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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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nach Stesichoros, Bogen und Pfeil gegeben hatte 1.
Die Reinigung wird auch nach dem uralten Tempel
des Apollon bei Trözen verlegt 2, hinter dem man ein
Haus zeigte, skene Orestou genannt, wo er, von
aller Welt abgesondert, einem Miselsüchtigen zu ver-
gleichen, lange Zeit gelebt habe (eniautizein), bis ihn
die Kretischen Priester endlich sühnten (aphagnizein).
Aus den in der Nähe vergrabenen Mitteln der Reini-
gung (lumata) wuchs nach der Sage des Orts
ein Lorbeer auf. -- Dann erst lassen die Attischen
Dichter ihn nach Athen gehen, und sich unter Anwald-
schaft des Gottes vor den Areopag stellen, vor dem
auch Kephalos in ähnlicher Lage gestanden 3. -- In
Athen waren, wie oben angedeutet, ebenfalls Sühn-
gebräuche des Apollinischen Cultus mit den Blutge-
richten verknüpft, und die aristokratischen Epheten hat-
ten beides, die Gebräuche der Katharsis und das Richt-
amt, in Händen. Es waren 51 Männer aus edlen
Familien 4, welche ehemals in fünf Gerichtshöfen, also
auch en Areiopago, über alle Art von Todtschlag rich-
teten 5; Solon trennte wahrscheinlich erst den Areopag
davon, als timokratisches Gericht über beabsichtigten
Mord, und gab ihm große politische Macht, aber ohne
religiöse Bedeutung, die er nicht geben konnte: die

1 bei Schol. Eur. Orest 268.
2 Paus. 2, 31, 11.
vgl. 1, 22, 2. oben S. 228. Auch nach Rhegion. S. die Stellen
S. 260, 4. Der eniautismus in Parrhasien nach Schol. Eurip.
Orest 1678.
3 Hellanikos Fr. 98. Sturz.
4 Demosth.
g. Makart. 1069, 7. aristinden airethentes Pollux 8, 125. Phi-
lochoros (bei Maximus Prooem. ad S. Dionys. Areop., p. 19.
Sieb.) giebt die nämliche Zahl der (vorsolonischen) Areopagiten an.
5 So Pollux a. O. Daraus erklärt sich, wie der Areopag sehr
alt sein, (Aristot. Pol. 2, 8, 2. u. Aa.) und doch von Drakon nie
erwähnt werden konnte, der immer nur von Epheten sprach. Plut.
Solon 19.

nach Steſichoros, Bogen und Pfeil gegeben hatte 1.
Die Reinigung wird auch nach dem uralten Tempel
des Apollon bei Troͤzen verlegt 2, hinter dem man ein
Haus zeigte, σκηνὴ Ὀρέστου genannt, wo er, von
aller Welt abgeſondert, einem Miſelſuͤchtigen zu ver-
gleichen, lange Zeit gelebt habe (ἐνιαυτίζειν), bis ihn
die Kretiſchen Prieſter endlich ſuͤhnten (ἀφαγνίζειν).
Aus den in der Naͤhe vergrabenen Mitteln der Reini-
gung (λύματα) wuchs nach der Sage des Orts
ein Lorbeer auf. — Dann erſt laſſen die Attiſchen
Dichter ihn nach Athen gehen, und ſich unter Anwald-
ſchaft des Gottes vor den Areopag ſtellen, vor dem
auch Kephalos in aͤhnlicher Lage geſtanden 3. — In
Athen waren, wie oben angedeutet, ebenfalls Suͤhn-
gebraͤuche des Apolliniſchen Cultus mit den Blutge-
richten verknuͤpft, und die ariſtokratiſchen Epheten hat-
ten beides, die Gebraͤuche der Katharſis und das Richt-
amt, in Haͤnden. Es waren 51 Maͤnner aus edlen
Familien 4, welche ehemals in fuͤnf Gerichtshoͤfen, alſo
auch ἐν Ἀρειοπάγῳ, uͤber alle Art von Todtſchlag rich-
teten 5; Solon trennte wahrſcheinlich erſt den Areopag
davon, als timokratiſches Gericht uͤber beabſichtigten
Mord, und gab ihm große politiſche Macht, aber ohne
religioͤſe Bedeutung, die er nicht geben konnte: die

