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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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nach dem Molykrischen Vorgebirge (Antirrhion) und
dann auf dem kürzesten Wege nach dem 5 Stadien
entlegenen Rhion des Peloponneses 1. -- Daß die
Dorier wirklich von jener Seite in den Peloponnes ge-
kommen, ist Thatsache: es stimmt damit überein, daß
die Länder am Isthmos grade die letzten waren, die
sie erreichten. Der Name Naupaktos deutet auf alten
Schiffbau 2, und die Tradition meldet, daß die Hera-
kliden in Flößen übersetzten, dergleichen man hernach bei
einem Feste öffentlich aufstellte, und Stemmatiaia, mit
Binden umwundne, nannte. Das Fest war ohne Zweifel
das Karneische, da man bei Sparta den Apollon Kar-
neios unter dem Namen Stemmatias verehrte 3. Nun
soll auch der Akarnanische Weissager Karnos, von dem eine
Sage diesen Cultus ableitet, grade auf derselben Ueber-
fahrt von Hippotes, Phylas Sohne, getödtet worden sein,
worauf ihm die Herakliden feierliche Sühnopfer brach-
ten 4. Man sieht daraus, daß Gebräuche eines spe-
ciellen Apollocultus auf dieser Ueberfahrt beobachtet
wurden, die meist zur Gattung der Sühnungen gehö-
ren mochten. Nun haben wir aber im ersten Theile
dieser Geschichten gezeigt, und werden es unten von
Apollon handelnd noch befestigen, daß der Karneische
oder Hyakinthische Kult der Aegiden aus Theben stammt,
und vor den Doriern im Peloponnes, besonders in
5)

1 Pauf. 5, 3. Euseb. a. O. Polyaen 1, 9. vgl. Heyne
zu Apollod. S. 208.
2 Vgl. Str. 9, 427. Ephor. Marx.
S. 105. vgl. Stephan. Suid. u. Naupaktos.
3 Anecd.
Graeca
Bekker 1. p. 305. vgl. Hesych. stemmatiaion. dikelon
ti en eorte pompeon daimonos (die letzten Worte sind dunkel).
4 Paus. 3, 20, 9.
5) S. Orchomenos S. 333. Füge hinzu
Etymol. s. v. Aletes; eiretai, oti o Ippotes dia ton Karnidos
(Karnou) thanaton upo ton Erakleidon ekbletheis kai le-
steuon eskhen auton.

nach dem Molykriſchen Vorgebirge (Antirrhion) und
dann auf dem kuͤrzeſten Wege nach dem 5 Stadien
entlegenen Rhion des Peloponneſes 1. — Daß die
Dorier wirklich von jener Seite in den Peloponnes ge-
kommen, iſt Thatſache: es ſtimmt damit uͤberein, daß
die Laͤnder am Iſthmos grade die letzten waren, die
ſie erreichten. Der Name Naupaktos deutet auf alten
Schiffbau 2, und die Tradition meldet, daß die Hera-
kliden in Floͤßen uͤberſetzten, dergleichen man hernach bei
einem Feſte oͤffentlich aufſtellte, und Στεμματιαῖα, mit
Binden umwundne, nannte. Das Feſt war ohne Zweifel
das Karneiſche, da man bei Sparta den Apollon Kar-
neios unter dem Namen Stemmatias verehrte 3. Nun
ſoll auch der Akarnaniſche Weiſſager Karnos, von dem eine
Sage dieſen Cultus ableitet, grade auf derſelben Ueber-
fahrt von Hippotes, Phylas Sohne, getoͤdtet worden ſein,
worauf ihm die Herakliden feierliche Suͤhnopfer brach-
ten 4. Man ſieht daraus, daß Gebraͤuche eines ſpe-
ciellen Apollocultus auf dieſer Ueberfahrt beobachtet
wurden, die meiſt zur Gattung der Suͤhnungen gehoͤ-
ren mochten. Nun haben wir aber im erſten Theile
dieſer Geſchichten gezeigt, und werden es unten von
Apollon handelnd noch befeſtigen, daß der Karneiſche
oder Hyakinthiſche Kult der Aegiden aus Theben ſtammt,
und vor den Doriern im Peloponnes, beſonders in
5)

