Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

was sie hießen, Bewohner der Landschaft Skiritis,
der äußersten Lakonika's gegen Parrhasien 1, ihre Rechte
und Pflichten scheinen durch Verträge bestimmt gewe-
sen, auch ihre Kampfart war vielleicht die Arkadische.
Die übrigen Periöken scheinen nur an größeren und
längere Zeit vorbereiteten Heereszügen Theil genommen
zu haben, auch waren wohl meist nur Auserlesene Ho-
pliten 2; das Verhältniß der Zahl derselben wie der
Neodamoden und Anderer zu den Bürgern Sparta's
war durchaus ohne feste Bestimmung 3. Wenig klar
ist es, auf welche Weise die Peloponnesischen Heere so
zahllose Massen von Leichtbewaffneten, besonders
von Heloten, benutzten 4. Indessen ist zu erwägen,
daß es wohl nur im Perserkriege bei einem allgemeinen
Aufgebote der Nation der Fall war, daß sieben
Knechte um jeden Spartiaten waren 5; hier mochten sie,
bei solcher Uebermacht der Feinde, dienen, die hintern
Glieder der langen Schlachtreihen einzunehmen und den
Druck zu verstärken; sonst beunruhigten sie auch den
Feind von hinten mit Schleudern, Wurfgeschoß und

1 en de 'Arkadikos, Hesych.
2 logades ton perioi-
kon, Herod. 9, 11.
3 Bei Leuktra waren nur 700 Spartia-
ten nach Xen. Hell. 6, 4, 15., der aber das Wort in einem sehr engen
Sinne nehmen muß; denn es standen hier 4 Moren (morai poli-
tikai) bis 35 Jahr, sicher gegen 2000 Mann. Das Gesammtheer
aber war weit stärker; es hatte noch bei Korinth 6000 Hopliten
betragen, 4, 2, 16. Zu oben S. 26. Z. 2. ist zu bemerken, daß
die 172 nicht nothwendig alle Periöken waren.
4 Daß noch
noch später viele psiloi im Pelop. Heere waren, sieht man aus Po-
lyän 4, 14.
5 S. oben S. 38. 46, 4., wo aber zu bemer-
ken, daß das Epitaph nicht mit der Stelle 8, 25. zusammen zu
halten ist; es geht auf die Schlacht vor der Umgehung des Heers.
Wenn Manche (Hegemon in der Palat. Anthol. 7, 436. Isokr.
Archid.) 12. 1000 Spartiaten bei Thermopylä annehmen, ist dies of-
fenbar ein Irrthum.
16 *

was ſie hießen, Bewohner der Landſchaft Skiritis,
der aͤußerſten Lakonika’s gegen Parrhaſien 1, ihre Rechte
und Pflichten ſcheinen durch Vertraͤge beſtimmt gewe-
ſen, auch ihre Kampfart war vielleicht die Arkadiſche.
Die uͤbrigen Perioͤken ſcheinen nur an groͤßeren und
laͤngere Zeit vorbereiteten Heereszuͤgen Theil genommen
zu haben, auch waren wohl meiſt nur Auserleſene Ho-
pliten 2; das Verhaͤltniß der Zahl derſelben wie der
Neodamoden und Anderer zu den Buͤrgern Sparta’s
war durchaus ohne feſte Beſtimmung 3. Wenig klar
iſt es, auf welche Weiſe die Peloponneſiſchen Heere ſo
zahlloſe Maſſen von Leichtbewaffneten, beſonders
von Heloten, benutzten 4. Indeſſen iſt zu erwaͤgen,
daß es wohl nur im Perſerkriege bei einem allgemeinen
Aufgebote der Nation der Fall war, daß ſieben
Knechte um jeden Spartiaten waren 5; hier mochten ſie,
bei ſolcher Uebermacht der Feinde, dienen, die hintern
Glieder der langen Schlachtreihen einzunehmen und den
Druck zu verſtaͤrken; ſonſt beunruhigten ſie auch den
Feind von hinten mit Schleudern, Wurfgeſchoß und

1 ἦν δὲ ̕᾽Αϱκαδικὸς, Heſych.
2 λογάδες τῶν πεϱιοί-
κων, Herod. 9, 11.
