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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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dem Peloponnesischen Kriege hier und in Skepsis Dar-
danische Dynasten herrschten 1. Wir glauben bewei-
sen zu können, daß sich die Homerische Weissagung 2
von der künftigen Herrschaft der Aeneaden über die
Ueberreste des Troischen Volks auf dieses Gergis be-
zieht und auf nichts weiter Entlegenes. Nun war aber
der Haupttempel von Gergis dem Apollon geweiht 3,
und ein altes Sibyllen-Orakel dabei, welches unter
dem Namen des Hellespontischen oder auch Mermessi-
schen bekannt ist. Jeder sieht nun leicht, wie der
Sänger, der von den Aeneaden zu Gergis und ihren
Festen und Opfern sehr wohl wußte, im Geiste des
Mythus Apollon als Schützer dieser Familie seit alter
Zeit darzustellen sich gedrungen fühlte.

Wir können nicht umhin, mit einigen Worten die
Folgerungen anzudeuten, die sich aus den angegebenen
Umständen zur Erklärung des Mythus von Aeneas zie-
hen lassen. Es ist nämlich vornweg anzunehmen, daß
jene Orakel der Teukrischen Gergithier von einem Wie-
deraufblühen der Nation unter der Herrschaft der Ae-
neaden verkündeten. Nun wohnten Gergithier im Ge-
biet der Aeolischen Kyme 4, wo Apollon auch einen
angesehenen Tempel hatte 5, und wenn jene Orakel
den Kymäern bekannt geworden waren, so kamen sie
nun mit Leichtigkeit zu deren nahen Verwandten, den
Kumäern Campaniens, hinüber. Hier war auf der

der Flecken Mermessos 240 Stadien von Alexandria Troas (Paus.
10, 12, 2.) war eine kome Gergithia. Suidas.
1 Xenoph. Hell. 3, 1, 10.
2 Il. 20, 307. vgl. A. W.
Schlegels geistreiche Gedanken in der bekannten Recension Niebuhr's
S. 874.
3 Steph. B. Gergis aus Phlegon.
4 Dies
nimmt man aus dem verwirrten Bericht des Klearch von Soli en
Gergithio ab, bei Athen. 6, 256. vgl. 12, 524 a. Str. 13,
589 d.
5 Plin. H. N. 34, 8.

dem Peloponneſiſchen Kriege hier und in Skepſis Dar-
daniſche Dynaſten herrſchten 1. Wir glauben bewei-
ſen zu koͤnnen, daß ſich die Homeriſche Weiſſagung 2
von der kuͤnftigen Herrſchaft der Aeneaden uͤber die
Ueberreſte des Troiſchen Volks auf dieſes Gergis be-
zieht und auf nichts weiter Entlegenes. Nun war aber
der Haupttempel von Gergis dem Apollon geweiht 3,
und ein altes Sibyllen-Orakel dabei, welches unter
dem Namen des Helleſpontiſchen oder auch Mermeſſi-
ſchen bekannt iſt. Jeder ſieht nun leicht, wie der
Saͤnger, der von den Aeneaden zu Gergis und ihren
Feſten und Opfern ſehr wohl wußte, im Geiſte des
Mythus Apollon als Schuͤtzer dieſer Familie ſeit alter
Zeit darzuſtellen ſich gedrungen fuͤhlte.

Wir koͤnnen nicht umhin, mit einigen Worten die
Folgerungen anzudeuten, die ſich aus den angegebenen
Umſtaͤnden zur Erklaͤrung des Mythus von Aeneas zie-
hen laſſen. Es iſt naͤmlich vornweg anzunehmen, daß
jene Orakel der Teukriſchen Gergithier von einem Wie-
deraufbluͤhen der Nation unter der Herrſchaft der Ae-
neaden verkuͤndeten. Nun wohnten Gergithier im Ge-
biet der Aeoliſchen Kyme 4, wo Apollon auch einen
angeſehenen Tempel hatte 5, und wenn jene Orakel
den Kymaͤern bekannt geworden waren, ſo kamen ſie
nun mit Leichtigkeit zu deren nahen Verwandten, den
Kumaͤern Campaniens, hinuͤber. Hier war auf der

der Flecken Mermeſſos 240 Stadien von Alexandria Troas (Pauſ.
10, 12, 2.) war eine κώμη Γεϱγιϑία. Suidas.
1 Xenoph. Hell. 3, 1, 10.
2 Il. 20, 307. vgl. A. W.
Schlegels geiſtreiche Gedanken in der bekannten Recenſion Niebuhr’s
S. 874.
3 Steph. B. Γέϱγις aus Phlegon.
4 Dies
nimmt man aus dem verwirrten Bericht des Klearch von Soli ἐν
Γεϱγιϑίῳ ab, bei Athen. 6, 256. vgl. 12, 524 a. Str. 13,
589 d.
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[222/0252] dem Peloponneſiſchen Kriege hier und in Skepſis Dar- daniſche Dynaſten herrſchten 1. Wir glauben bewei- ſen zu koͤnnen, daß ſich die Homeriſche Weiſſagung 2 von der kuͤnftigen Herrſchaft der Aeneaden uͤber die Ueberreſte des Troiſchen Volks auf dieſes Gergis be- zieht und auf nichts weiter Entlegenes. Nun war aber der Haupttempel von Gergis dem Apollon geweiht 3, und ein altes Sibyllen-Orakel dabei, welches unter dem Namen des Helleſpontiſchen oder auch Mermeſſi- ſchen bekannt iſt. Jeder ſieht nun leicht, wie der Saͤnger, der von den Aeneaden zu Gergis und ihren Feſten und Opfern ſehr wohl wußte, im Geiſte des Mythus Apollon als Schuͤtzer dieſer Familie ſeit alter Zeit darzuſtellen ſich gedrungen fuͤhlte. Wir koͤnnen nicht umhin, mit einigen Worten die Folgerungen anzudeuten, die ſich aus den angegebenen Umſtaͤnden zur Erklaͤrung des Mythus von Aeneas zie- hen laſſen. Es iſt naͤmlich vornweg anzunehmen, daß jene Orakel der Teukriſchen Gergithier von einem Wie- deraufbluͤhen der Nation unter der Herrſchaft der Ae- neaden verkuͤndeten. Nun wohnten Gergithier im Ge- biet der Aeoliſchen Kyme 4, wo Apollon auch einen angeſehenen Tempel hatte 5, und wenn jene Orakel den Kymaͤern bekannt geworden waren, ſo kamen ſie nun mit Leichtigkeit zu deren nahen Verwandten, den Kumaͤern Campaniens, hinuͤber. Hier war auf der 4 1 Xenoph. Hell. 3, 1, 10. 2 Il. 20, 307. vgl. A. W. Schlegels geiſtreiche Gedanken in der bekannten Recenſion Niebuhr’s S. 874. 3 Steph. B. Γέϱγις aus Phlegon. 4 Dies nimmt man aus dem verwirrten Bericht des Klearch von Soli ἐν Γεϱγιϑίῳ ab, bei Athen. 6, 256. vgl. 12, 524 a. Str. 13, 589 d. 5 Plin. H. N. 34, 8. 4 der Flecken Mermeſſos 240 Stadien von Alexandria Troas (Pauſ. 10, 12, 2.) war eine κώμη Γεϱγιϑία. Suidas.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/252>, abgerufen am 24.11.2024.