1 Pauf. 5, 3. Euſeb. a. O. Polyaen 1, 9. vgl. Heyne
zu Apollod. S. 208.
2 Vgl. Str. 9, 427. Ephor. Marx.
S. 105. vgl. Stephan. Suid. u. Ναύπακτος.
3 Anecd.
Graeca
Bekker 1. p. 305. vgl. Heſych. στεμματιαῖον. δίκηλόν
τι ἐν ἑοϱτῇ πομπέων δαίμονος (die letzten Worte ſind dunkel).
4 Pauſ. 3, 20, 9.
5) S. Orchomenos S. 333. Fuͤge hinzu
Etymol. ſ. v. Ἀλήτης· εἴϱηται, ὅτι ὁ Ἱππότης διὰ τὸν Κάϱνιδος
(Κάϱνου) θάνατον ὑπὸ τῶν Ἡϱακλειδῶν ἐκβληϑεὶς καὶ λη-
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[60/0090] nach dem Molykriſchen Vorgebirge (Antirrhion) und dann auf dem kuͤrzeſten Wege nach dem 5 Stadien entlegenen Rhion des Peloponneſes 1. — Daß die Dorier wirklich von jener Seite in den Peloponnes ge- kommen, iſt Thatſache: es ſtimmt damit uͤberein, daß die Laͤnder am Iſthmos grade die letzten waren, die ſie erreichten. Der Name Naupaktos deutet auf alten Schiffbau 2, und die Tradition meldet, daß die Hera- kliden in Floͤßen uͤberſetzten, dergleichen man hernach bei einem Feſte oͤffentlich aufſtellte, und Στεμματιαῖα, mit Binden umwundne, nannte. Das Feſt war ohne Zweifel das Karneiſche, da man bei Sparta den Apollon Kar- neios unter dem Namen Stemmatias verehrte 3. Nun ſoll auch der Akarnaniſche Weiſſager Karnos, von dem eine Sage dieſen Cultus ableitet, grade auf derſelben Ueber- fahrt von Hippotes, Phylas Sohne, getoͤdtet worden ſein, worauf ihm die Herakliden feierliche Suͤhnopfer brach- ten 4. Man ſieht daraus, daß Gebraͤuche eines ſpe- ciellen Apollocultus auf dieſer Ueberfahrt beobachtet wurden, die meiſt zur Gattung der Suͤhnungen gehoͤ- ren mochten. Nun haben wir aber im erſten Theile dieſer Geſchichten gezeigt, und werden es unten von Apollon handelnd noch befeſtigen, daß der Karneiſche oder Hyakinthiſche Kult der Aegiden aus Theben ſtammt, und vor den Doriern im Peloponnes, beſonders in 5) 1 Pauf. 5, 3. Euſeb. a. O. Polyaen 1, 9. vgl. Heyne zu Apollod. S. 208. 2 Vgl. Str. 9, 427. Ephor. Marx. S. 105. vgl. Stephan. Suid. u. Ναύπακτος. 3 Anecd. Graeca Bekker 1. p. 305. vgl. Heſych. στεμματιαῖον. δίκηλόν τι ἐν ἑοϱτῇ πομπέων δαίμονος (die letzten Worte ſind dunkel). 4 Pauſ. 3, 20, 9. 5) S. Orchomenos S. 333. Fuͤge hinzu Etymol. ſ. v. Ἀλήτης· εἴϱηται, ὅτι ὁ Ἱππότης διὰ τὸν Κάϱνιδος (Κάϱνου) θάνατον ὑπὸ τῶν Ἡϱακλειδῶν ἐκβληϑεὶς καὶ λη- στεύων ἔσχεν αὐτόν.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/90>, abgerufen am 21.11.2024.