3 Bei Leuktra waren nur 700 Spartia-
ten nach Xen. Hell. 6, 4, 15., der aber das Wort in einem ſehr engen
Sinne nehmen muß; denn es ſtanden hier 4 Moren (μόϱαι πολι-
τικαὶ) bis 35 Jahr, ſicher gegen 2000 Mann. Das Geſammtheer
aber war weit ſtaͤrker; es hatte noch bei Korinth 6000 Hopliten
betragen, 4, 2, 16. Zu oben S. 26. Z. 2. iſt zu bemerken, daß
die 172 nicht nothwendig alle Perioͤken waren.
4 Daß noch
noch ſpaͤter viele ψιλοὶ im Pelop. Heere waren, ſieht man aus Po-
lyaͤn 4, 14.
5 S. oben S. 38. 46, 4., wo aber zu bemer-
ken, daß das Epitaph nicht mit der Stelle 8, 25. zuſammen zu
halten iſt; es geht auf die Schlacht vor der Umgehung des Heers.
Wenn Manche (Hegemon in der Palat. Anthol. 7, 436. Iſokr.
Archid.) 12. 1000 Spartiaten bei Thermopylaͤ annehmen, iſt dies of-
fenbar ein Irrthum.
16 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0249" n="243"/>
was &#x017F;ie hießen, Bewohner der Land&#x017F;chaft Skiritis,<lb/>
der a&#x0364;ußer&#x017F;ten Lakonika&#x2019;s gegen Parrha&#x017F;ien <note place="foot" n="1">&#x1F26;&#x03BD; &#x03B4;&#x1F72; &#x0315;&#x1FBD;&#x0391;&#x03F1;&#x03BA;&#x03B1;&#x03B4;&#x03B9;&#x03BA;&#x1F78;&#x03C2;, He&#x017F;ych.</note>, ihre Rechte<lb/>
und Pflichten &#x017F;cheinen durch Vertra&#x0364;ge be&#x017F;timmt gewe-<lb/>
&#x017F;en, auch ihre Kampfart war vielleicht die Arkadi&#x017F;che.<lb/>
Die u&#x0364;brigen <hi rendition="#g">Perio&#x0364;ken</hi> &#x017F;cheinen nur an gro&#x0364;ßeren und<lb/>
la&#x0364;ngere Zeit vorbereiteten Heereszu&#x0364;gen Theil genommen<lb/>
zu haben, auch waren wohl mei&#x017F;t nur Auserle&#x017F;ene Ho-<lb/>
pliten <note place="foot" n="2">&#x03BB;&#x03BF;&#x03B3;&#x03AC;&#x03B4;&#x03B5;&#x03C2; &#x03C4;&#x1FF6;&#x03BD; &#x03C0;&#x03B5;&#x03F1;&#x03B9;&#x03BF;&#x03AF;-<lb/>
&#x03BA;&#x03C9;&#x03BD;, Herod. 9, 11.</note>; das Verha&#x0364;ltniß der Zahl der&#x017F;elben wie der<lb/>
Neodamoden und Anderer zu den Bu&#x0364;rgern Sparta&#x2019;s<lb/>
war durchaus ohne fe&#x017F;te Be&#x017F;timmung <note place="foot" n="3">Bei Leuktra waren nur 700 Spartia-<lb/>
ten nach Xen. Hell. 6, 4, 15., der aber das Wort in einem &#x017F;ehr engen<lb/>
Sinne nehmen muß; denn es &#x017F;tanden hier 4 Moren (&#x03BC;&#x03CC;&#x03F1;&#x03B1;&#x03B9; &#x03C0;&#x03BF;&#x03BB;&#x03B9;-<lb/>
&#x03C4;&#x03B9;&#x03BA;&#x03B1;&#x1F76;) bis 35 Jahr, &#x017F;icher gegen 2000 Mann. Das Ge&#x017F;ammtheer<lb/>
aber war weit &#x017F;ta&#x0364;rker; es hatte noch bei Korinth 6000 Hopliten<lb/>
betragen, 4, 2, 16. Zu oben S. 26. Z. 2. i&#x017F;t zu bemerken, daß<lb/>
die 172 nicht nothwendig alle Perio&#x0364;ken waren.</note>. Wenig klar<lb/>
i&#x017F;t es, auf welche Wei&#x017F;e die Peloponne&#x017F;i&#x017F;chen Heere &#x017F;o<lb/>
zahllo&#x017F;e Ma&#x017F;&#x017F;en von <hi rendition="#g">Leichtbewaffneten</hi>, be&#x017F;onders<lb/>
von Heloten, benutzten <note place="foot" n="4">Daß noch<lb/>
noch &#x017F;pa&#x0364;ter viele &#x03C8;&#x03B9;&#x03BB;&#x03BF;&#x1F76; im Pelop. Heere waren, &#x017F;ieht man aus Po-<lb/>
lya&#x0364;n 4, 14.</note>. Inde&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t zu erwa&#x0364;gen,<lb/>
