Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

hältniß eine gänzliche Exportation des Kupfers nach
Unteritalien herbeigeführt haben; daher man schon im
Jahre 490 ein ganz anderes, das Verhältniß von 1
zu 160, an die Stelle setzte. Wie viel der nomos der
Sicilischen Griechen betrug, darüber fehlt es an einem
entschiedenen Zeugnisse; der Name selbst besagt, daß
es eine gangbare und nicht ganz unbedeutende Münze
gewesen. Eben deswegen möchte ich nicht, daß er der
Litra gleich gewesen 1: auch sagt Aristoteles 2, daß zu
Tarent gewöhnlich der Taras auf dem Delphin darauf
geprägt gewesen sei; dieses Gepräge aber findet sich
erstens nicht auf Litren oder Obolen von Tarent, und
hat zweitens auch kaum darauf Platz: wie denn die
Griechen, wenn sie so kleines Silbergeld prägten, sich
immer der einfachsten Typen bedienten. Stand aber
dagegen der Tarantinische Numus in demselben Ver-
hältniß zur Litra, wie der Römische numus sestertius
zum As 3: so gewinnen wir fürs erste ein größeres
Geldstück, und dann die Erklärung, wie es kam, daß
in Sicilien der Werth von 24, hernachmals von 12
Numen Talent hieß 4: 24 Numen sind nämlich dann
60 Pfunde Kupfer, gerade so viel, als das Aegineti-
sche Talent Minen Sibers enthielt. Auch paßt dazu,
daß nach Festus dies Talent früher 6, dann 3 Denare
betrug; Festus meint nämlich darunter Dekalitren 5.

1 wie Böckh meint, Staatsh. 1. S. 18.
2 bei Poll.
9, 6, 80.
3 wie Bentlei meint, a. O. S. 410.
4 S.
Aristot. b. Poll. 9, 6, 87. Apolld. en tois peri Sophronos bei
Schol. min. und Villois. zu Il. 5, 576. und Schol. Gregor. Na-
zianz. in Montf. Diar. It. p. 214. nach der Verbesserung von MNON
in NOMON, auch Suid. talanton nach Scaliger, sonst Bentl.
p. 409. Die Schol. Villois. Il. 23, 269. nennen noch mehrere
andere Talente, aber ohne Angabe der Gegend.
5 Aristot.
wie Apollodor sollen nach den angef. Stellen sagen, der nomos be-
trage tria emiobolia, was aber nach Salmas. und Gronov's mir

haͤltniß eine gaͤnzliche Exportation des Kupfers nach
Unteritalien herbeigefuͤhrt haben; daher man ſchon im
Jahre 490 ein ganz anderes, das Verhaͤltniß von 1
zu 160, an die Stelle ſetzte. Wie viel der νόμος der
Siciliſchen Griechen betrug, daruͤber fehlt es an einem
entſchiedenen Zeugniſſe; der Name ſelbſt beſagt, daß
es eine gangbare und nicht ganz unbedeutende Muͤnze
geweſen. Eben deswegen moͤchte ich nicht, daß er der
Litra gleich geweſen 1: auch ſagt Ariſtoteles 2, daß zu
Tarent gewoͤhnlich der Taras auf dem Delphin darauf
gepraͤgt geweſen ſei; dieſes Gepraͤge aber findet ſich
erſtens nicht auf Litren oder Obolen von Tarent, und
hat zweitens auch kaum darauf Platz: wie denn die
Griechen, wenn ſie ſo kleines Silbergeld praͤgten, ſich
immer der einfachſten Typen bedienten. Stand aber
dagegen der Tarantiniſche Numus in demſelben Ver-
haͤltniß zur Litra, wie der Roͤmiſche numus sestertius
zum As 3: ſo gewinnen wir fuͤrs erſte ein groͤßeres
Geldſtuͤck, und dann die Erklaͤrung, wie es kam, daß
in Sicilien der Werth von 24, hernachmals von 12
Numen Talent hieß 4: 24 Numen ſind naͤmlich dann
60 Pfunde Kupfer, gerade ſo viel, als das Aegineti-
ſche Talent Minen Sibers enthielt. Auch paßt dazu,
daß nach Feſtus dies Talent fruͤher 6, dann 3 Denare
betrug; Feſtus meint naͤmlich darunter Dekalitren 5.

