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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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Monate abwichen". Eratosthenes und Apollodoros
bauten die Zeitrechnung, besonders vor den Olympia-
den, auf dieselben Listen der Könige 1; beide rechneten
fast übereinstimmend von dem Heraklidenzuge bis Olymp.
I. 327 oder 328 Jahre 2, welche Rechnung ohne An-
gaben der Regierungslänge aller Könige nicht möglich
war 3. Den Lykurg aber setzte Erotosthenes 108 Jahre
vor die erste Olympiade 4, wobei er sicher auf den
Diskos des Iphitos baut; damit stimmt ziemlich Apol-
lodors Angabe, daß Homer, 148 Jahre vor der 1sten
Olymp. blühend, des jungen Lykurgs Zeitgenoß gewe-
sey 5. Es scheint indessen Lykurg in keiner anagraphe
der Könige gestanden zu haben, weil es dann unmög-
lich hätte geschehen können, daß ihn Herodot den Vor-
mund seines Neffen Labotas, des Eurystheniden nennt 6,
Simonides -- der doch viel mit dem Könige Pausa-
nias umgegangen war 7 -- Sohn des Prokliden Pry-
tanis, Andre des Eunomos und Vormund seines Nef-
fen Charilaos 8, -- wenn es eine hinlänglich beglau-

1 Plut. Lyk. 1. Diod. 1, 5., der die anagraphe der Könige
ein parapegma nennt. Eusebios sagt, daß mit Anfang der Olymp.
Lacedaemoniorum reges defecerunt, welcher Irrthum daher
entstanden, daß die Listen hier endeten, die zur Berechnung der
vorhergehenden Periode gemacht waren.
2 Apollod. bei Diod.
a. O. Eratosth. bei Klem. Alex. Strom. 1. S. 336. ed. Colon.
vgl. Tatian adv. Graecos p. 174. Censorin de die nat. 21.
Euseb. Skal. S. 23.
3 Nach Menschenaltern rechnete indeß
wahrscheinlich Dieuchidas den Lykurg (ekton apo Prokleous bei
Plut. Lyk. 2. vgl. Solin 16. Str. 10, 481.) 290 Jahre nach
Troja, nemlich 8 x 33 1integral3 + 24 (dies für Lykurgs akme). Klem. a. O.
4 bei Klem. vgl. Diodor de virt. et vit. p. 547. Vales.
5 S.
411. Fragm. ed. Heyne, aus Tatian und Klem. 1. S. 327. vgl.
S. 309. Paus. 3, 2, 4. Eusebios Citat des Apollodor beim 18ten
Jahre des Alkamenes ist falsch, wie man auch aus Plut. Lyk. 1.
sieht.
6 1, 65. Paus. 3, 2, 3.
7 Aelian V. G. 9, 41.
8 bei Plut. Lyk. 2. Das letzte auch Aristot. Polit. 2, 7, 1.

Monate abwichen”. Eratoſthenes und Apollodoros
bauten die Zeitrechnung, beſonders vor den Olympia-
den, auf dieſelben Liſten der Koͤnige 1; beide rechneten
faſt uͤbereinſtimmend von dem Heraklidenzuge bis Olymp.
I. 327 oder 328 Jahre 2, welche Rechnung ohne An-
gaben der Regierungslaͤnge aller Koͤnige nicht moͤglich
war 3. Den Lykurg aber ſetzte Erotoſthenes 108 Jahre
vor die erſte Olympiade 4, wobei er ſicher auf den
Diskos des Iphitos baut; damit ſtimmt ziemlich Apol-
lodors Angabe, daß Homer, 148 Jahre vor der 1ſten
Olymp. bluͤhend, des jungen Lykurgs Zeitgenoß gewe-
ſey 5. Es ſcheint indeſſen Lykurg in keiner ἀναγϱαφὴ
der Koͤnige geſtanden zu haben, weil es dann unmoͤg-
lich haͤtte geſchehen koͤnnen, daß ihn Herodot den Vor-
mund ſeines Neffen Labotas, des Euryſtheniden nennt 6,
Simonides — der doch viel mit dem Koͤnige Pauſa-
nias umgegangen war 7 — Sohn des Prokliden Pry-
tanis, Andre des Eunomos und Vormund ſeines Nef-
fen Charilaos 8, — wenn es eine hinlaͤnglich beglau-

