Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

Argeier, Arkader und Pisaten 1. Die Pisaten
führte Pantaleon, Omphalions Sohn, von dem wir
wissen, daß er die 34ste Olympiade anstatt der Eleer
feierte 2; wodurch wir eine genaue Zeitangabe gewin-
nen; die Arkader aber Aristokrates, den Pausanias
Sohn des Hiketas, einen Trapezuntier nennt, und
von seinem Verrath in der Schlacht am Graben erzählt,
nach dessen weit späterer Entdeckung die Arkader sei-
nem Geschlechte die Herrschaft Arkadiens genommen 3.
So erzählt auch Kallisthenes 4, und Beide führen die
Inschrift einer Stele an, welche beim Bergaltare des
Lykäischen Zeus aufgerichtet war:

Wohl hat die Zeit die gerechte gerochen des Königs Unrecht,
Und Messene mit Zeus Gunst den Verräther entdeckt 4,
Sonder Bemühn. Schwer aber entgehet dem Gotte der Meineid.
Preis dir, waltender Zeus. Schirme Arkadien stets!

Dagegen wissen wir nun aus guten Zeugnissen 5, daß
Aristokrates eigentlich nur König von Orchomenos in
Arkadien war 6, und keineswegs sein Geschlecht die
Herrschaft verlor, indem noch sein Sohn Aristodamos
von da über einen großen Theil Arkadiens herrschte. --
Die Zeit des Aristokrates aber werden wir nach einer
unten aufzustellenden Genealogie bis etwa über
Olymp. 30 hinaufschieben können. -- So waren also
die Lakedämonier in diesem Kriege wirklich von einem

Agonothesie zurückwies, liegt auch in dem, was bei Phavorin
Lugeias p. 134. steht: daß den Pisaten, weil sie für Messene ge-
fochten, die Laked. die Agonothesie genommen, und den Eleern,
die ihnen beigestanden, gegeben hätten.
1 nach Paus. noch die Sikyonier.
2 P. 6, 22, 2.
3 Wie Paus. erzählt Plutarch de sera num. 2. p. 216., der dem
Kriege über 20 Jahre Länge giebt.
4 Bei Polyb. 4, 33, 2.
4 Bei Polyb. 4, 33, 2.
5 S. Aeginet. p. 65.
6 welches noch im Peloponnesischen
Kriege Könige hatte, Plutarch Parallel 32. S. 430. H.

Argeier, Arkader und Piſaten 1. Die Piſaten
fuͤhrte Pantaleon, Omphalions Sohn, von dem wir
wiſſen, daß er die 34ſte Olympiade anſtatt der Eleer
feierte 2; wodurch wir eine genaue Zeitangabe gewin-
nen; die Arkader aber Ariſtokrates, den Pauſanias
Sohn des Hiketas, einen Trapezuntier nennt, und
von ſeinem Verrath in der Schlacht am Graben erzaͤhlt,
nach deſſen weit ſpaͤterer Entdeckung die Arkader ſei-
nem Geſchlechte die Herrſchaft Arkadiens genommen 3.
So erzaͤhlt auch Kalliſthenes 4, und Beide fuͤhren die
Inſchrift einer Stele an, welche beim Bergaltare des
Lykaͤiſchen Zeus aufgerichtet war:

Wohl hat die Zeit die gerechte gerochen des Koͤnigs Unrecht,
Und Meſſene mit Zeus Gunſt den Verraͤther entdeckt 4,
Sonder Bemuͤhn. Schwer aber entgehet dem Gotte der Meineid.
Preis dir, waltender Zeus. Schirme Arkadien ſtets!

