auszubilden aufgefordert war. So blühte sicherlich an keinem Orte Griechenlands die chorische Poesie so wie zu Sparta 1, wie die kundigsten Zeugen beweisen, Ter- pandros 2:
Da wo der Jünglinge Kraft und die fröhliche Musa zugleich blüht, Und auf dem Markte das Recht,
und Pindaros:
Wo den Rathschluß graue Weisheit und der Jüngling' Arm den Speer preiswürdig lenket, Und den Chor führt Dichtung und festliche Lust. 3
Auch gab es hier außer den fremden aber fast ansäßi- gen Dichtern Terpandros, Thaletas, Nymphäos von Kydonia 4, Simonides 5, mehr einheimische Lyriker als irgendwo 6, von denen wir Spendon 7, Dionyso- dotos 8, Xenodamos 9 und Gitiadas, der dieselbe Gottheit, der er das eherne Haus bauete, auch in Hymnen besang 10, kennen. Und bei alle dem ist uns kein Fragment Spartiatischer Lyrik, wenn man Alkman ausnimmt, bekannt geworden, gewiß aus dem eben angezeigten Grunde, weil eine gewisse Gleichmäßigkeit in diesen Erzeugnissen -- wie in der ältern bildenden Kunst -- kein Einzelnes hell hervortreten ließ. Auch mußte die moralische Kritik beschränkend wirken, mit
1 Vgl. oben S. 329. und die tetragonous khorous der La- konisten, Ath. 4, 181 c. aus Timäos.
2 Bei Plut. Lyk. 21.
3 Ebd. Frgm. inc. 110 Bh.
4 Aelian V. G. 12, 50.
5 Oben Bd. 2. S. 132, 7.
6 Nach Athen. 14, 632 f.
7 Plut. Lyk. 28.
8 Sosibios bei Ath. 15, 678 b.
9 Oben S. 321. Philoxenos aus Kythera in Dionys Zeit will ich nicht in Anschlag bringen.
10 Paus. 3, 17, 3. Auch der Lakone Areus (Anton. Lib. 12.) war ein Lyriker, und nicht einerlei mit dem Epiker Areios, bei Paus. 3, 13, 5. wenn dieser existirte.
auszubilden aufgefordert war. So bluͤhte ſicherlich an keinem Orte Griechenlands die choriſche Poëſie ſo wie zu Sparta 1, wie die kundigſten Zeugen beweiſen, Ter- pandros 2:
Da wo der Juͤnglinge Kraft und die froͤhliche Muſa zugleich bluͤht, Und auf dem Markte das Recht,
und Pindaros:
Wo den Rathſchluß graue Weisheit und der Juͤngling’ Arm den Speer preiswuͤrdig lenket, Und den Chor fuͤhrt Dichtung und feſtliche Luſt. 3
Auch gab es hier außer den fremden aber faſt anſaͤßi- gen Dichtern Terpandros, Thaletas, Nymphaͤos von Kydonia 4, Simonides 5, mehr einheimiſche Lyriker als irgendwo 6, von denen wir Spendon 7, Dionyſo- dotos 8, Xenodamos 9 und Gitiadas, der dieſelbe Gottheit, der er das eherne Haus bauete, auch in Hymnen beſang 10, kennen. Und bei alle dem iſt uns kein Fragment Spartiatiſcher Lyrik, wenn man Alkman ausnimmt, bekannt geworden, gewiß aus dem eben angezeigten Grunde, weil eine gewiſſe Gleichmaͤßigkeit in dieſen Erzeugniſſen — wie in der aͤltern bildenden Kunſt — kein Einzelnes hell hervortreten ließ. Auch mußte die moraliſche Kritik beſchraͤnkend wirken, mit
