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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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bigte Genealogie des Mannes gegeben hätte. Dage-
gen sind die Abweichungen in der Aufzählung der Kö-
nige selbst unbedeutend; sie beschränken sich darauf, daß
in der Reihe der Prokliden Herodot (oder die Abschrei-
ber) den allgemein anerkannten Soos ausläßt, und
Eunomos und Polydektes gegen Pausanias umstellt.
Wie von diesen Königen, so müssen auch von den Re-
genten Korinths und der Bakchiadenfamilie Aufzeich-
nungen der Namen und Jahre existirt haben, da auch
diese Niemand zu erdichten verwegen genug sein konn-
te 1. Ueberhaupt gab es viele, namentlich Heraklidi-
sche Stammbäume, wie bei Kyrenäischen Familien 2,
bei den Ptolemäern 3, denen aber oft wenig Auktori-
tät zukommen konnte; in den letztgenannten ist die fre-
che Hand Alexandrinischen Schmeichler unverkennbar.
Die Eleischen grammata arkhaia, die Pausanias sah,
scheinen vollständige Geschlechtsregister von Oxylos bis
Iphitos herab gegeben zu haben 4, obgleich die Nach-
kommen des erstern nicht mehr Könige waren. Sie
nannten den Vater des Iphitos auch Iphitos im Wi-
derspruche mit der allgemeinen Annahme 5.


Ephor. bei Str. 10, 482. vgl. Dieuchidas. Thuk. 1, 18. setzt Lykurg
nicht viel vor 800 a. C. Timäos wußte sich nicht zu helfen, als
durch Annahme von zwei Lykurgen. Am meisten weicht Xenophon
ab (Staat der Laked. 10, citirt Plut. 1.), wo Lyk. kata tous
Erakleidas lebte, d. h. k. ten Er. kathodon.
1 Die Berechnung derselben giebt, ohne Zweifel aus Alexan-
drinischen Chronologen, Diodor Fragm. 6. S. 635., wo man mit
Wessel. nach Didymos 30 Jahre von der kathodos bis zur Herr-
schaft des Aletes annehmen muß, damit die Rechnung herauskom-
me. Eusebios hat dies versehen, da er Aletes dem Eurysthenes
gleichzeitig setzt.
2 S. 123. N. 1.
3 Aeginet. p. 62. vgl. Theokr.
17, 27.
4 5, 4, 3. läßt dies wohl schließen.
5 5, 4, 4.
Eine Inschrift in Olympia (vgl. Brunk Anal. 2. p. 193.) (nannte
ihn des Hämon, die gemeine Sage Praxonides Sohn. Schreibe
bei Euseb. (Hieronym.) Iphitus Praxonidis vel Aemonis f.

bigte Genealogie des Mannes gegeben haͤtte. Dage-
gen ſind die Abweichungen in der Aufzaͤhlung der Koͤ-
nige ſelbſt unbedeutend; ſie beſchraͤnken ſich darauf, daß
in der Reihe der Prokliden Herodot (oder die Abſchrei-
ber) den allgemein anerkannten Soos auslaͤßt, und
Eunomos und Polydektes gegen Pauſanias umſtellt.
Wie von dieſen Koͤnigen, ſo muͤſſen auch von den Re-
genten Korinths und der Bakchiadenfamilie Aufzeich-
nungen der Namen und Jahre exiſtirt haben, da auch
dieſe Niemand zu erdichten verwegen genug ſein konn-
te 1. Ueberhaupt gab es viele, namentlich Heraklidi-
ſche Stammbaͤume, wie bei Kyrenaͤiſchen Familien 2,
bei den Ptolemaͤern 3, denen aber oft wenig Auktori-
taͤt zukommen konnte; in den letztgenannten iſt die fre-
che Hand Alexandriniſchen Schmeichler unverkennbar.
Die Eleiſchen γράμματα ἀρχαῖα, die Pauſanias ſah,
ſcheinen vollſtaͤndige Geſchlechtsregiſter von Oxylos bis
Iphitos herab gegeben zu haben 4, obgleich die Nach-
kommen des erſtern nicht mehr Koͤnige waren. Sie
nannten den Vater des Iphitos auch Iphitos im Wi-
derſpruche mit der allgemeinen Annahme 5.


