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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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land 1. Und zwar konnten weder Issedonen noch Ari-
maspen noch Greife nach Westen versetzt werden, weil
sie durch die Skythische Sage im Norden festgehalten
wurden 2. Ganz etwas anderes ist es mit den Hy-
perboreern und den Rhipäen. Von jenen wußten
die Skythen nichts zu sagen
3, und auch diese
sind reingriechische Dichtung, da sie von den aus einer
Höle hervorströmenden Orkanen (Ripais) den Namen
haben, die sie den Hyperboreern abwehren, den südli-
cheren Anwohnern zusenden. Daher konnten die Rhi-
päen sehr gut, von den Arimaspen losgerissen, mit
den Hyperboreern nach Westen wandern, wohin sie
zwar schwerlich schon eine alte Heraklee, aber doch
Posidonios, Protarchos 4 und die Orphische Argonau-
tik setzen, so daß sie bald mit Alpen, bald Pyrenäen
in ein Bild zusammenfließen. -- Was zuletzt noch die
Frage betrifft, wo die irrende Jo in Aeschylos Prome-
theus

Kronions scharfgezahnte, stumme Hunde trifft,
Graunhafte Greifen, auch der Arimaspen Heer,
Einäug'ge Roßheschreiter, so goldrollende
Plutonsgewässer rings umwohnen:

so kann hier, da eine Analyse der Stelle dem Gegen-
stande zu fern abliegt 5, bloß die Ueberzeugung geäu-
ßert werden, daß in dieser Stelle nur an den entfern-

1 Her. 4, 25.
2 Die von Voß selbst aufgeführten Stel-
len geben den Beweis. Des Antimachos S. 111. Schellenb. und
vielleicht des Pherenikos von Herakleia (Sch. Pind. O. 3, 28. vgl.
Sch. Kall. Del. 291.) Identificirung der Hyperboreer und Arimas-
pen ist kein Gegenbeweis.
3 Her. 4, 32. 'Uperboreon de
peri anthropon oute ti Skuthai legousi -- os peri mounophthal-
mon legousi.
4 Athen. 6, 233 d. -- Steph. `Updrb.
5 Nur
bemerke ich, daß Voß, auch von Uckert angenommene, Conjectur,
Kunetes für Kisthenes, genugsam widerlegt wird durch den Vers
des Kratinos bei Harpokr. Kisthene

land 1. Und zwar konnten weder Iſſedonen noch Ari-
maſpen noch Greife nach Weſten verſetzt werden, weil
ſie durch die Skythiſche Sage im Norden feſtgehalten
wurden 2. Ganz etwas anderes iſt es mit den Hy-
perboreern und den Rhipaͤen. Von jenen wußten
die Skythen nichts zu ſagen
3, und auch dieſe
ſind reingriechiſche Dichtung, da ſie von den aus einer
Hoͤle hervorſtroͤmenden Orkanen (ῥιπαῖς) den Namen
haben, die ſie den Hyperboreern abwehren, den ſuͤdli-
cheren Anwohnern zuſenden. Daher konnten die Rhi-
paͤen ſehr gut, von den Arimaspen losgeriſſen, mit
den Hyperboreern nach Weſten wandern, wohin ſie
zwar ſchwerlich ſchon eine alte Heraklee, aber doch
Poſidonios, Protarchos 4 und die Orphiſche Argonau-
tik ſetzen, ſo daß ſie bald mit Alpen, bald Pyrenaͤen
in ein Bild zuſammenfließen. — Was zuletzt noch die
Frage betrifft, wo die irrende Jo in Aeſchylos Prome-
theus

Kronions ſcharfgezahnte, ſtumme Hunde trifft,
Graunhafte Greifen, auch der Arimaspen Heer,
Einaͤug’ge Roßheſchreiter, ſo goldrollende
Plutonsgewaͤſſer rings umwohnen:

