Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

Diagoriden gestorben sein 1, -- wenn ihn die Spar-
tiaten nicht getödtet hatten.



11.

Außer Messeniens Besitz war für die Macht
der Spartiaten nichts von solcher Wichtigkeit als der Ein-
fluß, welchen sie auf die Orte Arkadiens übten. Wie
sie diesen indeß gewonnen, ist sehr wenig bekannt 2.
Im Messenischen Kriege stand Arkadien ganz auf der
andern Seite. Daher auch die Spartiaten im zwei-
ten Jahre der 30 Olymp. die Stadt Phigalia im Win-
kel Messeniens und Triphyliens plötzlich überfielen, ein-
nahmen, aber bald von den benachbarten Oresthasiern
genöthigt sie wieder verlassen mußten 3. Aber Sparta
besonders furchtbar, theils als einer der bedeutendsten
Cantons Arkadiens, dann besonders weil es am Haupt-
eingange zu Lakonien lag, war Tegea. Die Tegea-
ten sollen schon Charilaos durch den Männermuth ihrer
Frauen zu einem schimpflichen Vertrage genöthigt ha-
ben 4. Auch später noch bis unter die Eurystheniden
Eurykrates und Leon litt Lakedämon durch dieselben 5,
in welche Zeit wohl das Orakel gehört, das den Spar-
tiaten trügerisch verhieß:

Tegea gönn' ich um Reihen zu ziehn auf gestampfetem Boden,
Und mit der Schnur ausmessend das schöne Gefild zu umhegen 6;

1 Davon Rhian im 6. (wohl dem letzten) Buche, wo Ata-
byron in Rhodos vorkam. Steph. Byz. 'Atab.
2 Aristot. Pol. 2,
6, 8. spricht von Kriegen gegen Argos, Arkadien, Messenien vor
Lykurg; aber wohl irrig. Nach Polyän 8, 34. nahmen die Tegea-
ten schon den König Theopomp, (wenn dort der König gemeint
ist,) gefangen. Nach dems. 2, 13. hätte schon Eurypon Mantineia
eingenommen.
3 Paus. 8, 39, 2.
4 P. 8, 48, 3. über den
Ares Gunaikothoias, vgl. 3, 7, 3.
5 Her. 1, 67. P. 3,
3, 5. vgl. Dio Chrysost. Rede 17. S. 251 c. die Rede der Tegea-
ten Herod. 9, 26. Polyän 1, 11.
6 Die Amphibolie entsteht

Diagoriden geſtorben ſein 1, — wenn ihn die Spar-
tiaten nicht getoͤdtet hatten.



11.

Außer Meſſeniens Beſitz war fuͤr die Macht
der Spartiaten nichts von ſolcher Wichtigkeit als der Ein-
fluß, welchen ſie auf die Orte Arkadiens uͤbten. Wie
ſie dieſen indeß gewonnen, iſt ſehr wenig bekannt 2.
Im Meſſeniſchen Kriege ſtand Arkadien ganz auf der
andern Seite. Daher auch die Spartiaten im zwei-
ten Jahre der 30 Olymp. die Stadt Phigalia im Win-
kel Meſſeniens und Triphyliens ploͤtzlich uͤberfielen, ein-
nahmen, aber bald von den benachbarten Oreſthaſiern
genoͤthigt ſie wieder verlaſſen mußten 3. Aber Sparta
beſonders furchtbar, theils als einer der bedeutendſten
Cantons Arkadiens, dann beſonders weil es am Haupt-
eingange zu Lakonien lag, war Tegea. Die Tegea-
ten ſollen ſchon Charilaos durch den Maͤnnermuth ihrer
Frauen zu einem ſchimpflichen Vertrage genoͤthigt ha-
ben 4. Auch ſpaͤter noch bis unter die Euryſtheniden
Eurykrates und Leon litt Lakedaͤmon durch dieſelben 5,
in welche Zeit wohl das Orakel gehoͤrt, das den Spar-
tiaten truͤgeriſch verhieß:

Tegea goͤnn’ ich um Reihen zu ziehn auf geſtampfetem Boden,
Und mit der Schnur ausmeſſend das ſchoͤne Gefild zu umhegen 6;

