Es ist uns hier nicht vergönnt, die Religion und Mythologie der Artemis mit derselben Ausführlichkeit zu behandeln, die wir dem Apollon widmeten. Auch erlaubt unser Zweck uns hier größere Kürze, da der Cultus der Artemis nicht wie Apollons in einem ei- nigen Zusammenhange steht, noch überall dieselben Grundideen zeigt, also auch nicht in allen seinen An- fängen von Dorischer Religion abgeleitet werden kann. Sondern wie die Hellenische Mythologie überhaupt die mannigfachsten und widerstreitendsten religiösen Anschau- ungen und Ideen in sich aufgenommen hat: so fließen auch im Namen der einen Artemis fast entgegengesetzte Reihen alten Götterdienstes zusammen, die wir sondern müssen. Damit man aber nicht etwa meine, daß ein Mangel des Vermögens der Ideenassociation uns hin- dere, "die mannigfachen Gestaltungen jener großen Göt- tin, die, vom innern Asien stammend, in Griechenland einwanderte, und als Mond, Waldgöttin, Jägerin, Hebamme und Amme der ganzen Natur im Reigen
Artemis.
9.
1.
Es iſt uns hier nicht vergoͤnnt, die Religion und Mythologie der Artemis mit derſelben Ausfuͤhrlichkeit zu behandeln, die wir dem Apollon widmeten. Auch erlaubt unſer Zweck uns hier groͤßere Kuͤrze, da der Cultus der Artemis nicht wie Apollons in einem ei- nigen Zuſammenhange ſteht, noch uͤberall dieſelben Grundideen zeigt, alſo auch nicht in allen ſeinen An- faͤngen von Doriſcher Religion abgeleitet werden kann. Sondern wie die Helleniſche Mythologie uͤberhaupt die mannigfachſten und widerſtreitendſten religioͤſen Anſchau- ungen und Ideen in ſich aufgenommen hat: ſo fließen auch im Namen der einen Artemis faſt entgegengeſetzte Reihen alten Goͤtterdienſtes zuſammen, die wir ſondern muͤſſen. Damit man aber nicht etwa meine, daß ein Mangel des Vermoͤgens der Ideenaſſociation uns hin- dere, “die mannigfachen Geſtaltungen jener großen Goͤt- tin, die, vom innern Aſien ſtammend, in Griechenland einwanderte, und als Mond, Waldgoͤttin, Jaͤgerin, Hebamme und Amme der ganzen Natur im Reigen
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Artemis.
9.
1.
Es iſt uns hier nicht vergoͤnnt, die Religion und
Mythologie der Artemis mit derſelben Ausfuͤhrlichkeit
zu behandeln, die wir dem Apollon widmeten. Auch
erlaubt unſer Zweck uns hier groͤßere Kuͤrze, da der
Cultus der Artemis nicht wie Apollons in einem ei-
nigen Zuſammenhange ſteht, noch uͤberall dieſelben
Grundideen zeigt, alſo auch nicht in allen ſeinen An-
faͤngen von Doriſcher Religion abgeleitet werden kann.
Sondern wie die Helleniſche Mythologie uͤberhaupt die
mannigfachſten und widerſtreitendſten religioͤſen Anſchau-
ungen und Ideen in ſich aufgenommen hat: ſo fließen
auch im Namen der einen Artemis faſt entgegengeſetzte
Reihen alten Goͤtterdienſtes zuſammen, die wir ſondern
muͤſſen. Damit man aber nicht etwa meine, daß ein
Mangel des Vermoͤgens der Ideenaſſociation uns hin-
dere, “die mannigfachen Geſtaltungen jener großen Goͤt-
tin, die, vom innern Aſien ſtammend, in Griechenland
einwanderte, und als Mond, Waldgoͤttin, Jaͤgerin,
Hebamme und Amme der ganzen Natur im Reigen
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/397>, abgerufen am 22.11.2024.
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