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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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dre durch eine eigne Rhetra 1; im Gegensatz des Her-
kommens in andern Griechischen Städten, namentlich
Athen, dessen Dynasten in frühern Zeiten häufig aus
dem Auslande heiratheten, wie Megakles, Miltiades
u. Aa.

4.

Was nun weiter das häusliche Verhältniß der
Frau zum Manne bei den Doriern betrifft: so war auch
dies im Allgemeinen das altoccidentalische, welches im
Homer als den Griechen allgemein erscheint, und in
Rom bis auf spätere Zeiten bestand, nur daß bei den
Doriern das Eigenthümliche desselben besonders scharf
ausgesprochen ist: es bildet dagegen einen strengen
Gegensatz mit dem Jonisch-Attischen, in welchem die
althellenische Sitte fast ganz durch die orientalische
verdrängt worden war 2. Denn bei den Joniern
Asiens theilte die Frau, wie Herodot berichtet 3, mit
dem Manne zwar Bett, aber nicht Tisch, sie durfte
ihn nicht mit seinem Namen, sondern nur "Herr"
nennen, und lebte im Innern des Hauses verschlossen:
und darnach hatte sich im wesentlichen das Verhält-
niß auch bei den Athenern gestaltet. Unter den Do-
riern Spartas dagegen wurde die Frau, (obgleich eben-
falls im Innern des Hauses waltend, wie, alle über-
treibenden Schilderungen zu widerlegen, die Spartia-

1 Plut. Agis 11.
2 Verständiger wenigstens als Mei-
ners, in der Gesch. des weihl. Geschlechts, hat Lenz die Geschichte
der Weiber im heroischen Zeitalter behandelt, obgleich auch noch
durch manche Vorurtheile befangen, z. B. daß die Cultur das
Verhältniß der Weiber durchaus veredle -- was in Griechenland
umgekehrt der Fall war. Lenz bemerkt S. 64. richtig, daß auch
bei Homer das Leben der Mädchen in manchen Stücken freier, als
das der Frauen: obgleich ihr Umgang mit Männern immer noch
weit scheuer und rücksichtsvoller war, als bei den Doriern. vgl. S.
143.
3 1, 146.

dre durch eine eigne Rhetra 1; im Gegenſatz des Her-
kommens in andern Griechiſchen Staͤdten, namentlich
Athen, deſſen Dynaſten in fruͤhern Zeiten haͤufig aus
dem Auslande heiratheten, wie Megakles, Miltiades
u. Aa.

4.

Was nun weiter das haͤusliche Verhaͤltniß der
Frau zum Manne bei den Doriern betrifft: ſo war auch
dies im Allgemeinen das altoccidentaliſche, welches im
Homer als den Griechen allgemein erſcheint, und in
Rom bis auf ſpaͤtere Zeiten beſtand, nur daß bei den
Doriern das Eigenthuͤmliche deſſelben beſonders ſcharf
ausgeſprochen iſt: es bildet dagegen einen ſtrengen
Gegenſatz mit dem Joniſch-Attiſchen, in welchem die
althelleniſche Sitte faſt ganz durch die orientaliſche
verdraͤngt worden war 2. Denn bei den Joniern
Aſiens theilte die Frau, wie Herodot berichtet 3, mit
dem Manne zwar Bett, aber nicht Tiſch, ſie durfte
ihn nicht mit ſeinem Namen, ſondern nur „Herr“
nennen, und lebte im Innern des Hauſes verſchloſſen:
und darnach hatte ſich im weſentlichen das Verhaͤlt-
niß auch bei den Athenern geſtaltet. Unter den Do-
riern Spartas dagegen wurde die Frau, (obgleich eben-
falls im Innern des Hauſes waltend, wie, alle uͤber-
treibenden Schilderungen zu widerlegen, die Spartia-

1 Plut. Agis 11.
2 Verſtaͤndiger wenigſtens als Mei-
ners, in der Geſch. des weihl. Geſchlechts, hat Lenz die Geſchichte
der Weiber im heroiſchen Zeitalter behandelt, obgleich auch noch
durch manche Vorurtheile befangen, z. B. daß die Cultur das
Verhaͤltniß der Weiber durchaus veredle — was in Griechenland
umgekehrt der Fall war. Lenz bemerkt S. 64. richtig, daß auch
bei Homer das Leben der Maͤdchen in manchen Stuͤcken freier, als
das der Frauen: obgleich ihr Umgang mit Maͤnnern immer noch
weit ſcheuer und ruͤckſichtsvoller war, als bei den Doriern. vgl. S.
143.
3 1, 146.
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[286/0292] dre durch eine eigne Rhetra 1; im Gegenſatz des Her- kommens in andern Griechiſchen Staͤdten, namentlich Athen, deſſen Dynaſten in fruͤhern Zeiten haͤufig aus dem Auslande heiratheten, wie Megakles, Miltiades u. Aa. 4. Was nun weiter das haͤusliche Verhaͤltniß der Frau zum Manne bei den Doriern betrifft: ſo war auch dies im Allgemeinen das altoccidentaliſche, welches im Homer als den Griechen allgemein erſcheint, und in Rom bis auf ſpaͤtere Zeiten beſtand, nur daß bei den Doriern das Eigenthuͤmliche deſſelben beſonders ſcharf ausgeſprochen iſt: es bildet dagegen einen ſtrengen Gegenſatz mit dem Joniſch-Attiſchen, in welchem die althelleniſche Sitte faſt ganz durch die orientaliſche verdraͤngt worden war 2. Denn bei den Joniern Aſiens theilte die Frau, wie Herodot berichtet 3, mit dem Manne zwar Bett, aber nicht Tiſch, ſie durfte ihn nicht mit ſeinem Namen, ſondern nur „Herr“ nennen, und lebte im Innern des Hauſes verſchloſſen: und darnach hatte ſich im weſentlichen das Verhaͤlt- niß auch bei den Athenern geſtaltet. Unter den Do- riern Spartas dagegen wurde die Frau, (obgleich eben- falls im Innern des Hauſes waltend, wie, alle uͤber- treibenden Schilderungen zu widerlegen, die Spartia- 1 Plut. Agis 11. 2 Verſtaͤndiger wenigſtens als Mei- ners, in der Geſch. des weihl. Geſchlechts, hat Lenz die Geſchichte der Weiber im heroiſchen Zeitalter behandelt, obgleich auch noch durch manche Vorurtheile befangen, z. B. daß die Cultur das Verhaͤltniß der Weiber durchaus veredle — was in Griechenland umgekehrt der Fall war. Lenz bemerkt S. 64. richtig, daß auch bei Homer das Leben der Maͤdchen in manchen Stuͤcken freier, als das der Frauen: obgleich ihr Umgang mit Maͤnnern immer noch weit ſcheuer und ruͤckſichtsvoller war, als bei den Doriern. vgl. S. 143. 3 1, 146.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/292>, abgerufen am 24.11.2024.