daß es wohl nur im Per&#x017F;erkriege bei einem allgemeinen<lb/>
Aufgebote der Nation der Fall war, daß <hi rendition="#g">&#x017F;ieben</hi><lb/>
Knechte um jeden Spartiaten waren <note place="foot" n="5">S. oben S. 38. 46, 4., wo aber zu bemer-<lb/>
ken, daß das Epitaph <hi rendition="#g">nicht</hi> mit der Stelle 8, 25. zu&#x017F;ammen zu<lb/>
halten i&#x017F;t; es geht auf die Schlacht <hi rendition="#g">vor</hi> der Umgehung des Heers.<lb/>
Wenn Manche (Hegemon in der Palat. Anthol. 7, 436. I&#x017F;okr.<lb/>
Archid.) 12. 1000 Spartiaten bei Thermopyla&#x0364; annehmen, i&#x017F;t dies of-<lb/>
fenbar ein Irrthum.</note>; hier mochten &#x017F;ie,<lb/>
bei &#x017F;olcher Uebermacht der Feinde, dienen, die hintern<lb/>
Glieder der langen Schlachtreihen einzunehmen und den<lb/>
Druck zu ver&#x017F;ta&#x0364;rken; &#x017F;on&#x017F;t beunruhigten &#x017F;ie auch den<lb/>
Feind von hinten mit Schleudern, Wurfge&#x017F;choß und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">16 *</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[243/0249] was ſie hießen, Bewohner der Landſchaft Skiritis, der aͤußerſten Lakonika’s gegen Parrhaſien 1, ihre Rechte und Pflichten ſcheinen durch Vertraͤge beſtimmt gewe- ſen, auch ihre Kampfart war vielleicht die Arkadiſche. Die uͤbrigen Perioͤken ſcheinen nur an groͤßeren und laͤngere Zeit vorbereiteten Heereszuͤgen Theil genommen zu haben, auch waren wohl meiſt nur Auserleſene Ho- pliten 2; das Verhaͤltniß der Zahl derſelben wie der Neodamoden und Anderer zu den Buͤrgern Sparta’s war durchaus ohne feſte Beſtimmung 3. Wenig klar iſt es, auf welche Weiſe die Peloponneſiſchen Heere ſo zahlloſe Maſſen von Leichtbewaffneten, beſonders von Heloten, benutzten 4. Indeſſen iſt zu erwaͤgen, daß es wohl nur im Perſerkriege bei einem allgemeinen Aufgebote der Nation der Fall war, daß ſieben Knechte um jeden Spartiaten waren 5; hier mochten ſie, bei ſolcher Uebermacht der Feinde, dienen, die hintern Glieder der langen Schlachtreihen einzunehmen und den Druck zu verſtaͤrken; ſonſt beunruhigten ſie auch den Feind von hinten mit Schleudern, Wurfgeſchoß und 1 ἦν δὲ ̕᾽Αϱκαδικὸς, Heſych. 2 λογάδες τῶν πεϱιοί- κων, Herod. 9, 11. 3 Bei Leuktra waren nur 700 Spartia- ten nach Xen. Hell. 6, 4, 15., der aber das Wort in einem ſehr engen Sinne nehmen muß; denn es ſtanden hier 4 Moren (μόϱαι πολι- τικαὶ) bis 35 Jahr, ſicher gegen 2000 Mann. Das Geſammtheer aber war weit ſtaͤrker; es hatte noch bei Korinth 6000 Hopliten betragen, 4, 2, 16. Zu oben S. 26. Z. 2. iſt zu bemerken, daß die 172 nicht nothwendig alle Perioͤken waren. 4 Daß noch noch ſpaͤter viele ψιλοὶ im Pelop. Heere waren, ſieht man aus Po- lyaͤn 4, 14. 5 S. oben S. 38. 46, 4., wo aber zu bemer- ken, daß das Epitaph nicht mit der Stelle 8, 25. zuſammen zu halten iſt; es geht auf die Schlacht vor der Umgehung des Heers. Wenn Manche (Hegemon in der Palat. Anthol. 7, 436. Iſokr. Archid.) 12. 1000 Spartiaten bei Thermopylaͤ annehmen, iſt dies of- fenbar ein Irrthum. 16 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/249
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/249>, abgerufen am 18.12.2024.