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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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Manto ausgesandt 1. Was folgt daraus? Daß es
kein Lakios war, der persönlich die Lindier nach Pha-
selis führte, sondern ein ideales Wesen, und wahr-
scheinlich eine Personificirung des Klarischen Orakels,
welches dabei mitwirken mochte 2. Daß auch der ge-
genüberstehende Antiophemos nichts anders sei, werden
gewandte Mythenerklärer daraus leicht abnehmen. Um
nun aber auch der Mutterstadt Argos an den Pam-
phylischen Colonien mythischen Antheil zu geben, muß
Amphilochos, der zur Amythaonidenfamilie gehört, nebst
Kalchas an ihnen überall Antheil nehmen; und vielleicht,
daß wirklich auch Argivische Weissager, die sich zur
Familie dieses Weissager-Heros rechneten, von den
Rhodiern zugezogen wurden.

6.

Nun werden wir etwas tiefer in die dunkeln
Sagen der Kilikischen Städte Mallos, Mopsuestia,
Mopsukrene blicken können. In deren Gründungsfabeln
stehn immer Amphilochos und Mopsos zusammen; zu-
gleich wird der Argivische Ursprung sehr hervorgehoben;
Cicero nennt beide Weissager Könige von Argos 3.
Auch hier dürfen wir also annehmen, daß Weissager
der Metropolis herbeigeholt wurden, man kann die
Propheten des Amphilochischen Orakels von Mallos sich
wirklich von da entsprossen denken, obgleich auch im-
mer wieder, wie unten gezeigt werden wird 4, Klarischer
Dienst hineinwirkt, aber die Vermittler, die eigentli-
chen Anpflanzer, konnten nur ein seefahrendes Volk,
die Rhodier, sein. Weil aber diese Anpflanzungen in
eine verhältnißmäßig frühe Zeit trafen, in der die Co-

1 Philosteph. a. O.
2 Auch Rhodia unweit Phaselis ist
sicher eine Rhodische Colonie, und Mopsos (Theopomp bei Photios
cod. 176.) nur Gründer im obigen Sinn. Eben so wohl Lyrnes-
sos. vgl. Raoul-Roch. 2. S. 404 ff., der indeß von Alledem nichts
entdeckt hat.
3 de div. 1, 40.
4 Buch 2. K. 2.

Manto ausgeſandt 1. Was folgt daraus? Daß es
kein Lakios war, der perſoͤnlich die Lindier nach Pha-
ſelis fuͤhrte, ſondern ein ideales Weſen, und wahr-
ſcheinlich eine Perſonificirung des Klariſchen Orakels,
welches dabei mitwirken mochte 2. Daß auch der ge-
genuͤberſtehende Αντιόφημος nichts anders ſei, werden
gewandte Mythenerklaͤrer daraus leicht abnehmen. Um
nun aber auch der Mutterſtadt Argos an den Pam-
phyliſchen Colonien mythiſchen Antheil zu geben, muß
Amphilochos, der zur Amythaonidenfamilie gehoͤrt, nebſt
Kalchas an ihnen uͤberall Antheil nehmen; und vielleicht,
daß wirklich auch Argiviſche Weiſſager, die ſich zur
Familie dieſes Weiſſager-Heros rechneten, von den
Rhodiern zugezogen wurden.

6.

Nun werden wir etwas tiefer in die dunkeln
Sagen der Kilikiſchen Staͤdte Mallos, Mopſueſtia,
Mopſukrene blicken koͤnnen. In deren Gruͤndungsfabeln
ſtehn immer Amphilochos und Mopſos zuſammen; zu-
gleich wird der Argiviſche Urſprung ſehr hervorgehoben;
Cicero nennt beide Weiſſager Koͤnige von Argos 3.
Auch hier duͤrfen wir alſo annehmen, daß Weiſſager
der Metropolis herbeigeholt wurden, man kann die
Propheten des Amphilochiſchen Orakels von Mallos ſich
wirklich von da entſproſſen denken, obgleich auch im-
mer wieder, wie unten gezeigt werden wird 4, Klariſcher
Dienſt hineinwirkt, aber die Vermittler, die eigentli-
chen Anpflanzer, konnten nur ein ſeefahrendes Volk,
die Rhodier, ſein. Weil aber dieſe Anpflanzungen in
eine verhaͤltnißmaͤßig fruͤhe Zeit trafen, in der die Co-

1 Philoſteph. a. O.
2 Auch Rhodia unweit Phaſelis iſt
ſicher eine Rhodiſche Colonie, und Mopſos (Theopomp bei Photios
cod. 176.) nur Gruͤnder im obigen Sinn. Eben ſo wohl Lyrneſ-
ſos. vgl. Raoul-Roch. 2. S. 404 ff., der indeß von Alledem nichts
entdeckt hat.
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[114/0144] Manto ausgeſandt 1. Was folgt daraus? Daß es kein Lakios war, der perſoͤnlich die Lindier nach Pha- ſelis fuͤhrte, ſondern ein ideales Weſen, und wahr- ſcheinlich eine Perſonificirung des Klariſchen Orakels, welches dabei mitwirken mochte 2. Daß auch der ge- genuͤberſtehende Αντιόφημος nichts anders ſei, werden gewandte Mythenerklaͤrer daraus leicht abnehmen. Um nun aber auch der Mutterſtadt Argos an den Pam- phyliſchen Colonien mythiſchen Antheil zu geben, muß Amphilochos, der zur Amythaonidenfamilie gehoͤrt, nebſt Kalchas an ihnen uͤberall Antheil nehmen; und vielleicht, daß wirklich auch Argiviſche Weiſſager, die ſich zur Familie dieſes Weiſſager-Heros rechneten, von den Rhodiern zugezogen wurden. 6. Nun werden wir etwas tiefer in die dunkeln Sagen der Kilikiſchen Staͤdte Mallos, Mopſueſtia, Mopſukrene blicken koͤnnen. In deren Gruͤndungsfabeln ſtehn immer Amphilochos und Mopſos zuſammen; zu- gleich wird der Argiviſche Urſprung ſehr hervorgehoben; Cicero nennt beide Weiſſager Koͤnige von Argos 3. Auch hier duͤrfen wir alſo annehmen, daß Weiſſager der Metropolis herbeigeholt wurden, man kann die Propheten des Amphilochiſchen Orakels von Mallos ſich wirklich von da entſproſſen denken, obgleich auch im- mer wieder, wie unten gezeigt werden wird 4, Klariſcher Dienſt hineinwirkt, aber die Vermittler, die eigentli- chen Anpflanzer, konnten nur ein ſeefahrendes Volk, die Rhodier, ſein. Weil aber dieſe Anpflanzungen in eine verhaͤltnißmaͤßig fruͤhe Zeit trafen, in der die Co- 1 Philoſteph. a. O. 2 Auch Rhodia unweit Phaſelis iſt ſicher eine Rhodiſche Colonie, und Mopſos (Theopomp bei Photios cod. 176.) nur Gruͤnder im obigen Sinn. Eben ſo wohl Lyrneſ- ſos. vgl. Raoul-Roch. 2. S. 404 ff., der indeß von Alledem nichts entdeckt hat. 3 de div. 1, 40. 4 Buch 2. K. 2.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/144>, abgerufen am 21.11.2024.