Dagegen wiſſen wir nun aus guten Zeugniſſen 5, daß
Ariſtokrates eigentlich nur Koͤnig von Orchomenos in
Arkadien war 6, und keineswegs ſein Geſchlecht die
Herrſchaft verlor, indem noch ſein Sohn Ariſtodamos
von da uͤber einen großen Theil Arkadiens herrſchte. —
Die Zeit des Ariſtokrates aber werden wir nach einer
unten aufzuſtellenden Genealogie bis etwa uͤber
Olymp. 30 hinaufſchieben koͤnnen. — So waren alſo
die Lakedaͤmonier in dieſem Kriege wirklich von einem

Agonotheſie zuruͤckwies, liegt auch in dem, was bei Phavorin
Λὐγείας p. 134. ſteht: daß den Piſaten, weil ſie fuͤr Meſſene ge-
fochten, die Laked. die Agonotheſie genommen, und den Eleern,
die ihnen beigeſtanden, gegeben haͤtten.
1 nach Pauſ. noch die Sikyonier.
2 P. 6, 22, 2.
3 Wie Pauſ. erzaͤhlt Plutarch de sera num. 2. p. 216., der dem
Kriege uͤber 20 Jahre Laͤnge giebt.
4 Bei Polyb. 4, 33, 2.
4 Bei Polyb. 4, 33, 2.
5 S. Aeginet. p. 65.
6 welches noch im Peloponneſiſchen
Kriege Koͤnige hatte, Plutarch Parallel 32. S. 430. H.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0180" n="150"/><hi rendition="#g">Argeier, Arkader</hi> und <hi rendition="#g">Pi&#x017F;aten</hi> <note place="foot" n="1">nach Pau&#x017F;. noch die <hi rendition="#g">Sikyonier</hi>.</note>. Die Pi&#x017F;aten<lb/>
fu&#x0364;hrte Pantaleon, Omphalions Sohn, von dem wir<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en, daß er die 34&#x017F;te Olympiade an&#x017F;tatt der Eleer<lb/>
feierte <note place="foot" n="2">P. 6, 22, 2.</note>; wodurch wir eine genaue Zeitangabe gewin-<lb/>
nen; die Arkader aber Ari&#x017F;tokrates, den Pau&#x017F;anias<lb/>
Sohn des Hiketas, einen Trapezuntier nennt, und<lb/>
von &#x017F;einem Verrath in der Schlacht am Graben erza&#x0364;hlt,<lb/>
nach de&#x017F;&#x017F;en weit &#x017F;pa&#x0364;terer Entdeckung die Arkader &#x017F;ei-<lb/>
nem Ge&#x017F;chlechte die Herr&#x017F;chaft Arkadiens genommen <note place="foot" n="3">Wie Pau&#x017F;. erza&#x0364;hlt Plutarch <hi rendition="#aq">de sera num. 2. p</hi>. 216., der dem<lb/>
Kriege u&#x0364;ber 20 Jahre La&#x0364;nge giebt.</note>.<lb/>
So erza&#x0364;hlt auch Kalli&#x017F;thenes <note place="foot" n="4">Bei Polyb. 4, 33, 2.</note>, und Beide fu&#x0364;hren die<lb/>
In&#x017F;chrift einer Stele an, welche beim Bergaltare des<lb/>
Lyka&#x0364;i&#x017F;chen Zeus aufgerichtet war:<lb/><lg type="poem"><l>Wohl hat die Zeit die gerechte gerochen des Ko&#x0364;nigs Unrecht,</l><lb/><l>Und Me&#x017F;&#x017F;ene mit Zeus Gun&#x017F;t den Verra&#x0364;ther entdeckt <note place="foot" n="4">Bei Polyb. 4, 33, 2.</note>,</l><lb/><l>Sonder Bemu&#x0364;hn. Schwer aber entgehet dem Gotte der Meineid.</l><lb/><l>Preis dir, waltender Zeus. Schirme Arkadien &#x017F;tets!</l></lg><lb/>
Dagegen wi&#x017F;&#x017F;en wir nun aus guten Zeugni&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="5">S. <hi rendition="#aq">Aeginet. p</hi>. 65.</note>, daß<lb/>
Ari&#x017F;tokrates eigentlich nur Ko&#x0364;nig von Orchomenos in<lb/>
