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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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namentlich in Phigalia, nationale Sitte 1; und unter
den Homerischen Achäern speisten wenigstens die Anak-
ten gemeinsam und auf Kosten der Gemeinde, wovon
die Mahle der Prytanen in Athen, Rhodos und sonst
abzuleiten sein möchten. Namentlich haben die Gemein-
mahle Sparta's mit den Homerischen daites auch in
manchen Einzelheiten große Aehnlichkeit 2, nur daß
dort gewissermaßen alle Spartiaten als Anakten gal-
ten. -- Darin war man indeß in dieser Stadt von
der alten Sitte abgegangen, daß man schon zu Alk-
mans Zeit zu Tische lag, (wenn auch auf harten Bän-
ken ohne Kissen (in robore) 3, denn erst unter Areus
und Akrotatos fing man an, sich auch zu den öffentli-
chen Mahlzeiten auf weiche und köstliche Pfühle zu la-
gern 4:) während die Dorier auf Kreta fortwährend
saßen 5, wie die Helden Homers und die frühern
Römer nach alteuropäischem Herkommen, das bei den
übrigen Griechen durch die von den Joniern herüber-
gekommene Sitte des Orients gänzlich verdrängt wor-
den war.

2.

Was aber die Speisen selbst betrifft, so
mochte sich auch darin in Sparta Manches aus altem
Gebrauch erhalten haben, Anderes der Nation von An-
fang an eigenthümlich gewesen sein. Sparta's Kö-
che waren, wie oben bemerkt, erblich 6, und hatten

1 Harmodios von den Gesetzen Phigalias bei Athen. 4, 148
f. vgl. im Allgemeinen Plut. Qu. Symp. 2, 10, 2.
2 S.
oben S. 105. 106.
3 Cic. pro Muraena 35. Athen. 12,
518 e. vgl. 4, 142 a. Plut. Lyk. 18. Suid. philitia und Lu-
kourgos. Isidor Origg. 20, 11.
4 Phylarch bei Athen. 4,
142 a.
5 Herakl. Pont. 3. Pyrgion bei Ath. 4, 143 e.
Varro bei Serv. ad Aen. 7, 176.
6 Fremde Köche wur-
den nicht geduldet, wie namentlich von Mithäkos Max. Tyr. 7,
22. Dav. angiebt.

namentlich in Phigalia, nationale Sitte 1; und unter
den Homeriſchen Achaͤern ſpeiſten wenigſtens die Anak-
ten gemeinſam und auf Koſten der Gemeinde, wovon
die Mahle der Prytanen in Athen, Rhodos und ſonſt
abzuleiten ſein moͤchten. Namentlich haben die Gemein-
mahle Sparta’s mit den Homeriſchen δαῖτες auch in
manchen Einzelheiten große Aehnlichkeit 2, nur daß
dort gewiſſermaßen alle Spartiaten als Anakten gal-
ten. — Darin war man indeß in dieſer Stadt von
der alten Sitte abgegangen, daß man ſchon zu Alk-
mans Zeit zu Tiſche lag, (wenn auch auf harten Baͤn-
ken ohne Kiſſen (in robore) 3, denn erſt unter Areus
und Akrotatos fing man an, ſich auch zu den oͤffentli-
chen Mahlzeiten auf weiche und koͤſtliche Pfuͤhle zu la-
gern 4:) waͤhrend die Dorier auf Kreta fortwaͤhrend
ſaßen 5, wie die Helden Homers und die fruͤhern
Roͤmer nach alteuropaͤiſchem Herkommen, das bei den
uͤbrigen Griechen durch die von den Joniern heruͤber-
gekommene Sitte des Orients gaͤnzlich verdraͤngt wor-
den war.

2.

Was aber die Speiſen ſelbſt betrifft, ſo
mochte ſich auch darin in Sparta Manches aus altem
Gebrauch erhalten haben, Anderes der Nation von An-
fang an eigenthuͤmlich geweſen ſein. Sparta’s Koͤ-
che waren, wie oben bemerkt, erblich 6, und hatten

1 Harmodios von den Geſetzen Phigalias bei Athen. 4, 148
f. vgl. im Allgemeinen Plut. Qu. Symp. 2, 10, 2.
2 S.
oben S. 105. 106.
3 Cic. pro Muraena 35. Athen. 12,
518 e. vgl. 4, 142 a. Plut. Lyk. 18. Suid. φιλίτια und Λυ-
κοῦϱγος. Iſidor Origg. 20, 11.
4 Phylarch bei Athen. 4,
142 a.
5 Herakl. Pont. 3. Pyrgion bei Ath. 4, 143 e.
Varro bei Serv. ad Aen. 7, 176.
6 Fremde Koͤche wur-
den nicht geduldet, wie namentlich von Mithaͤkos Max. Tyr. 7,
22. Dav. angiebt.
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[274/0280] namentlich in Phigalia, nationale Sitte 1; und unter den Homeriſchen Achaͤern ſpeiſten wenigſtens die Anak- ten gemeinſam und auf Koſten der Gemeinde, wovon die Mahle der Prytanen in Athen, Rhodos und ſonſt abzuleiten ſein moͤchten. Namentlich haben die Gemein- mahle Sparta’s mit den Homeriſchen δαῖτες auch in manchen Einzelheiten große Aehnlichkeit 2, nur daß dort gewiſſermaßen alle Spartiaten als Anakten gal- ten. — Darin war man indeß in dieſer Stadt von der alten Sitte abgegangen, daß man ſchon zu Alk- mans Zeit zu Tiſche lag, (wenn auch auf harten Baͤn- ken ohne Kiſſen (in robore) 3, denn erſt unter Areus und Akrotatos fing man an, ſich auch zu den oͤffentli- chen Mahlzeiten auf weiche und koͤſtliche Pfuͤhle zu la- gern 4:) waͤhrend die Dorier auf Kreta fortwaͤhrend ſaßen 5, wie die Helden Homers und die fruͤhern Roͤmer nach alteuropaͤiſchem Herkommen, das bei den uͤbrigen Griechen durch die von den Joniern heruͤber- gekommene Sitte des Orients gaͤnzlich verdraͤngt wor- den war. 2. Was aber die Speiſen ſelbſt betrifft, ſo mochte ſich auch darin in Sparta Manches aus altem Gebrauch erhalten haben, Anderes der Nation von An- fang an eigenthuͤmlich geweſen ſein. Sparta’s Koͤ- che waren, wie oben bemerkt, erblich 6, und hatten 1 Harmodios von den Geſetzen Phigalias bei Athen. 4, 148 f. vgl. im Allgemeinen Plut. Qu. Symp. 2, 10, 2. 2 S. oben S. 105. 106. 3 Cic. pro Muraena 35. Athen. 12, 518 e. vgl. 4, 142 a. Plut. Lyk. 18. Suid. φιλίτια und Λυ- κοῦϱγος. Iſidor Origg. 20, 11. 4 Phylarch bei Athen. 4, 142 a. 5 Herakl. Pont. 3. Pyrgion bei Ath. 4, 143 e. Varro bei Serv. ad Aen. 7, 176. 6 Fremde Koͤche wur- den nicht geduldet, wie namentlich von Mithaͤkos Max. Tyr. 7, 22. Dav. angiebt.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/280>, abgerufen am 24.11.2024.