1 wie Boͤckh meint, Staatsh. 1. S. 18.
2 bei Poll.
9, 6, 80.
3 wie Bentlei meint, a. O. S. 410.
4 S.
Ariſtot. b. Poll. 9, 6, 87. Apolld. ἐν τοῖς πεϱὶ Σὠφϱονος bei
Schol. min. und Villois. zu Il. 5, 576. und Schol. Gregor. Na-
zianz. in Montf. Diar. It. p. 214. nach der Verbeſſerung von ΜΝΩΝ
in ΝΟΜΩΝ, auch Suid. τάλαντον nach Scaliger, ſonſt Bentl.
p. 409. Die Schol. Villoiſ. Il. 23, 269. nennen noch mehrere
andere Talente, aber ohne Angabe der Gegend.
5 Ariſtot.
wie Apollodor ſollen nach den angef. Stellen ſagen, der νὀμος be-
trage τϱία ἡμιοβόλια, was aber nach Salmaſ. und Gronov’s mir
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0222" n="216"/>
ha&#x0364;ltniß eine ga&#x0364;nzliche Exportation des Kupfers nach<lb/>
Unteritalien herbeigefu&#x0364;hrt haben; daher man &#x017F;chon im<lb/>
Jahre 490 ein ganz anderes, das Verha&#x0364;ltniß von 1<lb/>
zu 160, an die Stelle &#x017F;etzte. Wie viel der &#x03BD;&#x03CC;&#x03BC;&#x03BF;&#x03C2; der<lb/>
Sicili&#x017F;chen Griechen betrug, daru&#x0364;ber fehlt es an einem<lb/>
ent&#x017F;chiedenen Zeugni&#x017F;&#x017F;e; der Name &#x017F;elb&#x017F;t be&#x017F;agt, daß<lb/>
es eine gangbare und nicht ganz unbedeutende Mu&#x0364;nze<lb/>
gewe&#x017F;en. Eben deswegen mo&#x0364;chte ich nicht, daß er der<lb/>
Litra gleich gewe&#x017F;en <note place="foot" n="1">wie Bo&#x0364;ckh meint, Staatsh. 1. S. 18.</note>: auch &#x017F;agt Ari&#x017F;toteles <note place="foot" n="2">bei Poll.<lb/>
9, 6, 80.</note>, daß zu<lb/>
Tarent gewo&#x0364;hnlich der Taras auf dem Delphin darauf<lb/>
gepra&#x0364;gt gewe&#x017F;en &#x017F;ei; die&#x017F;es Gepra&#x0364;ge aber findet &#x017F;ich<lb/>
er&#x017F;tens nicht auf Litren oder Obolen von Tarent, und<lb/>
hat zweitens auch kaum darauf Platz: wie denn die<lb/>
Griechen, wenn &#x017F;ie &#x017F;o kleines Silbergeld pra&#x0364;gten, &#x017F;ich<lb/>
immer der einfach&#x017F;ten Typen bedienten. Stand aber<lb/>
dagegen der Tarantini&#x017F;che Numus in dem&#x017F;elben Ver-<lb/>
ha&#x0364;ltniß zur Litra, wie der Ro&#x0364;mi&#x017F;che <hi rendition="#aq">numus sestertius</hi><lb/>
zum As <note place="foot" n="3">wie Bentlei meint, a. O. S. 410.</note>: &#x017F;o gewinnen wir fu&#x0364;rs er&#x017F;te ein gro&#x0364;ßeres<lb/>
Geld&#x017F;tu&#x0364;ck, und dann die Erkla&#x0364;rung, wie es kam, daß<lb/>
in Sicilien der Werth von 24, hernachmals von 12<lb/>
Numen Talent hieß <note place="foot" n="4">S.<lb/>
Ari&#x017F;tot. b. Poll. 9, 6, 87. Apolld. &#x1F10;&#x03BD; &#x03C4;&#x03BF;&#x1FD6;&#x03C2; &#x03C0;&#x03B5;&#x03F1;&#x1F76; &#x03A3;&#x1F60;&#x03C6;&#x03F1;&#x03BF;&#x03BD;&#x03BF;&#x03C2; bei<lb/><hi rendition="#aq">Schol. min.</hi> und <hi rendition="#aq">Villois</hi>. zu Il. 5, 576. und Schol. Gregor. Na-<lb/>
zianz. in Montf. <hi rendition="#aq">Diar. It. p.</hi> 214. nach der Verbe&#x017F;&#x017F;erung von &#x039C;&#x039D;&#x03A9;&#x039D;<lb/>
