Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

gos, und unter den Auspicien Argivischer Götter und
Heroen geführt seien 1. Erstens werden Argeier und
Rhodier als Gründer zusammen genannt, wie bei Soloi,
welches die letztern doch selbst vor dem Römischen Se-
nate nur als Schwesterstadt vertheidigten 2. Wie man
aber Heroen zu Gründern nahm, davon ist gleich die
genannte Stadt ein klares Beispiel. Denn hier sollte
der Argeiische Weissager Amphilochos hingekommen sein,
und schon in Hesiodischen Gedichten war von ihm er-
zählt, daß ihn Apollon zu Soloi getödtet habe 3. Wei-
ter führt folgendes Beispiel. Phaselis bauten die Rho-
dier zu derselben Zeit wie Gela; der Gründer wird
Lakios genannt, den das Delphische Orakel nach Mor-
gen, wie den Antiphemos nach Abend, gesandt habe 4.
Nun ist aber in einem andern Abschnitte bemerkt 5,
daß Lakios eine kretische Form ist für Rhakios, und
so der Mann der Manto, Vater des Mopsos, der
alte mythische Prophet des Klarischen Tempels, heißt.
Damit wir nicht zweifeln, daß dieser gemeint ist, sagt
die Sage auch, daß Mopsos, der Sohn des Rhakios,
Phaselis gegründet 6; sie nennt Pamphylia selbst Toch-
ter des Rhakios und der Manto 7; sie behandelt end-
lich Lakios völlig consequent als Zeitgenossen und Mit-
gründer des Mopsos, den mit diesem zugleich die

1 Auch mag sich Diomedes des Argeiers Ankunft bei den Dau-
niern auf die Anlage von Elpiä beziehen. Er kommt mit Do-
riern.
Antonin. Lib. 37.
2 Polyb. Exc. Leg. 22, 7, 11.
Liv. 37, 56.
3 bei Str. 14. S. 676 b.
4 Steph. Byz.
Gela. vgl. Athen. 7, 297. aus Heropythos Oroi Kolophonion und
Philostephanos p. ton en Asia poleon.
5 Buch 2, 2.
6 Pompon. Mela 1, 14. Die Sage ist sehr alt. Aus Kallinos
Str. 14, 668. tous laous meta Mopsou ton Tauron uperthentas
tous men en Pamphulia meinai, tous den Kilikia meristhenai kai
Suria, mekhri kai Phoinikes. Vgl. noch über Mopsos in Pamphy-
lien Klem. Strom. 1. S. 334.
7 Str. 14. p. 675 u. Aa.
II. 8

gos, und unter den Auſpicien Argiviſcher Goͤtter und
Heroen gefuͤhrt ſeien 1. Erſtens werden Argeier und
Rhodier als Gruͤnder zuſammen genannt, wie bei Soloi,
welches die letztern doch ſelbſt vor dem Roͤmiſchen Se-
nate nur als Schweſterſtadt vertheidigten 2. Wie man
aber Heroen zu Gruͤndern nahm, davon iſt gleich die
genannte Stadt ein klares Beiſpiel. Denn hier ſollte
der Argeiiſche Weiſſager Amphilochos hingekommen ſein,
und ſchon in Heſiodiſchen Gedichten war von ihm er-
zaͤhlt, daß ihn Apollon zu Soloi getoͤdtet habe 3. Wei-
ter fuͤhrt folgendes Beiſpiel. Phaſelis bauten die Rho-
dier zu derſelben Zeit wie Gela; der Gruͤnder wird
Lakios genannt, den das Delphiſche Orakel nach Mor-
gen, wie den Antiphemos nach Abend, geſandt habe 4.
Nun iſt aber in einem andern Abſchnitte bemerkt 5,
daß Lakios eine kretiſche Form iſt fuͤr Rhakios, und
ſo der Mann der Manto, Vater des Mopſos, der
alte mythiſche Prophet des Klariſchen Tempels, heißt.
Damit wir nicht zweifeln, daß dieſer gemeint iſt, ſagt
die Sage auch, daß Mopſos, der Sohn des Rhakios,
Phaſelis gegruͤndet 6; ſie nennt Pamphylia ſelbſt Toch-
ter des Rhakios und der Manto 7; ſie behandelt end-
lich Lakios voͤllig conſequent als Zeitgenoſſen und Mit-
gruͤnder des Mopſos, den mit dieſem zugleich die