Ephor. bei Str. 10, 482. vgl. Dieuchidas. Thuk. 1, 18. ſetzt Lykurg
nicht viel vor 800 a. C. Timaͤos wußte ſich nicht zu helfen, als
durch Annahme von zwei Lykurgen. Am meiſten weicht Xenophon
ab (Staat der Laked. 10, citirt Plut. 1.), wo Lyk. κατὰ τοὺς
Ἠϱακλείδας lebte, d. h. κ. τὴν Ἡϱ. κάϑοδον.
1 Die Berechnung derſelben giebt, ohne Zweifel aus Alexan-
driniſchen Chronologen, Diodor Fragm. 6. S. 635., wo man mit
Weſſel. nach Didymos 30 Jahre von der κάθοδος bis zur Herr-
ſchaft des Aletes annehmen muß, damit die Rechnung herauskom-
me. Euſebios hat dies verſehen, da er Aletes dem Euryſthenes
gleichzeitig ſetzt.
2 S. 123. N. 1.
3 Aeginet. p. 62. vgl. Theokr.
17, 27.
4 5, 4, 3. laͤßt dies wohl ſchließen.
5 5, 4, 4.
Eine Inſchrift in Olympia (vgl. Brunk Anal. 2. p. 193.) (nannte
ihn des Haͤmon, die gemeine Sage Praxonides Sohn. Schreibe
bei Euſeb. (Hieronym.) Iphitus Praxonidis vel Aemonis f.
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[133/0163] bigte Genealogie des Mannes gegeben haͤtte. Dage- gen ſind die Abweichungen in der Aufzaͤhlung der Koͤ- nige ſelbſt unbedeutend; ſie beſchraͤnken ſich darauf, daß in der Reihe der Prokliden Herodot (oder die Abſchrei- ber) den allgemein anerkannten Soos auslaͤßt, und Eunomos und Polydektes gegen Pauſanias umſtellt. Wie von dieſen Koͤnigen, ſo muͤſſen auch von den Re- genten Korinths und der Bakchiadenfamilie Aufzeich- nungen der Namen und Jahre exiſtirt haben, da auch dieſe Niemand zu erdichten verwegen genug ſein konn- te 1. Ueberhaupt gab es viele, namentlich Heraklidi- ſche Stammbaͤume, wie bei Kyrenaͤiſchen Familien 2, bei den Ptolemaͤern 3, denen aber oft wenig Auktori- taͤt zukommen konnte; in den letztgenannten iſt die fre- che Hand Alexandriniſchen Schmeichler unverkennbar. Die Eleiſchen γράμματα ἀρχαῖα, die Pauſanias ſah, ſcheinen vollſtaͤndige Geſchlechtsregiſter von Oxylos bis Iphitos herab gegeben zu haben 4, obgleich die Nach- kommen des erſtern nicht mehr Koͤnige waren. Sie nannten den Vater des Iphitos auch Iphitos im Wi- derſpruche mit der allgemeinen Annahme 5. 8 1 Die Berechnung derſelben giebt, ohne Zweifel aus Alexan- driniſchen Chronologen, Diodor Fragm. 6. S. 635., wo man mit Weſſel. nach Didymos 30 Jahre von der κάθοδος bis zur Herr- ſchaft des Aletes annehmen muß, damit die Rechnung herauskom- me. Euſebios hat dies verſehen, da er Aletes dem Euryſthenes gleichzeitig ſetzt. 2 S. 123. N. 1. 3 Aeginet. p. 62. vgl. Theokr. 17, 27. 4 5, 4, 3. laͤßt dies wohl ſchließen. 5 5, 4, 4. Eine Inſchrift in Olympia (vgl. Brunk Anal. 2. p. 193.) (nannte ihn des Haͤmon, die gemeine Sage Praxonides Sohn. Schreibe bei Euſeb. (Hieronym.) Iphitus Praxonidis vel Aemonis f. 8 Ephor. bei Str. 10, 482. vgl. Dieuchidas. Thuk. 1, 18. ſetzt Lykurg nicht viel vor 800 a. C. Timaͤos wußte ſich nicht zu helfen, als durch Annahme von zwei Lykurgen. Am meiſten weicht Xenophon ab (Staat der Laked. 10, citirt Plut. 1.), wo Lyk. κατὰ τοὺς Ἠϱακλείδας lebte, d. h. κ. τὴν Ἡϱ. κάϑοδον.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/163>, abgerufen am 16.05.2024.