Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.Epheten behielten nun blos noch das Richtamt über 1 Suid. apeniautisai. Hesych apeniautismos. Schol. Eurip. Hippol. 35. vgl. Barnes. Die Periode der Flucht heißt immer eniautos (Apolld. 2, 8, 3. vgl. 3, 4, 2.) und war ehemals meist eine Ennaeteris (S. unten bei Herakles), in Athen wohl unbe- stimmt. 2 ean thelosi Demosth. a. O. 3 ean gnosin
oi pentekonta kai eis akonta kteinai. vgl. geg. Pantänet. 983, 15. Nausim. 991, 3., wo Reiske mit Unrecht ändert. Sonst s. be- sonders die thesmous bei Dem. g. Aristokr. Auch Plato statuirt Versöhnung und Reinigung nur beim phonos akousios, Gesetze 9. S. 869. Daß man sich in der Stille mit einem vorsätzlichen Mör- der abfand (g. Theokr. 1330.), war gegen allen Grundsatz; so wie auch, was Il. 9, 632. steht, als Ausnahme angegeben wird, wo- gegen Apolld. 2, 7, 6. zu vergl. Epheten behielten nun blos noch das Richtamt uͤber 1 Suid. ἀπενιαυτίσαι. Heſych ἀπενιαυτισμός. Schol. Eurip. Hippol. 35. vgl. Barneſ. Die Periode der Flucht heißt immer ἐνιαυτός (Apolld. 2, 8, 3. vgl. 3, 4, 2.) und war ehemals meiſt eine Ennaeteris (S. unten bei Herakles), in Athen wohl unbe- ſtimmt. 2 ἐὰν ϑέλωσι Demoſth. a. O. 3 ἐὰν γνῶσιν
οἰ πεντήκοντα καὶ είς ἄκοντα κτεῖναι. vgl. geg. Pantaͤnet. 983, 15. Nauſim. 991, 3., wo Reiske mit Unrecht aͤndert. Sonſt ſ. be- ſonders die ϑεσμοὺς bei Dem. g. Ariſtokr. Auch Plato ſtatuirt Verſoͤhnung und Reinigung nur beim φόνος ἀκούσιος, Geſetze 9. S. 869. Daß man ſich in der Stille mit einem vorſaͤtzlichen Moͤr- der abfand (g. Theokr. 1330.), war gegen allen Grundſatz; ſo wie auch, was Il. 9, 632. ſteht, als Ausnahme angegeben wird, wo- gegen Apolld. 2, 7, 6. zu vergl. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0364" n="334"/> Epheten behielten nun blos noch das Richtamt uͤber<lb/> unvorſaͤtzlichen oder rechtmaͤßigen Todtſchlag, und andere<lb/> unbedeutendere Faͤlle; ſo blieben ſie als ein Ueberreſt<lb/> alter Rechtsformen in veraͤnderten Umgebungen ſtehn.<lb/> In Betreff der Suͤhnung aber iſt der Vorgang der<lb/> Sache kuͤrzlich der. Gleich vornweg muß man voͤllig<lb/> den vorſaͤtzlichen Moͤrder, der entweder auf immer das<lb/> Vaterland meidet und Recht und Habe darin verliert,<lb/> oder den Geſetzen anheim faͤllt, ſondern von dem, der<lb/> ohne Vorſatz oder mit irgend einem Rechte getoͤdtet,<lb/> was durch ein Urtheil der Epheten ausgeſprochen wer-<lb/> den muß. Ein ſolcher verließ darauf auf einem be-<lb/> ſtimmten Wege und fuͤr eine beſtimmte Zeit das Vater-<lb/> land, in welcher er auch von oͤffentlichen Nationalorten<lb/> fern bleibt (ἀπενιαυτισμός) <note place="foot" n="1">Suid. ἀπενιαυτίσαι. Heſych ἀπενιαυτισμός. Schol. Eurip.<lb/> Hippol. 35. vgl. Barneſ. Die Periode der Flucht heißt immer<lb/> ἐνιαυτός (Apolld. 2, 8, 3. vgl. 3, 4, 2.) und war ehemals meiſt<lb/> eine Ennaeteris (S. unten bei Herakles), in Athen wohl unbe-<lb/> ſtimmt.</note>. Nachher fand Verſoͤh-<lb/> nung mit den Verwandten oder gewaͤhlten Phratoren<lb/> ſtatt, doch nur dann wenn dieſe wollten <note place="foot" n="2">ἐὰν ϑέλωσι Demoſth. a. O.