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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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der die Spartiaten den Archilochos eigner Feigheit,
oder seine Lieder unsittlicher Frechheit wegen, wenn die
Sage wahr ist 1, aus ihrer Stadt wiesen, und den
Tyrtäos dagegen als Wetzstein der Seelen ihrer Jüng-
linge in hohen Ehren hielten 2. Wie allgemein aber
namentlich in Sparta Uebung der lyrischen Kunst war,
zeigt auch die Theilnahme der Frauen daran, die
Alkman doppelt berechtigte auf ihr Lob stolz zu sein:

Wie viel der Mädchen unsre Stadt hat, preisen sie all den
Kitharisten. 3

Derselbe Dichter rühmt um der Geschenke der süßen
Musen willen die glückselige Jungfrau, die blonde
Megalostrata 4, neben die man als Lyrika noch die
Kleitagora 5 (doch ist ihr Vaterland noch im Streit),
und als Hymnendichterin die Myia 6; außer Sparta
aber die Argeiische Telesilla 7 -- zugleich Sängerin
und Heldin 8 --, die Sikyonerin Praxilla, die als Dithy-
ramben- und Skoliendichterin das freie Leben der Frau-
en in Sikyon bezeugt 9, u. Aa. stellen mag. Stritten
doch selbst in den musischen Wettkämpfen auf dem Isth-

1 Valer. Max. 5, 3. Liebel Archil. Frgm. p. 147.
2 Plut. Kleom. 2. de solert. anim. 1. Ap. Lac. p. 244.
3 Frgm. 73. bei Apoll. Dysk. de pron. p. 381. Bekk.
4 Frgm.
27. bei Ath. 13, 600 f.
5 Schol. Arist. Lysistr. 1239. Suid.
s. v. Kleit. Olear bei Wolf Frgm. mul. 2, 145. Fabric. Bibl.
Gr. 2. p.
117. Harl.
6 S. ebenda 1 p. 883.
7 Wolf a. O. p. 62. Fabric. 2. p. 157.
8 Ich will diesen
schönen und ächtdorischen Charakter dadurch nicht vernichtet haben,
daß ich das einzelne und bestimmte Ereigniß, wie sie Kleomenes in
die Flucht geschlagen, für fabelhaft exkläre (oben Bd. 2. S. 173,
2.), wovon ich auch jetzt noch nicht abgehe, obgleich das ek pe-
riousias über das Relief (nicht Bildsäule) derselben im T. der
Aphrodite Gesaate als bloße Meinung, nicht als Argument gelten
soll.
9 Fabr. 2. p. 135.

der die Spartiaten den Archilochos eigner Feigheit,
oder ſeine Lieder unſittlicher Frechheit wegen, wenn die
Sage wahr iſt 1, aus ihrer Stadt wieſen, und den
Tyrtaͤos dagegen als Wetzſtein der Seelen ihrer Juͤng-
linge in hohen Ehren hielten 2. Wie allgemein aber
namentlich in Sparta Uebung der lyriſchen Kunſt war,
zeigt auch die Theilnahme der Frauen daran, die
Alkman doppelt berechtigte auf ihr Lob ſtolz zu ſein:

Wie viel der Maͤdchen unſre Stadt hat, preiſen ſie all den
Kithariſten. 3

Derſelbe Dichter ruͤhmt um der Geſchenke der ſuͤßen
Muſen willen die gluͤckſelige Jungfrau, die blonde
Megaloſtrata 4, neben die man als Lyrika noch die
Kleitagora 5 (doch iſt ihr Vaterland noch im Streit),
und als Hymnendichterin die Myia 6; außer Sparta
aber die Argeiiſche Teleſilla 7 — zugleich Saͤngerin
und Heldin 8 —, die Sikyonerin Praxilla, die als Dithy-
ramben- und Skoliendichterin das freie Leben der Frau-
en in Sikyon bezeugt 9, u. Aa. ſtellen mag. Stritten
doch ſelbſt in den muſiſchen Wettkaͤmpfen auf dem Iſth-