in &#x039D;&#x039F;&#x039C;&#x03A9;&#x039D;, auch Suid. &#x03C4;&#x03AC;&#x03BB;&#x03B1;&#x03BD;&#x03C4;&#x03BF;&#x03BD; nach Scaliger, &#x017F;on&#x017F;t Bentl.<lb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 409. Die Schol. Villoi&#x017F;. Il. 23, 269. nennen noch mehrere<lb/>
andere Talente, aber ohne Angabe der Gegend.</note>: 24 Numen &#x017F;ind na&#x0364;mlich dann<lb/>
60 Pfunde Kupfer, gerade &#x017F;o viel, als das Aegineti-<lb/>
&#x017F;che Talent Minen Sibers enthielt. Auch paßt dazu,<lb/>
daß nach Fe&#x017F;tus dies Talent fru&#x0364;her 6, dann 3 Denare<lb/>
betrug; Fe&#x017F;tus meint na&#x0364;mlich darunter Dekalitren <note xml:id="seg2pn_26_1" next="#seg2pn_26_2" place="foot" n="5">Ari&#x017F;tot.<lb/>
wie Apollodor &#x017F;ollen nach den angef. Stellen &#x017F;agen, der &#x03BD;&#x1F40;&#x03BC;&#x03BF;&#x03C2; be-<lb/>
trage &#x03C4;&#x03F1;&#x03AF;&#x03B1; &#x1F21;&#x03BC;&#x03B9;&#x03BF;&#x03B2;&#x03CC;&#x03BB;&#x03B9;&#x03B1;, was aber nach Salma&#x017F;. und Gronov&#x2019;s mir</note>.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[216/0222] haͤltniß eine gaͤnzliche Exportation des Kupfers nach Unteritalien herbeigefuͤhrt haben; daher man ſchon im Jahre 490 ein ganz anderes, das Verhaͤltniß von 1 zu 160, an die Stelle ſetzte. Wie viel der νόμος der Siciliſchen Griechen betrug, daruͤber fehlt es an einem entſchiedenen Zeugniſſe; der Name ſelbſt beſagt, daß es eine gangbare und nicht ganz unbedeutende Muͤnze geweſen. Eben deswegen moͤchte ich nicht, daß er der Litra gleich geweſen 1: auch ſagt Ariſtoteles 2, daß zu Tarent gewoͤhnlich der Taras auf dem Delphin darauf gepraͤgt geweſen ſei; dieſes Gepraͤge aber findet ſich erſtens nicht auf Litren oder Obolen von Tarent, und hat zweitens auch kaum darauf Platz: wie denn die Griechen, wenn ſie ſo kleines Silbergeld praͤgten, ſich immer der einfachſten Typen bedienten. Stand aber dagegen der Tarantiniſche Numus in demſelben Ver- haͤltniß zur Litra, wie der Roͤmiſche numus sestertius zum As 3: ſo gewinnen wir fuͤrs erſte ein groͤßeres Geldſtuͤck, und dann die Erklaͤrung, wie es kam, daß in Sicilien der Werth von 24, hernachmals von 12 Numen Talent hieß 4: 24 Numen ſind naͤmlich dann 60 Pfunde Kupfer, gerade ſo viel, als das Aegineti- ſche Talent Minen Sibers enthielt. Auch paßt dazu, daß nach Feſtus dies Talent fruͤher 6, dann 3 Denare betrug; Feſtus meint naͤmlich darunter Dekalitren 5. 1 wie Boͤckh meint, Staatsh. 1. S. 18. 2 bei Poll. 9, 6, 80. 3 wie Bentlei meint, a. O. S. 410. 4 S. Ariſtot. b. Poll. 9, 6, 87. Apolld. ἐν τοῖς πεϱὶ Σὠφϱονος bei Schol. min. und Villois. zu Il. 5, 576. und Schol. Gregor. Na- zianz. in Montf. Diar. It. p. 214. nach der Verbeſſerung von ΜΝΩΝ in ΝΟΜΩΝ, auch Suid. τάλαντον nach Scaliger, ſonſt Bentl. p. 409. Die Schol. Villoiſ. Il. 23, 269. nennen noch mehrere andere Talente, aber ohne Angabe der Gegend. 5 Ariſtot. wie Apollodor ſollen nach den angef. Stellen ſagen, der νὀμος be- trage τϱία ἡμιοβόλια, was aber nach Salmaſ. und Gronov’s mir

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/222
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/222>, abgerufen am 24.11.2024.