</note>, und immer<lb/> nur bei Todtſchlag der zweiten Art <note place="foot" n="3">ἐὰν γνῶσιν<lb/> οἰ πεντήκοντα καὶ είς ἄκοντα κτεῖναι. vgl. geg. Pantaͤnet. 983,<lb/> 15. Nauſim. 991, 3., wo Reiske mit Unrecht aͤndert. Sonſt ſ. be-<lb/> ſonders die ϑεσμοὺς bei Dem. g. Ariſtokr. Auch Plato ſtatuirt<lb/> Verſoͤhnung und Reinigung nur beim φόνος ἀκούσιος, Geſetze 9.<lb/> S. 869. Daß man ſich in der Stille mit einem vorſaͤtzlichen Moͤr-<lb/> der abfand (g. Theokr. 1330.), war gegen allen Grundſatz; ſo wie<lb/> auch, was Il. 9, 632. ſteht, als Ausnahme angegeben wird, wo-<lb/> gegen Apolld. 2, 7, 6. zu vergl.</note>; der Ausdruck<lb/> dafuͤr iſt αἰδέσασϑαι, weil ein ſolcher Moͤrder ein Un-<lb/> gluͤcklicher und darum nach althelleniſcher Anſicht Ehr-<lb/> wuͤrdiger iſt. Dann loͤsten Opfer und Suͤhngebraͤuche<lb/> den Thaͤter von allem Flecken; er iſt ἁγνισϑείς, und<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [334/0364]
Epheten behielten nun blos noch das Richtamt uͤber
unvorſaͤtzlichen oder rechtmaͤßigen Todtſchlag, und andere
unbedeutendere Faͤlle; ſo blieben ſie als ein Ueberreſt
alter Rechtsformen in veraͤnderten Umgebungen ſtehn.
In Betreff der Suͤhnung aber iſt der Vorgang der
Sache kuͤrzlich der. Gleich vornweg muß man voͤllig
den vorſaͤtzlichen Moͤrder, der entweder auf immer das
Vaterland meidet und Recht und Habe darin verliert,
oder den Geſetzen anheim faͤllt, ſondern von dem, der
ohne Vorſatz oder mit irgend einem Rechte getoͤdtet,
was durch ein Urtheil der Epheten ausgeſprochen wer-
den muß. Ein ſolcher verließ darauf auf einem be-
ſtimmten Wege und fuͤr eine beſtimmte Zeit das Vater-
land, in welcher er auch von oͤffentlichen Nationalorten
fern bleibt (ἀπενιαυτισμός) 1. Nachher fand Verſoͤh-
nung mit den Verwandten oder gewaͤhlten Phratoren
ſtatt, doch nur dann wenn dieſe wollten 2, und immer
nur bei Todtſchlag der zweiten Art 3; der Ausdruck
dafuͤr iſt αἰδέσασϑαι, weil ein ſolcher Moͤrder ein Un-
gluͤcklicher und darum nach althelleniſcher Anſicht Ehr-
wuͤrdiger iſt. Dann loͤsten Opfer und Suͤhngebraͤuche
den Thaͤter von allem Flecken; er iſt ἁγνισϑείς, und
1 Suid. ἀπενιαυτίσαι. Heſych ἀπενιαυτισμός. Schol. Eurip.
Hippol. 35. vgl. Barneſ. Die Periode der Flucht heißt immer
ἐνιαυτός (Apolld. 2, 8, 3. vgl. 3, 4, 2.) und war ehemals meiſt
eine Ennaeteris (S. unten bei Herakles), in Athen wohl unbe-
ſtimmt.
2 ἐὰν ϑέλωσι Demoſth. a. O.
3 ἐὰν γνῶσιν
οἰ πεντήκοντα καὶ είς ἄκοντα κτεῖναι. vgl. geg. Pantaͤnet. 983,
15. Nauſim. 991, 3., wo Reiske mit Unrecht aͤndert. Sonſt ſ. be-
ſonders die ϑεσμοὺς bei Dem. g. Ariſtokr. Auch Plato ſtatuirt
Verſoͤhnung und Reinigung nur beim φόνος ἀκούσιος, Geſetze 9.
S. 869. Daß man ſich in der Stille mit einem vorſaͤtzlichen Moͤr-
der abfand (g. Theokr. 1330.), war gegen allen Grundſatz; ſo wie
auch, was Il. 9, 632. ſteht, als Ausnahme angegeben wird, wo-
gegen Apolld. 2, 7, 6. zu vergl.
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