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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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Was seit dem ersten Kapitel dieses Buches ab-
gehandelt ist, betrifft im Ganzen die Lebensweise und
Sitte, die diaita Dorike. Wir kommen nun zu dem
zweiten Haupttheile der Erziehung, der Musik, in
welcher eigentlich alle nationale Geistesbildung inbe-
griffen ist, wenn man das Erlernen der Schrift aus-
nimmt, das in Sparta nicht einmal durchweg statt
fand 1. Auch war es eben nichts Wesentliches bei ei-
nem Volke, das, wie in Kreta, Gesetze, Hymnen und
Enkomien -- also das Recht, die Religion und Ge-
schichte -- in den musischen Schulen singen lernte 2.



1 Nach Isokr. Panath. p. 544. vgl. Perizon ad Ael. V. H.
12, 50. Daß sie lesen lernten, sagt Plut. Lyk. 16. Inst. Lac. p.
247. das Gegentheil ein Soph. anon. bei Orelli Opp. mor. II.
p.
214. Die alterthümliche Einfalt der Sitte sehn wir auch aus
dem Gebrauche, zum Zeichen geschlossner Contrakte einen Stab,
eine skutale, zu zerschneiden und die Stücke zu vertheilen. Pho-
tios skutale aus Dioskorides p. nomimon. -- Ueber die Leseschu-
len in Kreta herakl. Pont. 3. Ephor. bei Str. 10, 482. Die
ältesten Griech. Buchstaben scheint man auch Dorika grammata
genannt zu haben, Suid. s. v. Korinnos.
2 Aelian V. G.
2, 39. Aehnliches von Lykurgs Gesetzen oben Bd. 2. S. 134.

Was ſeit dem erſten Kapitel dieſes Buches ab-
gehandelt iſt, betrifft im Ganzen die Lebensweiſe und
Sitte, die δίαιτα Δωϱική. Wir kommen nun zu dem
zweiten Haupttheile der Erziehung, der Muſik, in
welcher eigentlich alle nationale Geiſtesbildung inbe-
griffen iſt, wenn man das Erlernen der Schrift aus-
nimmt, das in Sparta nicht einmal durchweg ſtatt
fand 1. Auch war es eben nichts Weſentliches bei ei-
nem Volke, das, wie in Kreta, Geſetze, Hymnen und
Enkomien — alſo das Recht, die Religion und Ge-
ſchichte — in den muſiſchen Schulen ſingen lernte 2.



1 Nach Iſokr. Panath. p. 544. vgl. Perizon ad Ael. V. H.
12, 50. Daß ſie leſen lernten, ſagt Plut. Lyk. 16. Inst. Lac. p.
247. das Gegentheil ein Soph. anon. bei Orelli Opp. mor. II.
p.
214. Die alterthuͤmliche Einfalt der Sitte ſehn wir auch aus
dem Gebrauche, zum Zeichen geſchloſſner Contrakte einen Stab,
eine σκυτάλη, zu zerſchneiden und die Stuͤcke zu vertheilen. Pho-
tios σκυτάλη aus Dioſkorides π. νομὶμων. — Ueber die Leſeſchu-
len in Kreta herakl. Pont. 3. Ephor. bei Str. 10, 482. Die
aͤlteſten Griech. Buchſtaben ſcheint man auch Δωϱικὰ γϱάμματα
genannt zu haben, Suid. s. v. Κόϱιννος.
2 Aelian V. G.
2, 39. Aehnliches von Lykurgs Geſetzen oben Bd. 2. S. 134.
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[315/0321] Was ſeit dem erſten Kapitel dieſes Buches ab- gehandelt iſt, betrifft im Ganzen die Lebensweiſe und Sitte, die δίαιτα Δωϱική. Wir kommen nun zu dem zweiten Haupttheile der Erziehung, der Muſik, in welcher eigentlich alle nationale Geiſtesbildung inbe- griffen iſt, wenn man das Erlernen der Schrift aus- nimmt, das in Sparta nicht einmal durchweg ſtatt fand 1. Auch war es eben nichts Weſentliches bei ei- nem Volke, das, wie in Kreta, Geſetze, Hymnen und Enkomien — alſo das Recht, die Religion und Ge- ſchichte — in den muſiſchen Schulen ſingen lernte 2. 1 Nach Iſokr. Panath. p. 544. vgl. Perizon ad Ael. V. H. 12, 50. Daß ſie leſen lernten, ſagt Plut. Lyk. 16. Inst. Lac. p. 247. das Gegentheil ein Soph. anon. bei Orelli Opp. mor. II. p. 214. Die alterthuͤmliche Einfalt der Sitte ſehn wir auch aus dem Gebrauche, zum Zeichen geſchloſſner Contrakte einen Stab, eine σκυτάλη, zu zerſchneiden und die Stuͤcke zu vertheilen. Pho- tios σκυτάλη aus Dioſkorides π. νομὶμων. — Ueber die Leſeſchu- len in Kreta herakl. Pont. 3. Ephor. bei Str. 10, 482. Die aͤlteſten Griech. Buchſtaben ſcheint man auch Δωϱικὰ γϱάμματα genannt zu haben, Suid. s. v. Κόϱιννος. 2 Aelian V. G. 2, 39. Aehnliches von Lykurgs Geſetzen oben Bd. 2. S. 134.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/321>, abgerufen am 21.11.2024.