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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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wendig zu machen; Angaben, die wir, ungewiß, wo-
her sie entnommen sind, auf sich beruhen lassen. Un-
ter Charilaos verwüsten schon die Lakedämonier das
Gebiet von Argos 1. Dessen Sohn Nikandros verbin-
det sich mit den Dryopern von Asine gegen Argos.
Darum vertreibt diese wieder der Argivische König Era-
tos aus ihrer Stadt 2; sie fliehen zu ihren Verbün-
deten in Lakonien, und erhalten von diesen, nach Ende
des ersten Messenischen Krieges, einen Küstenstrich, wo
sie ein neues Asine bauen, und noch lange für sich in
ihrer nationalen Weise 3, und in Zusammenhang und
in Verbindung mit den alten Götterdiensten ihrer Ver-
wandten zu Hermione blieben 4.

14.

Ein hellerer Punkt der Argivischen und Pelo-
ponnesischen Geschichte überhaupt ist die Herrschaft des
Pheidon. Da ich die Nachrichten über ihn ander-
wärts gesammelt und geprüft habe, ist es hier nur
nöthig, das Ergebniß zu wiederholen 5. Pheidon, Ari-
stodamidas Sohn, der Argeier, war aus dem Königs-
hause des Temenos, welches zwar seit Medon, Keisos
Sohn, in seiner Macht sehr geschmälert und einge-
schränkt war, aber doch noch lange fortbestand. Die
hemmenden Schranken durchbrach Pheidon und heißt
darum, aber gegen den alten Sprachgebrauch, Ty-
rannos. Seine Absichten waren zuvörderst darauf ge-
richtet, die unabhängigen Städte von Argolis zu Un-
terthanen von Argos zu machen. Er unternahm einen
Krieg gegen Korinth, und eroberte es später wirklich;

1 3, 7, 3. vielleicht davon Oenom. bei Eufeb. Praep. Ev.
p. 133. Steph
.
2 2, 36, 5. 3, 7, 5. 4, 8, 1. 14, 2. 44, 6.
3 So
sind bei Herodot Dryopisch Hermione und Asine e pros Kardamule
te Lakonike, welches damals wohl die nächste bedeutende Stadt
war. vgl. Theopomp bei Str. 373.
4 S. das Monument bei
Donius Cl. 4. p. 137. Castelli p. 89 Aa.
5 Aeginet. p. 51-63.

wendig zu machen; Angaben, die wir, ungewiß, wo-
her ſie entnommen ſind, auf ſich beruhen laſſen. Un-
ter Charilaos verwuͤſten ſchon die Lakedaͤmonier das
Gebiet von Argos 1. Deſſen Sohn Nikandros verbin-
det ſich mit den Dryopern von Aſine gegen Argos.
Darum vertreibt dieſe wieder der Argiviſche Koͤnig Era-
tos aus ihrer Stadt 2; ſie fliehen zu ihren Verbuͤn-
deten in Lakonien, und erhalten von dieſen, nach Ende
des erſten Meſſeniſchen Krieges, einen Kuͤſtenſtrich, wo
ſie ein neues Aſine bauen, und noch lange fuͤr ſich in
ihrer nationalen Weiſe 3, und in Zuſammenhang und
in Verbindung mit den alten Goͤtterdienſten ihrer Ver-
wandten zu Hermione blieben 4.

14.