1 Vgl. oben S. 329. und die τετϱαγὠνους χοϱοὺς der La- koniſten, Ath. 4, 181 c. aus Timaͤos.
2 Bei Plut. Lyk. 21.
3 Ebd. Frgm. inc. 110 Bh.
4 Aelian V. G. 12, 50.
5 Oben Bd. 2. S. 132, 7.
6 Nach Athen. 14, 632 f.
7 Plut. Lyk. 28.
8 Soſibios bei Ath. 15, 678 b.
9 Oben S. 321. Philoxenos aus Kythera in Dionys Zeit will ich nicht in Anſchlag bringen.
10 Pauſ. 3, 17, 3. Auch der Lakone Areus (Anton. Lib. 12.) war ein Lyriker, und nicht einerlei mit dem Epiker Ἄϱειος, bei Pauſ. 3, 13, 5. wenn dieſer exiſtirte.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0379"n="373"/>
auszubilden aufgefordert war. So bluͤhte ſicherlich an<lb/>
keinem Orte Griechenlands die choriſche Poëſie ſo wie<lb/>
zu Sparta <noteplace="foot"n="1">Vgl. oben S. 329. und die τετϱαγὠνουςχοϱοὺς der La-<lb/>
koniſten, Ath. 4, 181 <hirendition="#aq">c.</hi> aus Timaͤos.</note>, wie die kundigſten Zeugen beweiſen, Ter-<lb/>
pandros <noteplace="foot"n="2">Bei Plut. Lyk. 21.</note>:</p><lb/><lgtype="poem"><l>Da wo der Juͤnglinge Kraft und die froͤhliche Muſa zugleich</l><lb/><l>bluͤht,</l><lb/><l>Und auf dem Markte das Recht,</l></lg><lb/><p>und Pindaros:</p><lb/><lgtype="poem"><l>Wo den Rathſchluß graue Weisheit und der Juͤngling’ Arm</l><lb/><l>den Speer preiswuͤrdig lenket,</l><lb/><l>Und den Chor fuͤhrt Dichtung und feſtliche Luſt. <noteplace="foot"n="3">Ebd. <hirendition="#aq">Frgm. inc.</hi> 110 Bh.</note></l></lg><lb/><p>Auch gab es hier außer den fremden aber faſt anſaͤßi-<lb/>
gen Dichtern Terpandros, Thaletas, Nymphaͤos von<lb/>
Kydonia <noteplace="foot"n="4">Aelian V. G. 12, 50.</note>, Simonides <noteplace="foot"n="5">Oben Bd. <hirendition="#b">2.</hi> S. 132, 7.</note>, mehr einheimiſche Lyriker<lb/>
als irgendwo <noteplace="foot"n="6">Nach Athen. 14, 632 <hirendition="#aq">f.</hi></note>, von denen wir Spendon <noteplace="foot"n="7">Plut. Lyk. 28.</note>, Dionyſo-<lb/>
dotos <noteplace="foot"n="8">Soſibios bei Ath. 15, 678 <hirendition="#aq">b.</hi></note>, Xenodamos <noteplace="foot"n="9">Oben<lb/>
S. 321. Philoxenos aus Kythera in Dionys Zeit will ich nicht in<lb/>
Anſchlag bringen.</note> und Gitiadas, der dieſelbe<lb/>
Gottheit, der er das eherne Haus bauete, auch in<lb/>
Hymnen beſang <noteplace="foot"n="10">Pauſ. 3, 17, 3. Auch der Lakone Areus<lb/>
(Anton. Lib. 12.) war ein Lyriker, und <hirendition="#g">nicht</hi> einerlei mit dem<lb/>
Epiker Ἄϱειος, bei Pauſ. 3, 13, 5. wenn dieſer exiſtirte.</note>, kennen. Und bei alle dem iſt uns<lb/>
kein Fragment Spartiatiſcher Lyrik, wenn man Alkman<lb/>
ausnimmt, bekannt geworden, gewiß aus dem eben<lb/>
angezeigten Grunde, weil eine gewiſſe Gleichmaͤßigkeit<lb/>
in dieſen Erzeugniſſen — wie in der aͤltern bildenden<lb/>
Kunſt — kein Einzelnes hell hervortreten ließ. Auch<lb/>
mußte die moraliſche Kritik beſchraͤnkend wirken, mit<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[373/0379]
auszubilden aufgefordert war. So bluͤhte ſicherlich an
keinem Orte Griechenlands die choriſche Poëſie ſo wie
zu Sparta 1, wie die kundigſten Zeugen beweiſen, Ter-
pandros 2:
Da wo der Juͤnglinge Kraft und die froͤhliche Muſa zugleich
bluͤht,
Und auf dem Markte das Recht,
und Pindaros:
Wo den Rathſchluß graue Weisheit und der Juͤngling’ Arm
den Speer preiswuͤrdig lenket,
Und den Chor fuͤhrt Dichtung und feſtliche Luſt. 3
Auch gab es hier außer den fremden aber faſt anſaͤßi-
gen Dichtern Terpandros, Thaletas, Nymphaͤos von
Kydonia 4, Simonides 5, mehr einheimiſche Lyriker
als irgendwo 6, von denen wir Spendon 7, Dionyſo-
dotos 8, Xenodamos 9 und Gitiadas, der dieſelbe
Gottheit, der er das eherne Haus bauete, auch in
Hymnen beſang 10, kennen. Und bei alle dem iſt uns
kein Fragment Spartiatiſcher Lyrik, wenn man Alkman
ausnimmt, bekannt geworden, gewiß aus dem eben
angezeigten Grunde, weil eine gewiſſe Gleichmaͤßigkeit
in dieſen Erzeugniſſen — wie in der aͤltern bildenden
Kunſt — kein Einzelnes hell hervortreten ließ. Auch
mußte die moraliſche Kritik beſchraͤnkend wirken, mit
1 Vgl. oben S. 329. und die τετϱαγὠνους χοϱοὺς der La-
koniſten, Ath. 4, 181 c. aus Timaͤos.
2 Bei Plut. Lyk. 21.
3 Ebd. Frgm. inc. 110 Bh.
4 Aelian V. G. 12, 50.
5 Oben Bd. 2. S. 132, 7.
6 Nach Athen. 14, 632 f.
7 Plut. Lyk. 28.
8 Soſibios bei Ath. 15, 678 b.
9 Oben
S. 321. Philoxenos aus Kythera in Dionys Zeit will ich nicht in
Anſchlag bringen.
10 Pauſ. 3, 17, 3. Auch der Lakone Areus
(Anton. Lib. 12.) war ein Lyriker, und nicht einerlei mit dem
Epiker Ἄϱειος, bei Pauſ. 3, 13, 5. wenn dieſer exiſtirte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/379>, abgerufen am 17.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.