ſo kann hier, da eine Analyſe der Stelle dem Gegen-
ſtande zu fern abliegt 5, bloß die Ueberzeugung geaͤu-
ßert werden, daß in dieſer Stelle nur an den entfern-

1 Her. 4, 25.
2 Die von Voß ſelbſt aufgefuͤhrten Stel-
len geben den Beweis. Des Antimachos S. 111. Schellenb. und
vielleicht des Pherenikos von Herakleia (Sch. Pind. O. 3, 28. vgl.
Sch. Kall. Del. 291.) Identificirung der Hyperboreer und Arimas-
pen iſt kein Gegenbeweis.
3 Her. 4, 32. ᾽ϒπεϱβοϱέων δὲ
πέϱι ἀνϑϱώπων οὔτέ τι Σκύϑαι λέγουσι — ὡς πεϱὶ μουνοφϑάλ-
μων λέγουσι.
4 Athen. 6, 233 d. — Steph. ῾ϒπδϱβ.
5 Nur
bemerke ich, daß Voß, auch von Uckert angenommene, Conjectur,
Κυνήτης fuͤr Κισϑήνης, genugſam widerlegt wird durch den Vers
des Kratinos bei Harpokr. Κισϑήνη
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[277/0307] land 1. Und zwar konnten weder Iſſedonen noch Ari- maſpen noch Greife nach Weſten verſetzt werden, weil ſie durch die Skythiſche Sage im Norden feſtgehalten wurden 2. Ganz etwas anderes iſt es mit den Hy- perboreern und den Rhipaͤen. Von jenen wußten die Skythen nichts zu ſagen 3, und auch dieſe ſind reingriechiſche Dichtung, da ſie von den aus einer Hoͤle hervorſtroͤmenden Orkanen (ῥιπαῖς) den Namen haben, die ſie den Hyperboreern abwehren, den ſuͤdli- cheren Anwohnern zuſenden. Daher konnten die Rhi- paͤen ſehr gut, von den Arimaspen losgeriſſen, mit den Hyperboreern nach Weſten wandern, wohin ſie zwar ſchwerlich ſchon eine alte Heraklee, aber doch Poſidonios, Protarchos 4 und die Orphiſche Argonau- tik ſetzen, ſo daß ſie bald mit Alpen, bald Pyrenaͤen in ein Bild zuſammenfließen. — Was zuletzt noch die Frage betrifft, wo die irrende Jo in Aeſchylos Prome- theus Kronions ſcharfgezahnte, ſtumme Hunde trifft, Graunhafte Greifen, auch der Arimaspen Heer, Einaͤug’ge Roßheſchreiter, ſo goldrollende Plutonsgewaͤſſer rings umwohnen: ſo kann hier, da eine Analyſe der Stelle dem Gegen- ſtande zu fern abliegt 5, bloß die Ueberzeugung geaͤu- ßert werden, daß in dieſer Stelle nur an den entfern- 1 Her. 4, 25. 2 Die von Voß ſelbſt aufgefuͤhrten Stel- len geben den Beweis. Des Antimachos S. 111. Schellenb. und vielleicht des Pherenikos von Herakleia (Sch. Pind. O. 3, 28. vgl. Sch. Kall. Del. 291.) Identificirung der Hyperboreer und Arimas- pen iſt kein Gegenbeweis. 3 Her. 4, 32. ᾽ϒπεϱβοϱέων δὲ πέϱι ἀνϑϱώπων οὔτέ τι Σκύϑαι λέγουσι — ὡς πεϱὶ μουνοφϑάλ- μων λέγουσι. 4 Athen. 6, 233 d. — Steph. ῾ϒπδϱβ. 5 Nur bemerke ich, daß Voß, auch von Uckert angenommene, Conjectur, Κυνήτης fuͤr Κισϑήνης, genugſam widerlegt wird durch den Vers des Kratinos bei Harpokr. Κισϑήνη

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/307>, abgerufen am 21.11.2024.