1 Davon Rhian im 6. (wohl dem letzten) Buche, wo Ata-
byron in Rhodos vorkam. Steph. Byz. ᾽Αταβ.
2 Ariſtot. Pol. 2,
6, 8. ſpricht von Kriegen gegen Argos, Arkadien, Meſſenien vor
Lykurg; aber wohl irrig. Nach Polyaͤn 8, 34. nahmen die Tegea-
ten ſchon den Koͤnig Theopomp, (wenn dort der Koͤnig gemeint
iſt,) gefangen. Nach demſ. 2, 13. haͤtte ſchon Eurypon Mantineia
eingenommen.
3 Pauſ. 8, 39, 2.
4 P. 8, 48, 3. uͤber den
Ἄϱης Γυναικοθοίας, vgl. 3, 7, 3.
5 Her. 1, 67. P. 3,
3, 5. vgl. Dio Chryſoſt. Rede 17. S. 251 c. die Rede der Tegea-
ten Herod. 9, 26. Polyaͤn 1, 11.
6 Die Amphibolie entſteht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0182" n="152"/>
Diagoriden ge&#x017F;torben &#x017F;ein <note place="foot" n="1">Davon Rhian im 6. (wohl dem letzten) Buche, wo Ata-<lb/>
byron in Rhodos vorkam. Steph. Byz. &#x1FBD;&#x0391;&#x03C4;&#x03B1;&#x03B2;.</note>, &#x2014; wenn ihn die Spar-<lb/>
tiaten nicht geto&#x0364;dtet hatten.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head>11.</head><lb/>
            <p>Außer Me&#x017F;&#x017F;eniens Be&#x017F;itz war fu&#x0364;r die Macht<lb/>
der Spartiaten nichts von &#x017F;olcher Wichtigkeit als der Ein-<lb/>
fluß, welchen &#x017F;ie auf die Orte <hi rendition="#g">Arkadiens</hi> u&#x0364;bten. Wie<lb/>
&#x017F;ie die&#x017F;en indeß gewonnen, i&#x017F;t &#x017F;ehr wenig bekannt <note place="foot" n="2">Ari&#x017F;tot. Pol. 2,<lb/>
6, 8. &#x017F;pricht von Kriegen gegen Argos, Arkadien, Me&#x017F;&#x017F;enien vor<lb/>
Lykurg; aber wohl irrig. Nach Polya&#x0364;n 8, 34. nahmen die Tegea-<lb/>
ten &#x017F;chon den Ko&#x0364;nig Theopomp, (wenn dort der <hi rendition="#g">Ko&#x0364;nig</hi> gemeint<lb/>
i&#x017F;t,) gefangen. Nach dem&#x017F;. 2, 13. ha&#x0364;tte &#x017F;chon Eurypon Mantineia<lb/>
eingenommen.</note>.<lb/>
Im Me&#x017F;&#x017F;eni&#x017F;chen Kriege &#x017F;tand Arkadien ganz auf der<lb/>
andern Seite. Daher auch die Spartiaten im zwei-<lb/>
ten Jahre der 30 Olymp. die Stadt Phigalia im Win-<lb/>
kel Me&#x017F;&#x017F;eniens und Triphyliens plo&#x0364;tzlich u&#x0364;berfielen, ein-<lb/>
nahmen, aber bald von den benachbarten Ore&#x017F;tha&#x017F;iern<lb/>
geno&#x0364;thigt &#x017F;ie wieder verla&#x017F;&#x017F;en mußten <note place="foot" n="3">Pau&#x017F;. 8, 39, 2.</note>. Aber Sparta<lb/>
be&#x017F;onders furchtbar, theils als einer der bedeutend&#x017F;ten<lb/>
Cantons Arkadiens, dann be&#x017F;onders weil es am Haupt-<lb/>
eingange zu Lakonien lag, war <hi rendition="#g">Tegea</hi>. Die Tegea-<lb/>
ten &#x017F;ollen &#x017F;chon Charilaos durch den Ma&#x0364;nnermuth ihrer<lb/>
Frauen zu einem &#x017F;chimpflichen Vertrage geno&#x0364;thigt ha-<lb/>
ben <note place="foot" n="4">P. 8, 48, 3. u&#x0364;ber den<lb/>
