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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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einheimische nordthessalische Sage wohl verloren; später
wurde Omphale seine Herrin, die ihn (nach Pherek.) 1
für drei Talente in ihre Gewalt bekam.

3.

Wir gehen unmittelbar nach dem zweiten
Stammsitze der Dorier über, wozu die Städte zwischen
Parnaß und Oeta, Erineos, Kytinion, Böon und Pin-
dos gehören. Nach Erineos setzt eine durch eine selt-
same Inschrift 2 bezeugte Sage den Kampf des He-
rakles und Kalchas-Mopsos, den er mit der Faust
erschlägt; vielleicht erhält diese einiges Licht durch die
Bemerkung, daß auch Mopsos nach alter Sage ein
Lapith war von Titaron oder Oechalia.

Aber die Nachbarn der Dorier in diesen Wohn-
sitzen waren, wie oben angegeben, die Dryoper, die
Trachinischen Melier, und außerdem die Aetoler. Er-
stere waren den Doriern feindlich, die andern beiden
meistentheils befreundet. Dies drücken nun wieder
die Mythen von Herakles mit viel Deutlichkeit aus.
Von dem Verhältnisse zu den Dryopern, und wie
sich dies in den Mythen von Herakles ausspricht, ist
schon oben Rechenschaft gegeben 3. Keyx, der Trachi-
nier
, ist ein warmer Freund des Helden und seiner
Nachkommen; eine Nachricht nennt ihn selbst Bruder-
sohn des Herakles 4, der ihm sein Trachis gegründet

1 Schol. Od. 21, 23. vgl. Apolld. 2. 6, 2.
2 Pou-
quev. Voy. T. 3. p. 249. zu Arotina (vgl. oben S. 36.) gefunden:
Kalkhanta Mopson Alkaios Erakles khleumenos (kholoumenos)
peri erineou plexas auton to kolapho kai apokteinas ethapsen
en Erineo (mit einigen nothw. Verbesserungen). Nach Tz. Lyk.
980. zankt Herakles mit Kalchas auch wegen eines Feigenbaums,
und erschlägt ihn (wie sonst den Mundschenken Eunomos) kondu-
lo, und begräbt ihn peri ton Erineon. Nach Hesiod war der
Streit zwischen den zwei Weissagern, Kalchas und Mopsos. Str.
14, 642.
3 S. 42. vgl. 257.
4 Schol. Soph. Trach. 40.

einheimiſche nordtheſſaliſche Sage wohl verloren; ſpaͤter
wurde Omphale ſeine Herrin, die ihn (nach Pherek.) 1
fuͤr drei Talente in ihre Gewalt bekam.

3.

Wir gehen unmittelbar nach dem zweiten
Stammſitze der Dorier uͤber, wozu die Staͤdte zwiſchen
Parnaß und Oeta, Erineos, Kytinion, Boͤon und Pin-
dos gehoͤren. Nach Erineos ſetzt eine durch eine ſelt-
ſame Inſchrift 2 bezeugte Sage den Kampf des He-
rakles und Kalchas-Mopſos, den er mit der Fauſt
erſchlaͤgt; vielleicht erhaͤlt dieſe einiges Licht durch die
Bemerkung, daß auch Mopſos nach alter Sage ein
Lapith war von Titaron oder Oechalia.

Aber die Nachbarn der Dorier in dieſen Wohn-
ſitzen waren, wie oben angegeben, die Dryoper, die
Trachiniſchen Melier, und außerdem die Aetoler. Er-
ſtere waren den Doriern feindlich, die andern beiden
meiſtentheils befreundet. Dies druͤcken nun wieder
die Mythen von Herakles mit viel Deutlichkeit aus.
Von dem Verhaͤltniſſe zu den Dryopern, und wie
ſich dies in den Mythen von Herakles ausſpricht, iſt
ſchon oben Rechenſchaft gegeben 3. Keyx, der Trachi-
nier
, iſt ein warmer Freund des Helden und ſeiner
Nachkommen; eine Nachricht nennt ihn ſelbſt Bruder-
ſohn des Herakles 4, der ihm ſein Trachis gegruͤndet

