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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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bis auf die Zeit des Schriftstellers unter den im Pe-
loponnes gesprochnen der am reinsten Dorische. Die
Ursache davon lag entweder darin, daß die im Lande
gebliebnen Heloten, die sicher den größten Theil des
neuen Volkes bildeten, völlig dorisirt waren, oder es
hatten wirklich die Vertriebnen in ihrem laugen Exil
die alte Norm der Sprache bewahrt, wie wir aus
früherer Zeit von den Naupaktiern wissen 1. Die Mes-
senier bei den Euesperiten Libyens konnten es, da sie
unter Doriern wohnten; weniger ist dies von den
Messeniern Siciliens 2, am wenigsten von den Rhe-
ginischen glaublich. In den Rheginern scheint überhaupt
wenig von Dorischem Charakter vorhanden 3; der auch
in den spätern Messeniern, bei aller ihrer Bemühung
die alte Zeit zurückzurufen, schwerlich nachzuweisen
sein möchte.

Da wir Delphi mehrmals der Reihe Dorisches
Städte angeschlossen haben, indem wir annahmen,
daß daselbst ein altdorischer Geschlechtsadel bestand,
wenn auch das Volk besonders durch Einbürgerung von
Tempelunterthanen mannigfach gemischt war: so be-
merken wir hier schließlich über den Charakter der
Delpher: daß dessen frühes Verderbniß, das Aesopos nach
einer unverächtlichen Sage so bitter gerügt haben soll,
eine Erscheinung ist, die bei den Umwohnern nationaler

1 Bd. 2. S. 191.
2 Die Münzen, die Eckhel der Zeit
des Anaxilaos beischreibt, haben zwar beides, MESSANION und
MESSENION; aber es ist fast glaublich, daß das erste bloße Af-
fektation war, indem die Stadt vornehmer schien, wenn sie Dorisch
von Ursprung; in der Sprache des gewöhnlichen Lebens überwog
gewiß die Chalkidisch-Samische Bevölkerung.
3 Außer Xe-
narch (Photios RReg. Apostol. 17, 15. vgl. 11, 72.) wirst ihnen
auch Nymphodor bei Ath. 1, 19 f. Feigheit vor.
27 *

bis auf die Zeit des Schriftſtellers unter den im Pe-
loponnes geſprochnen der am reinſten Doriſche. Die
Urſache davon lag entweder darin, daß die im Lande
gebliebnen Heloten, die ſicher den groͤßten Theil des
neuen Volkes bildeten, voͤllig doriſirt waren, oder es
hatten wirklich die Vertriebnen in ihrem laugen Exil
die alte Norm der Sprache bewahrt, wie wir aus
fruͤherer Zeit von den Naupaktiern wiſſen 1. Die Meſ-
ſenier bei den Euesperiten Libyens konnten es, da ſie
unter Doriern wohnten; weniger iſt dies von den
Meſſeniern Siciliens 2, am wenigſten von den Rhe-
giniſchen glaublich. In den Rheginern ſcheint uͤberhaupt
wenig von Doriſchem Charakter vorhanden 3; der auch
in den ſpaͤtern Meſſeniern, bei aller ihrer Bemuͤhung
die alte Zeit zuruͤckzurufen, ſchwerlich nachzuweiſen
ſein moͤchte.

Da wir Delphi mehrmals der Reihe Doriſches
Staͤdte angeſchloſſen haben, indem wir annahmen,
daß daſelbſt ein altdoriſcher Geſchlechtsadel beſtand,
wenn auch das Volk beſonders durch Einbuͤrgerung von
Tempelunterthanen mannigfach gemiſcht war: ſo be-
merken wir hier ſchließlich uͤber den Charakter der
Delpher: daß deſſen fruͤhes Verderbniß, das Aeſopos nach
einer unveraͤchtlichen Sage ſo bitter geruͤgt haben ſoll,
eine Erſcheinung iſt, die bei den Umwohnern nationaler

1 Bd. 2. S. 191.
2 Die Muͤnzen, die Eckhel der Zeit
des Anaxilaos beiſchreibt, haben zwar beides, MESSANION und
MESSENION; aber es iſt faſt glaublich, daß das erſte bloße Af-
fektation war, indem die Stadt vornehmer ſchien, wenn ſie Doriſch
von Urſprung; in der Sprache des gewoͤhnlichen Lebens uͤberwog
gewiß die Chalkidiſch-Samiſche Bevoͤlkerung.
3 Außer Xe-
narch (Photios ῬΡηγ. Apoſtol. 17, 15. vgl. 11, 72.) wirſt ihnen
auch Nymphodor bei Ath. 1, 19 f. Feigheit vor.
27 *
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[419/0425] bis auf die Zeit des Schriftſtellers unter den im Pe- loponnes geſprochnen der am reinſten Doriſche. Die Urſache davon lag entweder darin, daß die im Lande gebliebnen Heloten, die ſicher den groͤßten Theil des neuen Volkes bildeten, voͤllig doriſirt waren, oder es hatten wirklich die Vertriebnen in ihrem laugen Exil die alte Norm der Sprache bewahrt, wie wir aus fruͤherer Zeit von den Naupaktiern wiſſen 1. Die Meſ- ſenier bei den Euesperiten Libyens konnten es, da ſie unter Doriern wohnten; weniger iſt dies von den Meſſeniern Siciliens 2, am wenigſten von den Rhe- giniſchen glaublich. In den Rheginern ſcheint uͤberhaupt wenig von Doriſchem Charakter vorhanden 3; der auch in den ſpaͤtern Meſſeniern, bei aller ihrer Bemuͤhung die alte Zeit zuruͤckzurufen, ſchwerlich nachzuweiſen ſein moͤchte. Da wir Delphi mehrmals der Reihe Doriſches Staͤdte angeſchloſſen haben, indem wir annahmen, daß daſelbſt ein altdoriſcher Geſchlechtsadel beſtand, wenn auch das Volk beſonders durch Einbuͤrgerung von Tempelunterthanen mannigfach gemiſcht war: ſo be- merken wir hier ſchließlich uͤber den Charakter der Delpher: daß deſſen fruͤhes Verderbniß, das Aeſopos nach einer unveraͤchtlichen Sage ſo bitter geruͤgt haben ſoll, eine Erſcheinung iſt, die bei den Umwohnern nationaler 1 Bd. 2. S. 191. 2 Die Muͤnzen, die Eckhel der Zeit des Anaxilaos beiſchreibt, haben zwar beides, MESSANION und MESSENION; aber es iſt faſt glaublich, daß das erſte bloße Af- fektation war, indem die Stadt vornehmer ſchien, wenn ſie Doriſch von Urſprung; in der Sprache des gewoͤhnlichen Lebens uͤberwog gewiß die Chalkidiſch-Samiſche Bevoͤlkerung. 3 Außer Xe- narch (Photios ῬΡηγ. Apoſtol. 17, 15. vgl. 11, 72.) wirſt ihnen auch Nymphodor bei Ath. 1, 19 f. Feigheit vor. 27 *

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/425>, abgerufen am 24.11.2024.