Arkadien war <note place="foot" n="6">welches noch im Peloponne&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Kriege Ko&#x0364;nige hatte, Plutarch Parallel 32. S. 430. H.</note>, und keineswegs &#x017F;ein Ge&#x017F;chlecht die<lb/>
Herr&#x017F;chaft verlor, indem noch &#x017F;ein Sohn Ari&#x017F;todamos<lb/>
von da u&#x0364;ber einen großen Theil Arkadiens herr&#x017F;chte. &#x2014;<lb/>
Die Zeit des Ari&#x017F;tokrates aber werden wir nach einer<lb/>
unten aufzu&#x017F;tellenden Genealogie bis etwa u&#x0364;ber<lb/>
Olymp. 30 hinauf&#x017F;chieben ko&#x0364;nnen. &#x2014; So waren al&#x017F;o<lb/>
die Lakeda&#x0364;monier in die&#x017F;em Kriege wirklich von einem<lb/><note xml:id="seg2pn_17_2" prev="#seg2pn_17_1" place="foot" n="2">Agonothe&#x017F;ie zuru&#x0364;ckwies, liegt auch in dem, was bei Phavorin<lb/>
&#x039B;&#x1F50;&#x03B3;&#x03B5;&#x03AF;&#x03B1;&#x03C2; <hi rendition="#aq">p</hi>. 134. &#x017F;teht: daß den Pi&#x017F;aten, weil &#x017F;ie fu&#x0364;r Me&#x017F;&#x017F;ene ge-<lb/>
fochten, die Laked. die Agonothe&#x017F;ie genommen, und den Eleern,<lb/>
die ihnen beige&#x017F;tanden, gegeben ha&#x0364;tten.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0180] Argeier, Arkader und Piſaten 1. Die Piſaten fuͤhrte Pantaleon, Omphalions Sohn, von dem wir wiſſen, daß er die 34ſte Olympiade anſtatt der Eleer feierte 2; wodurch wir eine genaue Zeitangabe gewin- nen; die Arkader aber Ariſtokrates, den Pauſanias Sohn des Hiketas, einen Trapezuntier nennt, und von ſeinem Verrath in der Schlacht am Graben erzaͤhlt, nach deſſen weit ſpaͤterer Entdeckung die Arkader ſei- nem Geſchlechte die Herrſchaft Arkadiens genommen 3. So erzaͤhlt auch Kalliſthenes 4, und Beide fuͤhren die Inſchrift einer Stele an, welche beim Bergaltare des Lykaͤiſchen Zeus aufgerichtet war: Wohl hat die Zeit die gerechte gerochen des Koͤnigs Unrecht, Und Meſſene mit Zeus Gunſt den Verraͤther entdeckt 4, Sonder Bemuͤhn. Schwer aber entgehet dem Gotte der Meineid. Preis dir, waltender Zeus. Schirme Arkadien ſtets! Dagegen wiſſen wir nun aus guten Zeugniſſen 5, daß Ariſtokrates eigentlich nur Koͤnig von Orchomenos in Arkadien war 6, und keineswegs ſein Geſchlecht die Herrſchaft verlor, indem noch ſein Sohn Ariſtodamos von da uͤber einen großen Theil Arkadiens herrſchte. — Die Zeit des Ariſtokrates aber werden wir nach einer unten aufzuſtellenden Genealogie bis etwa uͤber Olymp. 30 hinaufſchieben koͤnnen. — So waren alſo die Lakedaͤmonier in dieſem Kriege wirklich von einem 2 1 nach Pauſ. noch die Sikyonier. 2 P. 6, 22, 2. 3 Wie Pauſ. erzaͤhlt Plutarch de sera num. 2. p. 216., der dem Kriege uͤber 20 Jahre Laͤnge giebt. 4 Bei Polyb. 4, 33, 2. 4 Bei Polyb. 4, 33, 2. 5 S. Aeginet. p. 65. 6 welches noch im Peloponneſiſchen Kriege Koͤnige hatte, Plutarch Parallel 32. S. 430. H. 2 Agonotheſie zuruͤckwies, liegt auch in dem, was bei Phavorin Λὐγείας p. 134. ſteht: daß den Piſaten, weil ſie fuͤr Meſſene ge- fochten, die Laked. die Agonotheſie genommen, und den Eleern, die ihnen beigeſtanden, gegeben haͤtten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/180
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/180>, abgerufen am 04.12.2024.