1 Auch mag ſich Diomedes des Argeiers Ankunft bei den Dau-
niern auf die Anlage von Elpiaͤ beziehen. Er kommt mit Do-
riern.
Antonin. Lib. 37.
2 Polyb. Exc. Leg. 22, 7, 11.
Liv. 37, 56.
3 bei Str. 14. S. 676 b.
4 Steph. Byz.
Γέλα. vgl. Athen. 7, 297. aus Heropythos Ὦϱοι Κολοφωνίων und
Philoſtephanos π. τῶν ἐν Ἀσίᾳ πόλεων.
5 Buch 2, 2.
6 Pompon. Mela 1, 14. Die Sage iſt ſehr alt. Aus Kallinos
Str. 14, 668. τοὺς λαοὺς μετὰ Μόψου τὸν Ταῦϱον ὑπεϱϑέντας
τοὺς μἑν ἐν Παμφυλίᾳ μεῖναι, τοὺς δ̛ἐν Κιλικίᾳ μεϱισϑῆναι καὶ
Συϱίᾳ, μέχϱι καὶ Φοινίκης. Vgl. noch uͤber Mopſos in Pamphy-
lien Klem. Strom. 1. S. 334.
7 Str. 14. p. 675 u. Aa.
II. 8
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0143" n="113"/>
gos, und unter den Au&#x017F;picien Argivi&#x017F;cher Go&#x0364;tter und<lb/>
Heroen gefu&#x0364;hrt &#x017F;eien <note place="foot" n="1">Auch mag &#x017F;ich Diomedes des Argeiers Ankunft bei den Dau-<lb/>
niern auf die Anlage von Elpia&#x0364; beziehen. Er kommt <hi rendition="#g">mit Do-<lb/>
riern.</hi> Antonin. Lib. 37.</note>. Er&#x017F;tens werden Argeier und<lb/>
Rhodier als Gru&#x0364;nder zu&#x017F;ammen genannt, wie bei Soloi,<lb/>
welches die letztern doch &#x017F;elb&#x017F;t vor dem Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Se-<lb/>
nate nur als Schwe&#x017F;ter&#x017F;tadt vertheidigten <note place="foot" n="2">Polyb. <hi rendition="#aq">Exc. Leg.</hi> 22, 7, 11.<lb/>
Liv. 37, 56.</note>. Wie man<lb/>
aber Heroen zu Gru&#x0364;ndern nahm, davon i&#x017F;t gleich die<lb/>
genannte Stadt ein klares Bei&#x017F;piel. Denn hier &#x017F;ollte<lb/>
der Argeii&#x017F;che Wei&#x017F;&#x017F;ager Amphilochos hingekommen &#x017F;ein,<lb/>
und &#x017F;chon in He&#x017F;iodi&#x017F;chen Gedichten war von ihm er-<lb/>
za&#x0364;hlt, daß ihn Apollon zu Soloi geto&#x0364;dtet habe <note place="foot" n="3">bei Str. 14. S. 676 <hi rendition="#aq">b.</hi></note>. Wei-<lb/>
ter fu&#x0364;hrt folgendes Bei&#x017F;piel. Pha&#x017F;elis bauten die Rho-<lb/>
dier zu der&#x017F;elben Zeit wie Gela; der Gru&#x0364;nder wird<lb/>
Lakios genannt, den das Delphi&#x017F;che Orakel nach Mor-<lb/>
gen, wie den Antiphemos nach Abend, ge&#x017F;andt habe <note place="foot" n="4">Steph. Byz.<lb/>
&#x0393;&#x03AD;&#x03BB;&#x03B1;. vgl. Athen. 7, 297. aus Heropythos &#x1F6E;&#x03F1;&#x03BF;&#x03B9; &#x039A;&#x03BF;&#x03BB;&#x03BF;&#x03C6;&#x03C9;&#x03BD;&#x03AF;&#x03C9;&#x03BD; und<lb/>
Philo&#x017F;tephanos &#x03C0;. &#x03C4;&#x1FF6;&#x03BD; &#x1F10;&#x03BD; &#x1F08;&#x03C3;&#x03AF;&#x1FB3; &#x03C0;&#x03CC;&#x03BB;&#x03B5;&#x03C9;&#x03BD;.</note>.<lb/>
Nun i&#x017F;t aber in einem andern Ab&#x017F;chnitte bemerkt <note place="foot" n="5">Buch 2, 2.</note>,<lb/>
daß Lakios eine kreti&#x017F;che Form i&#x017F;t fu&#x0364;r Rhakios, und<lb/>
&#x017F;o der Mann der Manto, Vater des Mop&#x017F;os, der<lb/>
alte mythi&#x017F;che Prophet des Klari&#x017F;chen Tempels, heißt.<lb/>
Damit wir nicht zweifeln, daß die&#x017F;er gemeint i&#x017F;t, &#x017F;agt<lb/>
die Sage auch, daß Mop&#x017F;os, der Sohn des Rhakios,<lb/>
Pha&#x017F;elis gegru&#x0364;ndet <note place="foot" n="6">Pompon. Mela 1, 14. Die Sage i&#x017F;t &#x017F;ehr alt. Aus <hi rendition="#g">Kallinos</hi><lb/>
Str. 14, 668. &#x03C4;&#x03BF;&#x1F7A;&#x03C2; &#x03BB;&#x03B1;&#x03BF;&#x1F7A;&#x03C2; &#x03BC;&#x03B5;&#x03C4;&#x1F70; &#x039C;&#x03CC;&#x03C8;&#x03BF;&#x03C5; &#x03C4;&#x1F78;&#x03BD; &#x03A4;&#x03B1;&#x1FE6;&#x03F1;&#x03BF;&#x03BD; &#x1F51;&#x03C0;&#x03B5;&#x03F1;&#x03D1;&#x03AD;&#x03BD;&#x03C4;&#x03B1;&#x03C2;<lb/>