1 bei Schol. Eur. Oreſt 268.
2 Pauſ. 2, 31, 11.
vgl. 1, 22, 2. oben S. 228. Auch nach Rhegion. S. die Stellen
S. 260, 4. Der ἐνιαυτισμὺς in Parrhaſien nach Schol. Eurip.
Oreſt 1678.
3 Hellanikos Fr. 98. Sturz.
4 Demoſth.
g. Makart. 1069, 7. ἀϱιστίνδην αἱϱεϑέντες Pollux 8, 125. Phi-
lochoros (bei Maximus Prooem. ad S. Dionys. Areop., p. 19.
Sieb.) giebt die naͤmliche Zahl der (vorſoloniſchen) Areopagiten an.
5 So Pollux a. O. Daraus erklaͤrt ſich, wie der Areopag ſehr
alt ſein, (Ariſtot. Pol. 2, 8, 2. u. Aa.) und doch von Drakon nie
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Solon 19.
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[333/0363] nach Steſichoros, Bogen und Pfeil gegeben hatte 1. Die Reinigung wird auch nach dem uralten Tempel des Apollon bei Troͤzen verlegt 2, hinter dem man ein Haus zeigte, σκηνὴ Ὀρέστου genannt, wo er, von aller Welt abgeſondert, einem Miſelſuͤchtigen zu ver- gleichen, lange Zeit gelebt habe (ἐνιαυτίζειν), bis ihn die Kretiſchen Prieſter endlich ſuͤhnten (ἀφαγνίζειν). Aus den in der Naͤhe vergrabenen Mitteln der Reini- gung (λύματα) wuchs nach der Sage des Orts ein Lorbeer auf. — Dann erſt laſſen die Attiſchen Dichter ihn nach Athen gehen, und ſich unter Anwald- ſchaft des Gottes vor den Areopag ſtellen, vor dem auch Kephalos in aͤhnlicher Lage geſtanden 3. — In Athen waren, wie oben angedeutet, ebenfalls Suͤhn- gebraͤuche des Apolliniſchen Cultus mit den Blutge- richten verknuͤpft, und die ariſtokratiſchen Epheten hat- ten beides, die Gebraͤuche der Katharſis und das Richt- amt, in Haͤnden. Es waren 51 Maͤnner aus edlen Familien 4, welche ehemals in fuͤnf Gerichtshoͤfen, alſo auch ἐν Ἀρειοπάγῳ, uͤber alle Art von Todtſchlag rich- teten 5; Solon trennte wahrſcheinlich erſt den Areopag davon, als timokratiſches Gericht uͤber beabſichtigten Mord, und gab ihm große politiſche Macht, aber ohne religioͤſe Bedeutung, die er nicht geben konnte: die 1 bei Schol. Eur. Oreſt 268. 2 Pauſ. 2, 31, 11. vgl. 1, 22, 2. oben S. 228. Auch nach Rhegion. S. die Stellen S. 260, 4. Der ἐνιαυτισμὺς in Parrhaſien nach Schol. Eurip. Oreſt 1678. 3 Hellanikos Fr. 98. Sturz. 4 Demoſth. g. Makart. 1069, 7. ἀϱιστίνδην αἱϱεϑέντες Pollux 8, 125. Phi- lochoros (bei Maximus Prooem. ad S. Dionys. Areop., p. 19. Sieb.) giebt die naͤmliche Zahl der (vorſoloniſchen) Areopagiten an. 5 So Pollux a. O. Daraus erklaͤrt ſich, wie der Areopag ſehr alt ſein, (Ariſtot. Pol. 2, 8, 2. u. Aa.) und doch von Drakon nie erwaͤhnt werden konnte, der immer nur von Epheten ſprach. Plut. Solon 19.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/363>, abgerufen am 22.11.2024.