Ein hellerer Punkt der Argiviſchen und Pelo-
ponneſiſchen Geſchichte uͤberhaupt iſt die Herrſchaft des
Pheidon. Da ich die Nachrichten uͤber ihn ander-
waͤrts geſammelt und gepruͤft habe, iſt es hier nur
noͤthig, das Ergebniß zu wiederholen 5. Pheidon, Ari-
ſtodamidas Sohn, der Argeier, war aus dem Koͤnigs-
hauſe des Temenos, welches zwar ſeit Medon, Keiſos
Sohn, in ſeiner Macht ſehr geſchmaͤlert und einge-
ſchraͤnkt war, aber doch noch lange fortbeſtand. Die
hemmenden Schranken durchbrach Pheidon und heißt
darum, aber gegen den alten Sprachgebrauch, Ty-
rannos. Seine Abſichten waren zuvoͤrderſt darauf ge-
richtet, die unabhaͤngigen Staͤdte von Argolis zu Un-
terthanen von Argos zu machen. Er unternahm einen
Krieg gegen Korinth, und eroberte es ſpaͤter wirklich;

1 3, 7, 3. vielleicht davon Oenom. bei Eufeb. Praep. Ev.
p. 133. Steph
.
2 2, 36, 5. 3, 7, 5. 4, 8, 1. 14, 2. 44, 6.
3 So
ſind bei Herodot Dryopiſch Hermione und Aſine ἡ πϱὸς Καϱδαμύλῃ
τῇ Λακωνικῇ, welches damals wohl die naͤchſte bedeutende Stadt
war. vgl. Theopomp bei Str. 373.
4 S. das Monument bei
Donius Cl. 4. p. 137. Caſtelli p. 89 Aa.
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[155/0185] wendig zu machen; Angaben, die wir, ungewiß, wo- her ſie entnommen ſind, auf ſich beruhen laſſen. Un- ter Charilaos verwuͤſten ſchon die Lakedaͤmonier das Gebiet von Argos 1. Deſſen Sohn Nikandros verbin- det ſich mit den Dryopern von Aſine gegen Argos. Darum vertreibt dieſe wieder der Argiviſche Koͤnig Era- tos aus ihrer Stadt 2; ſie fliehen zu ihren Verbuͤn- deten in Lakonien, und erhalten von dieſen, nach Ende des erſten Meſſeniſchen Krieges, einen Kuͤſtenſtrich, wo ſie ein neues Aſine bauen, und noch lange fuͤr ſich in ihrer nationalen Weiſe 3, und in Zuſammenhang und in Verbindung mit den alten Goͤtterdienſten ihrer Ver- wandten zu Hermione blieben 4. 14. Ein hellerer Punkt der Argiviſchen und Pelo- ponneſiſchen Geſchichte uͤberhaupt iſt die Herrſchaft des Pheidon. Da ich die Nachrichten uͤber ihn ander- waͤrts geſammelt und gepruͤft habe, iſt es hier nur noͤthig, das Ergebniß zu wiederholen 5. Pheidon, Ari- ſtodamidas Sohn, der Argeier, war aus dem Koͤnigs- hauſe des Temenos, welches zwar ſeit Medon, Keiſos Sohn, in ſeiner Macht ſehr geſchmaͤlert und einge- ſchraͤnkt war, aber doch noch lange fortbeſtand. Die hemmenden Schranken durchbrach Pheidon und heißt darum, aber gegen den alten Sprachgebrauch, Ty- rannos. Seine Abſichten waren zuvoͤrderſt darauf ge- richtet, die unabhaͤngigen Staͤdte von Argolis zu Un- terthanen von Argos zu machen. Er unternahm einen Krieg gegen Korinth, und eroberte es ſpaͤter wirklich; 1 3, 7, 3. vielleicht davon Oenom. bei Eufeb. Praep. Ev. p. 133. Steph. 2 2, 36, 5. 3, 7, 5. 4, 8, 1. 14, 2. 44, 6. 3 So ſind bei Herodot Dryopiſch Hermione und Aſine ἡ πϱὸς Καϱδαμύλῃ τῇ Λακωνικῇ, welches damals wohl die naͤchſte bedeutende Stadt war. vgl. Theopomp bei Str. 373. 4 S. das Monument bei Donius Cl. 4. p. 137. Caſtelli p. 89 Aa. 5 Aeginet. p. 51-63.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/185>, abgerufen am 16.05.2024.