&#x03C4;&#x03BF;&#x1F7A;&#x03C2; &#x03BC;&#x1F11;&#x03BD; &#x1F10;&#x03BD; &#x03A0;&#x03B1;&#x03BC;&#x03C6;&#x03C5;&#x03BB;&#x03AF;&#x1FB3; &#x03BC;&#x03B5;&#x1FD6;&#x03BD;&#x03B1;&#x03B9;, &#x03C4;&#x03BF;&#x1F7A;&#x03C2; &#x03B4;&#x031B;&#x1F10;&#x03BD; &#x039A;&#x03B9;&#x03BB;&#x03B9;&#x03BA;&#x03AF;&#x1FB3; &#x03BC;&#x03B5;&#x03F1;&#x03B9;&#x03C3;&#x03D1;&#x1FC6;&#x03BD;&#x03B1;&#x03B9; &#x03BA;&#x03B1;&#x1F76;<lb/>
&#x03A3;&#x03C5;&#x03F1;&#x03AF;&#x1FB3;, &#x03BC;&#x03AD;&#x03C7;&#x03F1;&#x03B9; &#x03BA;&#x03B1;&#x1F76; &#x03A6;&#x03BF;&#x03B9;&#x03BD;&#x03AF;&#x03BA;&#x03B7;&#x03C2;. Vgl. noch u&#x0364;ber Mop&#x017F;os in Pamphy-<lb/>
lien Klem. Strom. 1. S. 334.</note>; &#x017F;ie nennt Pamphylia &#x017F;elb&#x017F;t Toch-<lb/>
ter des Rhakios und der Manto <note place="foot" n="7">Str. 14. <hi rendition="#aq">p.</hi> 675 u. Aa.</note>; &#x017F;ie behandelt end-<lb/>
lich Lakios vo&#x0364;llig con&#x017F;equent als Zeitgeno&#x017F;&#x017F;en und Mit-<lb/>
gru&#x0364;nder des Mop&#x017F;os, den mit die&#x017F;em zugleich die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II.</hi> 8</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0143] gos, und unter den Auſpicien Argiviſcher Goͤtter und Heroen gefuͤhrt ſeien 1. Erſtens werden Argeier und Rhodier als Gruͤnder zuſammen genannt, wie bei Soloi, welches die letztern doch ſelbſt vor dem Roͤmiſchen Se- nate nur als Schweſterſtadt vertheidigten 2. Wie man aber Heroen zu Gruͤndern nahm, davon iſt gleich die genannte Stadt ein klares Beiſpiel. Denn hier ſollte der Argeiiſche Weiſſager Amphilochos hingekommen ſein, und ſchon in Heſiodiſchen Gedichten war von ihm er- zaͤhlt, daß ihn Apollon zu Soloi getoͤdtet habe 3. Wei- ter fuͤhrt folgendes Beiſpiel. Phaſelis bauten die Rho- dier zu derſelben Zeit wie Gela; der Gruͤnder wird Lakios genannt, den das Delphiſche Orakel nach Mor- gen, wie den Antiphemos nach Abend, geſandt habe 4. Nun iſt aber in einem andern Abſchnitte bemerkt 5, daß Lakios eine kretiſche Form iſt fuͤr Rhakios, und ſo der Mann der Manto, Vater des Mopſos, der alte mythiſche Prophet des Klariſchen Tempels, heißt. Damit wir nicht zweifeln, daß dieſer gemeint iſt, ſagt die Sage auch, daß Mopſos, der Sohn des Rhakios, Phaſelis gegruͤndet 6; ſie nennt Pamphylia ſelbſt Toch- ter des Rhakios und der Manto 7; ſie behandelt end- lich Lakios voͤllig conſequent als Zeitgenoſſen und Mit- gruͤnder des Mopſos, den mit dieſem zugleich die 1 Auch mag ſich Diomedes des Argeiers Ankunft bei den Dau- niern auf die Anlage von Elpiaͤ beziehen. Er kommt mit Do- riern. Antonin. Lib. 37. 2 Polyb. Exc. Leg. 22, 7, 11. Liv. 37, 56. 3 bei Str. 14. S. 676 b. 4 Steph. Byz. Γέλα. vgl. Athen. 7, 297. aus Heropythos Ὦϱοι Κολοφωνίων und Philoſtephanos π. τῶν ἐν Ἀσίᾳ πόλεων. 5 Buch 2, 2. 6 Pompon. Mela 1, 14. Die Sage iſt ſehr alt. Aus Kallinos Str. 14, 668. τοὺς λαοὺς μετὰ Μόψου τὸν Ταῦϱον ὑπεϱϑέντας τοὺς μἑν ἐν Παμφυλίᾳ μεῖναι, τοὺς δ̛ἐν Κιλικίᾳ μεϱισϑῆναι καὶ Συϱίᾳ, μέχϱι καὶ Φοινίκης. Vgl. noch uͤber Mopſos in Pamphy- lien Klem. Strom. 1. S. 334. 7 Str. 14. p. 675 u. Aa. II. 8

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/143
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/143>, abgerufen am 09.11.2024.