&#x1F0C;&#x03F1;&#x03B7;&#x03C2; &#x0393;&#x03C5;&#x03BD;&#x03B1;&#x03B9;&#x03BA;&#x03BF;&#x03B8;&#x03BF;&#x03AF;&#x03B1;&#x03C2;, vgl. 3, 7, 3.</note>. Auch &#x017F;pa&#x0364;ter noch bis unter die Eury&#x017F;theniden<lb/>
Eurykrates und Leon litt Lakeda&#x0364;mon durch die&#x017F;elben <note place="foot" n="5">Her. 1, 67. P. 3,<lb/>
3, 5. vgl. Dio Chry&#x017F;o&#x017F;t. Rede 17. S. 251 <hi rendition="#aq">c</hi>. die Rede der Tegea-<lb/>
ten Herod. 9, 26. Polya&#x0364;n 1, 11.</note>,<lb/>
in welche Zeit wohl das Orakel geho&#x0364;rt, das den Spar-<lb/>
tiaten tru&#x0364;geri&#x017F;ch verhieß:<lb/><lg type="poem"><l>Tegea go&#x0364;nn&#x2019; ich um Reihen zu ziehn auf ge&#x017F;tampfetem Boden,</l><lb/><l>Und mit der Schnur ausme&#x017F;&#x017F;end das &#x017F;cho&#x0364;ne Gefild zu umhegen <note xml:id="seg2pn_18_1" next="#seg2pn_18_2" place="foot" n="6">Die Amphibolie ent&#x017F;teht</note>;</l></lg><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0182] Diagoriden geſtorben ſein 1, — wenn ihn die Spar- tiaten nicht getoͤdtet hatten. 11. Außer Meſſeniens Beſitz war fuͤr die Macht der Spartiaten nichts von ſolcher Wichtigkeit als der Ein- fluß, welchen ſie auf die Orte Arkadiens uͤbten. Wie ſie dieſen indeß gewonnen, iſt ſehr wenig bekannt 2. Im Meſſeniſchen Kriege ſtand Arkadien ganz auf der andern Seite. Daher auch die Spartiaten im zwei- ten Jahre der 30 Olymp. die Stadt Phigalia im Win- kel Meſſeniens und Triphyliens ploͤtzlich uͤberfielen, ein- nahmen, aber bald von den benachbarten Oreſthaſiern genoͤthigt ſie wieder verlaſſen mußten 3. Aber Sparta beſonders furchtbar, theils als einer der bedeutendſten Cantons Arkadiens, dann beſonders weil es am Haupt- eingange zu Lakonien lag, war Tegea. Die Tegea- ten ſollen ſchon Charilaos durch den Maͤnnermuth ihrer Frauen zu einem ſchimpflichen Vertrage genoͤthigt ha- ben 4. Auch ſpaͤter noch bis unter die Euryſtheniden Eurykrates und Leon litt Lakedaͤmon durch dieſelben 5, in welche Zeit wohl das Orakel gehoͤrt, das den Spar- tiaten truͤgeriſch verhieß: Tegea goͤnn’ ich um Reihen zu ziehn auf geſtampfetem Boden, Und mit der Schnur ausmeſſend das ſchoͤne Gefild zu umhegen 6; 1 Davon Rhian im 6. (wohl dem letzten) Buche, wo Ata- byron in Rhodos vorkam. Steph. Byz. ᾽Αταβ. 2 Ariſtot. Pol. 2, 6, 8. ſpricht von Kriegen gegen Argos, Arkadien, Meſſenien vor Lykurg; aber wohl irrig. Nach Polyaͤn 8, 34. nahmen die Tegea- ten ſchon den Koͤnig Theopomp, (wenn dort der Koͤnig gemeint iſt,) gefangen. Nach demſ. 2, 13. haͤtte ſchon Eurypon Mantineia eingenommen. 3 Pauſ. 8, 39, 2. 4 P. 8, 48, 3. uͤber den Ἄϱης Γυναικοθοίας, vgl. 3, 7, 3. 5 Her. 1, 67. P. 3, 3, 5. vgl. Dio Chryſoſt. Rede 17. S. 251 c. die Rede der Tegea- ten Herod. 9, 26. Polyaͤn 1, 11. 6 Die Amphibolie entſteht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/182
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/182>, abgerufen am 04.12.2024.