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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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schon in vielen andern Rücksichten die Dorier stehend
gefunden, angemessen, die Darstellung leiblicher Voll-
kommenheit, einer so schönen Gabe der Götter, von
aller Richtung auf Gewinn, von allem Banausischen,
völlig zu reinigen. Zu Olympia war es, wo der erste
Kranz gegeben wurde; es erhielt ihn, in der siebenten
Olympiade, ein Dorier Daikles der Messenier 1. Wie
die Gymnastik in den verschiednen Dorischen Staaten
geübt worden sei, läßt sich in manchen Stücken aus
den erhaltnen zahlreichen Namen von Olympioniken,
Pythioniken u. s. w. abnehmen, einige Schlüsse erge-
ben sich bald aus dem Durchmustern der Cataloge
Corsini's. Daß die Spartiaten nie im Fausikampf,
nie im Pankration aufgetreten, bewährt sich auch durch
diese 2, und ihre Grundsätze wurden in den Olympi-
schen Agonen, auf die sie den größten Einfluß hatten,
auch in so fern allgemein anerkannt, daß Knaben
im Pankration zu kämpfen, erst in den spätesten Zei-
ten erlaubt wurde 3. Dagegen kamen von Sparta
ungemein viele Sieger im Lauf, besonders zwischen
Olymp. 20. und 50., außerdem zahlreiche Pentathlen
und Ringer; unter jenen ist Philombrotos (Ol. 26 --
28.), unter diesen sind Hipposthenes (Ol. 37 -- 43.)
und sein Sohn Hetoemokles durch die große Anzahl
Olympischer Kränze ausgezeichnet; auch die ersten Sie-
ger in beiden Kämpfen waren Lakedämonier. Vor
Olymp. 9. nennen die Eleischen Kataloge besonders
Messenier als Sieger im Lauf: von Olymp. 49. an

1 Corsini Diss. Agon. p. 127.
2 Hermippos fabelt
also -- wie öfter -- daß Chilons Sohn zu Olympia im Faust-
kampfe gesiegt habe, Diog. L. 1, 3, 5.
3 Paus. 5, 8, 3.
Auffallend aber, daß das pentalon paidon nur eine Ol., 38.,
bestand, da ein Lakedämonier darin siegte.
20*

ſchon in vielen andern Ruͤckſichten die Dorier ſtehend
gefunden, angemeſſen, die Darſtellung leiblicher Voll-
kommenheit, einer ſo ſchoͤnen Gabe der Goͤtter, von
aller Richtung auf Gewinn, von allem Banauſiſchen,
voͤllig zu reinigen. Zu Olympia war es, wo der erſte
Kranz gegeben wurde; es erhielt ihn, in der ſiebenten
Olympiade, ein Dorier Daikles der Meſſenier 1. Wie
die Gymnaſtik in den verſchiednen Doriſchen Staaten
geuͤbt worden ſei, laͤßt ſich in manchen Stuͤcken aus
den erhaltnen zahlreichen Namen von Olympioniken,
Pythioniken u. ſ. w. abnehmen, einige Schluͤſſe erge-
ben ſich bald aus dem Durchmuſtern der Cataloge
Corſini’s. Daß die Spartiaten nie im Fauſikampf,
nie im Pankration aufgetreten, bewaͤhrt ſich auch durch
dieſe 2, und ihre Grundſaͤtze wurden in den Olympi-
ſchen Agonen, auf die ſie den groͤßten Einfluß hatten,
auch in ſo fern allgemein anerkannt, daß Knaben
im Pankration zu kaͤmpfen, erſt in den ſpaͤteſten Zei-
ten erlaubt wurde 3. Dagegen kamen von Sparta
ungemein viele Sieger im Lauf, beſonders zwiſchen
Olymp. 20. und 50., außerdem zahlreiche Pentathlen
und Ringer; unter jenen iſt Philombrotos (Ol. 26 —
28.), unter dieſen ſind Hippoſthenes (Ol. 37 — 43.)
und ſein Sohn Hetoemokles durch die große Anzahl
Olympiſcher Kraͤnze ausgezeichnet; auch die erſten Sie-
ger in beiden Kaͤmpfen waren Lakedaͤmonier. Vor
Olymp. 9. nennen die Eleiſchen Kataloge beſonders
Meſſenier als Sieger im Lauf: von Olymp. 49. an

1 Corſini Diss. Agon. p. 127.
2 Hermippos fabelt
alſo — wie oͤfter — daß Chilons Sohn zu Olympia im Fauſt-
kampfe geſiegt habe, Diog. L. 1, 3, 5.
3 Pauſ. 5, 8, 3.
Auffallend aber, daß das πένταλον παίδων nur eine Ol., 38.,
beſtand, da ein Lakedaͤmonier darin ſiegte.
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[307/0313] ſchon in vielen andern Ruͤckſichten die Dorier ſtehend gefunden, angemeſſen, die Darſtellung leiblicher Voll- kommenheit, einer ſo ſchoͤnen Gabe der Goͤtter, von aller Richtung auf Gewinn, von allem Banauſiſchen, voͤllig zu reinigen. Zu Olympia war es, wo der erſte Kranz gegeben wurde; es erhielt ihn, in der ſiebenten Olympiade, ein Dorier Daikles der Meſſenier 1. Wie die Gymnaſtik in den verſchiednen Doriſchen Staaten geuͤbt worden ſei, laͤßt ſich in manchen Stuͤcken aus den erhaltnen zahlreichen Namen von Olympioniken, Pythioniken u. ſ. w. abnehmen, einige Schluͤſſe erge- ben ſich bald aus dem Durchmuſtern der Cataloge Corſini’s. Daß die Spartiaten nie im Fauſikampf, nie im Pankration aufgetreten, bewaͤhrt ſich auch durch dieſe 2, und ihre Grundſaͤtze wurden in den Olympi- ſchen Agonen, auf die ſie den groͤßten Einfluß hatten, auch in ſo fern allgemein anerkannt, daß Knaben im Pankration zu kaͤmpfen, erſt in den ſpaͤteſten Zei- ten erlaubt wurde 3. Dagegen kamen von Sparta ungemein viele Sieger im Lauf, beſonders zwiſchen Olymp. 20. und 50., außerdem zahlreiche Pentathlen und Ringer; unter jenen iſt Philombrotos (Ol. 26 — 28.), unter dieſen ſind Hippoſthenes (Ol. 37 — 43.) und ſein Sohn Hetoemokles durch die große Anzahl Olympiſcher Kraͤnze ausgezeichnet; auch die erſten Sie- ger in beiden Kaͤmpfen waren Lakedaͤmonier. Vor Olymp. 9. nennen die Eleiſchen Kataloge beſonders Meſſenier als Sieger im Lauf: von Olymp. 49. an 1 Corſini Diss. Agon. p. 127. 2 Hermippos fabelt alſo — wie oͤfter — daß Chilons Sohn zu Olympia im Fauſt- kampfe geſiegt habe, Diog. L. 1, 3, 5. 3 Pauſ. 5, 8, 3. Auffallend aber, daß das πένταλον παίδων nur eine Ol., 38., beſtand, da ein Lakedaͤmonier darin ſiegte. 20*

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/313>, abgerufen am 21.11.2024.