1 Valer. Max. 5, 3. Liebel Archil. Frgm. p. 147.
2 Plut. Kleom. 2. de solert. anim. 1. Ap. Lac. p. 244.
3 Frgm. 73. bei Apoll. Dyſk. de pron. p. 381. Bekk.
4 Frgm.
27. bei Ath. 13, 600 f.
5 Schol. Ariſt. Lyſiſtr. 1239. Suid.
s. v. Κλειτ. Olear bei Wolf Frgm. mul. 2, 145. Fabric. Bibl.
Gr. 2. p.
117. Harl.
6 S. ebenda 1 p. 883.
7 Wolf a. O. p. 62. Fabric. 2. p. 157.
8 Ich will dieſen
ſchoͤnen und aͤchtdoriſchen Charakter dadurch nicht vernichtet haben,
daß ich das einzelne und beſtimmte Ereigniß, wie ſie Kleomenes in
die Flucht geſchlagen, fuͤr fabelhaft exklaͤre (oben Bd. 2. S. 173,
2.), wovon ich auch jetzt noch nicht abgehe, obgleich das ἐκ πε-
ϱιουσἰας uͤber das Relief (nicht Bildſaͤule) derſelben im T. der
Aphrodite Geſaate als bloße Meinung, nicht als Argument gelten
ſoll.
9 Fabr. 2. p. 135.
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[374/0380] der die Spartiaten den Archilochos eigner Feigheit, oder ſeine Lieder unſittlicher Frechheit wegen, wenn die Sage wahr iſt 1, aus ihrer Stadt wieſen, und den Tyrtaͤos dagegen als Wetzſtein der Seelen ihrer Juͤng- linge in hohen Ehren hielten 2. Wie allgemein aber namentlich in Sparta Uebung der lyriſchen Kunſt war, zeigt auch die Theilnahme der Frauen daran, die Alkman doppelt berechtigte auf ihr Lob ſtolz zu ſein: Wie viel der Maͤdchen unſre Stadt hat, preiſen ſie all den Kithariſten. 3 Derſelbe Dichter ruͤhmt um der Geſchenke der ſuͤßen Muſen willen die gluͤckſelige Jungfrau, die blonde Megaloſtrata 4, neben die man als Lyrika noch die Kleitagora 5 (doch iſt ihr Vaterland noch im Streit), und als Hymnendichterin die Myia 6; außer Sparta aber die Argeiiſche Teleſilla 7 — zugleich Saͤngerin und Heldin 8 —, die Sikyonerin Praxilla, die als Dithy- ramben- und Skoliendichterin das freie Leben der Frau- en in Sikyon bezeugt 9, u. Aa. ſtellen mag. Stritten doch ſelbſt in den muſiſchen Wettkaͤmpfen auf dem Iſth- 1 Valer. Max. 5, 3. Liebel Archil. Frgm. p. 147. 2 Plut. Kleom. 2. de solert. anim. 1. Ap. Lac. p. 244. 3 Frgm. 73. bei Apoll. Dyſk. de pron. p. 381. Bekk. 4 Frgm. 27. bei Ath. 13, 600 f. 5 Schol. Ariſt. Lyſiſtr. 1239. Suid. s. v. Κλειτ. Olear bei Wolf Frgm. mul. 2, 145. Fabric. Bibl. Gr. 2. p. 117. Harl. 6 S. ebenda 1 p. 883. 7 Wolf a. O. p. 62. Fabric. 2. p. 157. 8 Ich will dieſen ſchoͤnen und aͤchtdoriſchen Charakter dadurch nicht vernichtet haben, daß ich das einzelne und beſtimmte Ereigniß, wie ſie Kleomenes in die Flucht geſchlagen, fuͤr fabelhaft exklaͤre (oben Bd. 2. S. 173, 2.), wovon ich auch jetzt noch nicht abgehe, obgleich das ἐκ πε- ϱιουσἰας uͤber das Relief (nicht Bildſaͤule) derſelben im T. der Aphrodite Geſaate als bloße Meinung, nicht als Argument gelten ſoll. 9 Fabr. 2. p. 135.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/380>, abgerufen am 26.11.2024.