1 Plut. Lyk. 1. Diod. 1, 5., der die ἀναγϱαφὴ der Koͤnige
ein παϱάπηγμα nennt. Euſebios ſagt, daß mit Anfang der Olymp.
Lacedaemoniorum reges defecerunt, welcher Irrthum daher
entſtanden, daß die Liſten hier endeten, die zur Berechnung der
vorhergehenden Periode gemacht waren.
2 Apollod. bei Diod.
a. O. Eratoſth. bei Klem. Alex. Strom. 1. S. 336. ed. Colon.
vgl. Tatian adv. Graecos p. 174. Cenſorin de die nat. 21.
Euſeb. Skal. S. 23.
3 Nach Menſchenaltern rechnete indeß
wahrſcheinlich Dieuchidas den Lykurg (ἕκτον ἀπὸ Πϱοκλέους bei
Plut. Lyk. 2. vgl. Solin 16. Str. 10, 481.) 290 Jahre nach
Troja, nemlich 8 x 33 1∫3 + 24 (dies fuͤr Lykurgs ἀκμή). Klem. a. O.
4 bei Klem. vgl. Diodor de virt. et vit. p. 547. Vales.
5 S.
411. Fragm. ed. Heyne, aus Tatian und Klem. 1. S. 327. vgl.
S. 309. Pauſ. 3, 2, 4. Euſebios Citat des Apollodor beim 18ten
Jahre des Alkamenes iſt falſch, wie man auch aus Plut. Lyk. 1.
ſieht.
6 1, 65. Pauſ. 3, 2, 3.
7 Aelian V. G. 9, 41.
8 bei Plut. Lyk. 2. Das letzte auch Ariſtot. Polit. 2, 7, 1.
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[132/0162] Monate abwichen”. Eratoſthenes und Apollodoros bauten die Zeitrechnung, beſonders vor den Olympia- den, auf dieſelben Liſten der Koͤnige 1; beide rechneten faſt uͤbereinſtimmend von dem Heraklidenzuge bis Olymp. I. 327 oder 328 Jahre 2, welche Rechnung ohne An- gaben der Regierungslaͤnge aller Koͤnige nicht moͤglich war 3. Den Lykurg aber ſetzte Erotoſthenes 108 Jahre vor die erſte Olympiade 4, wobei er ſicher auf den Diskos des Iphitos baut; damit ſtimmt ziemlich Apol- lodors Angabe, daß Homer, 148 Jahre vor der 1ſten Olymp. bluͤhend, des jungen Lykurgs Zeitgenoß gewe- ſey 5. Es ſcheint indeſſen Lykurg in keiner ἀναγϱαφὴ der Koͤnige geſtanden zu haben, weil es dann unmoͤg- lich haͤtte geſchehen koͤnnen, daß ihn Herodot den Vor- mund ſeines Neffen Labotas, des Euryſtheniden nennt 6, Simonides — der doch viel mit dem Koͤnige Pauſa- nias umgegangen war 7 — Sohn des Prokliden Pry- tanis, Andre des Eunomos und Vormund ſeines Nef- fen Charilaos 8, — wenn es eine hinlaͤnglich beglau- 1 Plut. Lyk. 1. Diod. 1, 5., der die ἀναγϱαφὴ der Koͤnige ein παϱάπηγμα nennt. Euſebios ſagt, daß mit Anfang der Olymp. Lacedaemoniorum reges defecerunt, welcher Irrthum daher entſtanden, daß die Liſten hier endeten, die zur Berechnung der vorhergehenden Periode gemacht waren. 2 Apollod. bei Diod. a. O. Eratoſth. bei Klem. Alex. Strom. 1. S. 336. ed. Colon. vgl. Tatian adv. Graecos p. 174. Cenſorin de die nat. 21. Euſeb. Skal. S. 23. 3 Nach Menſchenaltern rechnete indeß wahrſcheinlich Dieuchidas den Lykurg (ἕκτον ἀπὸ Πϱοκλέους bei Plut. Lyk. 2. vgl. Solin 16. Str. 10, 481.) 290 Jahre nach Troja, nemlich 8 x 33 1∫3 + 24 (dies fuͤr Lykurgs ἀκμή). Klem. a. O. 4 bei Klem. vgl. Diodor de virt. et vit. p. 547. Vales. 5 S. 411. Fragm. ed. Heyne, aus Tatian und Klem. 1. S. 327. vgl. S. 309. Pauſ. 3, 2, 4. Euſebios Citat des Apollodor beim 18ten Jahre des Alkamenes iſt falſch, wie man auch aus Plut. Lyk. 1. ſieht. 6 1, 65. Pauſ. 3, 2, 3. 7 Aelian V. G. 9, 41. 8 bei Plut. Lyk. 2. Das letzte auch Ariſtot. Polit. 2, 7, 1.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/162>, abgerufen am 16.05.2024.