegenuͤber als ein Land
voll ſchoͤner Frucht,
Aus tauſend Quellenbrunnen uͤberall getraͤnkt,
Fuͤr Rind- und Schaafheerd’ eine ſtets willkommne Trift,
Nicht allzuſehr durchſtuͤrmet von des Winters Wehn,
Noch auch zuſehr durchgluͤht vom Sommerſonnenſtrahl.
Denn eine ausnehmend ſchoͤne Ebene ſtreckt ſich am
Pamiſos, der, obgleich von kurzem Laufe, doch einer
der breiteſten Fluͤſſe des Peloponnes iſt, nach dem Meſ-
ſeniſchen Buſen hinab, mit Recht Makaria genannt
und der Liſt werth, durch welche ſie Kresphontes ſich
zugeeignet haben ſoll. Noͤrdlicher, mehr gegen Arka-
dien, oͤffnet ſich die von Huͤgeln und Bergen umgebene
Ebene von Stenyklaros. Der Weſten des Landes iſt
mehr gebirgig, doch ohne ſo ſteile Gipfel, wie Tay-
getos; gegen die Neda hin, an der Graͤnze Arkadiens,
nimmt die Gegend den hoͤchſten Charakter wilder und
romantiſcher Scenerie an.
4.
Argolis wird gebildet durch einen Gebirgs-
zug, der vom Arkadiſchen Kyllene und Parthenion ab-
1 Buch 3, 2.
2 Str. 8, 366.
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