1 Schol. Od. 21, 23. vgl. Apolld. 2. 6, 2.
2 Pou-
quev. Voy. T. 3. p. 249. zu Arotina (vgl. oben S. 36.) gefunden:
Καλχαντα Μοψον Αλκαιος Ηϱακλης χλευμενος (χολουμενος)
πεϱι εϱινεου πληξας αυτον τῳ κολαφῳ και αποκτεινας εθαψεν
εν Εϱινεῳ (mit einigen nothw. Verbeſſerungen). Nach Tz. Lyk.
980. zankt Herakles mit Kalchas auch wegen eines Feigenbaums,
und erſchlaͤgt ihn (wie ſonſt den Mundſchenken Eunomos) κονδύ-
λῳ, und begraͤbt ihn πεϱὶ τὸν Εϱινεόν. Nach Heſiod war der
Streit zwiſchen den zwei Weiſſagern, Kalchas und Mopſos. Str.
14, 642.
3 S. 42. vgl. 257.
4 Schol. Soph. Trach. 40.
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[416/0446] einheimiſche nordtheſſaliſche Sage wohl verloren; ſpaͤter wurde Omphale ſeine Herrin, die ihn (nach Pherek.) 1 fuͤr drei Talente in ihre Gewalt bekam. 3. Wir gehen unmittelbar nach dem zweiten Stammſitze der Dorier uͤber, wozu die Staͤdte zwiſchen Parnaß und Oeta, Erineos, Kytinion, Boͤon und Pin- dos gehoͤren. Nach Erineos ſetzt eine durch eine ſelt- ſame Inſchrift 2 bezeugte Sage den Kampf des He- rakles und Kalchas-Mopſos, den er mit der Fauſt erſchlaͤgt; vielleicht erhaͤlt dieſe einiges Licht durch die Bemerkung, daß auch Mopſos nach alter Sage ein Lapith war von Titaron oder Oechalia. Aber die Nachbarn der Dorier in dieſen Wohn- ſitzen waren, wie oben angegeben, die Dryoper, die Trachiniſchen Melier, und außerdem die Aetoler. Er- ſtere waren den Doriern feindlich, die andern beiden meiſtentheils befreundet. Dies druͤcken nun wieder die Mythen von Herakles mit viel Deutlichkeit aus. Von dem Verhaͤltniſſe zu den Dryopern, und wie ſich dies in den Mythen von Herakles ausſpricht, iſt ſchon oben Rechenſchaft gegeben 3. Keyx, der Trachi- nier, iſt ein warmer Freund des Helden und ſeiner Nachkommen; eine Nachricht nennt ihn ſelbſt Bruder- ſohn des Herakles 4, der ihm ſein Trachis gegruͤndet 1 Schol. Od. 21, 23. vgl. Apolld. 2. 6, 2. 2 Pou- quev. Voy. T. 3. p. 249. zu Arotina (vgl. oben S. 36.) gefunden: Καλχαντα Μοψον Αλκαιος Ηϱακλης χλευμενος (χολουμενος) πεϱι εϱινεου πληξας αυτον τῳ κολαφῳ και αποκτεινας εθαψεν εν Εϱινεῳ (mit einigen nothw. Verbeſſerungen). Nach Tz. Lyk. 980. zankt Herakles mit Kalchas auch wegen eines Feigenbaums, und erſchlaͤgt ihn (wie ſonſt den Mundſchenken Eunomos) κονδύ- λῳ, und begraͤbt ihn πεϱὶ τὸν Εϱινεόν. Nach Heſiod war der Streit zwiſchen den zwei Weiſſagern, Kalchas und Mopſos. Str. 14, 642. 3 S. 42. vgl. 257. 4 Schol. Soph. Trach. 40.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/446>, abgerufen am 22.11.2024.