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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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stades fortlaufen, und theils unter sich, theils mit dem
Meere in Verbindung stehn. Der Strom Alpheios
fließt bei dieser Beschaffenheit des Landes ziemlich lang-
sam zwischen Hügelketten und kleinen Ebenen ins Meer.
Gegen Süden wird das Land gebirgiger, und schließt
sich in seiner Natur näher an Arkadien an.

6.

Wenn man sich nun dies eigenthümliche Land
vor der Urbarmachung und Cultur vorstellen will: so
giebt es einen sonderbaren Anblick. Die Wässer Arka-
diens sind offenbar mehr geeignet, die hohlen Niederun-
gen zu füllen, oder unregelmäßig zu überschwemmen,
als im ruhigen Laufe zu befruchten. Die Thäler von
Stymphalos, Pheneos, Orchomenos, Kaphyä in Arka-
dien bedurften Canäle, Dämme u. dgl., um nur dem
Ackerbaue dienen zu können. Einen Theil der Argivi-
schen Ebene mußte man durch Sorgfalt trocken erhalten,
damit er nicht zum Lernäischen Sumpfe würde. Der
untere Lauf des Eurotas forderte eine künstliche Rege-
lung; daß sie ihm im Laufe der Zeit zu Theil geworden,
zeigen noch 1 die Reste von Kay's, die den Fluß zu ei-
nem Canal machen. Das alte Nestorische Pylos lag
an einem Flüßchen (Anigros), welches jetzt, da es ver-
sumpft, die Gegend zu einem sehr ungesunden Aufent-
halte macht; bei Lerna darf kein Reisender ohne Gefahr
eine Nacht zubringen. So war es nicht blos, um den
Boden zu benutzen, sondern um die Existenz zu sichern,
an vielen Stellen des Peloponnes von Anfang an nöthig,
die Natur durch Kunst zu regeln. Jetzt sind bei der
Trägheit, die die unmittelbare Folge der Unterdrückung

1 Ich traue hier dem sonst glaubwürdigen Journal des jün-
gern Fourmont, der auch eiserne Ringe an den Steinquadern ge-
sehen haben will.

ſtades fortlaufen, und theils unter ſich, theils mit dem
Meere in Verbindung ſtehn. Der Strom Alpheios
fließt bei dieſer Beſchaffenheit des Landes ziemlich lang-
ſam zwiſchen Huͤgelketten und kleinen Ebenen ins Meer.
Gegen Suͤden wird das Land gebirgiger, und ſchließt
ſich in ſeiner Natur naͤher an Arkadien an.

6.

Wenn man ſich nun dies eigenthuͤmliche Land
vor der Urbarmachung und Cultur vorſtellen will: ſo
giebt es einen ſonderbaren Anblick. Die Waͤſſer Arka-
diens ſind offenbar mehr geeignet, die hohlen Niederun-
gen zu fuͤllen, oder unregelmaͤßig zu uͤberſchwemmen,
als im ruhigen Laufe zu befruchten. Die Thaͤler von
Stymphalos, Pheneos, Orchomenos, Kaphyaͤ in Arka-
dien bedurften Canaͤle, Daͤmme u. dgl., um nur dem
Ackerbaue dienen zu koͤnnen. Einen Theil der Argivi-
ſchen Ebene mußte man durch Sorgfalt trocken erhalten,
damit er nicht zum Lernaͤiſchen Sumpfe wuͤrde. Der
untere Lauf des Eurotas forderte eine kuͤnſtliche Rege-
lung; daß ſie ihm im Laufe der Zeit zu Theil geworden,
zeigen noch 1 die Reſte von Kay’s, die den Fluß zu ei-
nem Canal machen. Das alte Neſtoriſche Pylos lag
an einem Fluͤßchen (Anigros), welches jetzt, da es ver-
ſumpft, die Gegend zu einem ſehr ungeſunden Aufent-
halte macht; bei Lerna darf kein Reiſender ohne Gefahr
eine Nacht zubringen. So war es nicht blos, um den
Boden zu benutzen, ſondern um die Exiſtenz zu ſichern,
an vielen Stellen des Peloponnes von Anfang an noͤthig,
die Natur durch Kunſt zu regeln. Jetzt ſind bei der
Traͤgheit, die die unmittelbare Folge der Unterdruͤckung

1 Ich traue hier dem ſonſt glaubwuͤrdigen Journal des juͤn-
gern Fourmont, der auch eiſerne Ringe an den Steinquadern ge-
ſehen haben will.
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[73/0103] ſtades fortlaufen, und theils unter ſich, theils mit dem Meere in Verbindung ſtehn. Der Strom Alpheios fließt bei dieſer Beſchaffenheit des Landes ziemlich lang- ſam zwiſchen Huͤgelketten und kleinen Ebenen ins Meer. Gegen Suͤden wird das Land gebirgiger, und ſchließt ſich in ſeiner Natur naͤher an Arkadien an. 6. Wenn man ſich nun dies eigenthuͤmliche Land vor der Urbarmachung und Cultur vorſtellen will: ſo giebt es einen ſonderbaren Anblick. Die Waͤſſer Arka- diens ſind offenbar mehr geeignet, die hohlen Niederun- gen zu fuͤllen, oder unregelmaͤßig zu uͤberſchwemmen, als im ruhigen Laufe zu befruchten. Die Thaͤler von Stymphalos, Pheneos, Orchomenos, Kaphyaͤ in Arka- dien bedurften Canaͤle, Daͤmme u. dgl., um nur dem Ackerbaue dienen zu koͤnnen. Einen Theil der Argivi- ſchen Ebene mußte man durch Sorgfalt trocken erhalten, damit er nicht zum Lernaͤiſchen Sumpfe wuͤrde. Der untere Lauf des Eurotas forderte eine kuͤnſtliche Rege- lung; daß ſie ihm im Laufe der Zeit zu Theil geworden, zeigen noch 1 die Reſte von Kay’s, die den Fluß zu ei- nem Canal machen. Das alte Neſtoriſche Pylos lag an einem Fluͤßchen (Anigros), welches jetzt, da es ver- ſumpft, die Gegend zu einem ſehr ungeſunden Aufent- halte macht; bei Lerna darf kein Reiſender ohne Gefahr eine Nacht zubringen. So war es nicht blos, um den Boden zu benutzen, ſondern um die Exiſtenz zu ſichern, an vielen Stellen des Peloponnes von Anfang an noͤthig, die Natur durch Kunſt zu regeln. Jetzt ſind bei der Traͤgheit, die die unmittelbare Folge der Unterdruͤckung 1 Ich traue hier dem ſonſt glaubwuͤrdigen Journal des juͤn- gern Fourmont, der auch eiſerne Ringe an den Steinquadern ge- ſehen haben will.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/103>, abgerufen am 24.11.2024.