selbst die Bildung der Substantive kathippaxis (wie bei Hesych für kathipt. zu schr. ist) Cavalcade, deike- liktas, oben S. 344, 3., und dgl. bestimmt hat. An- statt jenes DD trat indeß auch selbst im Lakonischen Dialekt das mildere SD ein, wie bei Alkman agisdeo, melisdomenos, trapesda und in dem angeblichen Apophthegma Lykurgs bei Plut. Lyk. 19., verdorbner Ap. Lac. p. 226., an ptokhoi menete kai me mesdo ateros thatero erae ktemen (vg. erateemen, Valck. p. 258. kratee, Haitinger in Act. phil. Mon. 3, 3. p. 311. mesdon -- erate emen). Was aber die ge- schichtliche Ansicht dieses Uebergangs betrifft: so irrte man gewiß sehr, wenn man annähme, daß der schon ausgebildete Laut Z in DD oder SD übergangen sei. Sondern es muß die alte Sprache ein eigenthümliches D gehabt haben, welches mit einer besondern Com- pression des Mundes ausgesprochen wurde; die Jonier und die Dorier in manchen Fällen thaten den sibilus hinzu, und bildeten entw. Z, wo die Laute mehr ver- schmolzen wurden, oder SD; in andern verstärkten die letztern blos das D, wie durch ein Dagesch forte. Bei den Aeolern war die Nüance gegen das D feiner und verschwand wohl ganz, wie in Deus für Zeus, du- gos für zugos u. a. m., eben so im Lateinischen Zeus, deus, Riza, radix, ozo, odor (vgl. Schneider ausf. lat. Gramm. 1. S. 385.), daher diese Sprache das Zeichen Z lange entbehrte; aber wie eigenthümlich der Grundlaut gewesen, läßt sich daraus abnehmen, daß das Lateinische ihn so oft auch mit I ersetzte, wie in jugum, zugos, major für meizon u. a. m., und der Aeolische Dialekt ebenfalls dia und za vertauscht, karza -- kardia. (Die hochdeutsche Sprache verwan- delt wieder durchaus den Griechischen Laut D in Z, wie in deka, Zehen, duo, zwo, daktulos, Zähe, dakru, Zähre, deiknunai, zeigen, dis -, zer etc. vgl. Grimm Deutsche Gramm. S. 586.) Ganz etwas Besondres ist die Verwandlung der Verbalendung -- sso in -- zo im Tarent. Dialekt statt des -- tto in andern Dori- schen, wie in anazo für anasso. Etym. 605, 43. Herakl. bei Eust. Od. 10, 1654. Phavorin p. 444. Dind. Koen p. 613.
ſelbſt die Bildung der Subſtantive καθίππαξις (wie bei Heſych fuͤr καθιπτ. zu ſchr. iſt) Cavalcade, δεικη- λίκτας, oben S. 344, 3., und dgl. beſtimmt hat. An- ſtatt jenes ΔΔ trat indeß auch ſelbſt im Lakoniſchen Dialekt das mildere ΣΔ ein, wie bei Alkman ἀγίσδεο, μελισδόμενος, τράπεσδα und in dem angeblichen Apophthegma Lykurgs bei Plut. Lyk. 19., verdorbner Ap. Lac. p. 226., ὰν πτωχοὶ μένητε καὶ μὴ μέσδω ἃτεϱος ϑατέϱω ἐράη κτῆμεν (vg. ἐρατέημεν, Valck. p. 258. κρατέῃ, Haitinger in Act. phil. Mon. 3, 3. p. 311. μέσδων — ἐρᾶτε ἦμεν). Was aber die ge- ſchichtliche Anſicht dieſes Uebergangs betrifft: ſo irrte man gewiß ſehr, wenn man annaͤhme, daß der ſchon ausgebildete Laut Ζ in ΔΔ oder ΣΔ uͤbergangen ſei. Sondern es muß die alte Sprache ein eigenthuͤmliches Δ gehabt haben, welches mit einer beſondern Com- preſſion des Mundes ausgeſprochen wurde; die Jonier und die Dorier in manchen Faͤllen thaten den sibilus hinzu, und bildeten entw. Ζ, wo die Laute mehr ver- ſchmolzen wurden, oder ΣΔ; in andern verſtaͤrkten die letztern blos das Δ, wie durch ein Dagesch forte. Bei den Aeolern war die Nuͤance gegen das Δ feiner und verſchwand wohl ganz, wie in Δεὺς fuͤr Ζεὺς, δυ- γὸς fuͤr ζυγὸς u. a. m., eben ſo im Lateiniſchen Ζεὺς, deus, ῥίζα, radix, ὄζω, odor (vgl. Schneider ausf. lat. Gramm. 1. S. 385.), daher dieſe Sprache das Zeichen Ζ lange entbehrte; aber wie eigenthuͤmlich der Grundlaut geweſen, laͤßt ſich daraus abnehmen, daß das Lateiniſche ihn ſo oft auch mit I erſetzte, wie in jugum, ζυγὸς, major fuͤr μείζων u. a. m., und der Aeoliſche Dialekt ebenfalls δια und ζα vertauſcht, καρζὰ — καρδία. (Die hochdeutſche Sprache verwan- delt wieder durchaus den Griechiſchen Laut Δ in Z, wie in δέκα, Zehen, δύω, zwo, δάκτυλος, Zaͤhe, δάκρυ, Zaͤhre, δεικνύναι, zeigen, dis -, zer etc. vgl. Grimm Deutſche Gramm. S. 586.) Ganz etwas Beſondres iſt die Verwandlung der Verbalendung — σσω in — ζω im Tarent. Dialekt ſtatt des — ττω in andern Dori- ſchen, wie in ἀνάζω fuͤr ἀνάσσω. Etym. 605, 43. Herakl. bei Euſt. Od. 10, 1654. Phavorin p. 444. Dind. Koen p. 613.
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λίκτας, oben S. 344, 3., und dgl. beſtimmt hat. An-
ſtatt jenes ΔΔ trat indeß auch ſelbſt im Lakoniſchen
Dialekt das mildere ΣΔ ein, wie bei Alkman ἀγίσδεο,
μελισδόμενος, τράπεσδα und in dem angeblichen
Apophthegma Lykurgs bei Plut. Lyk. 19., verdorbner
Ap. Lac. p. 226., ὰν πτωχοὶ μένητε καὶ μὴ μέσδω
ἃτεϱος ϑατέϱω ἐράη κτῆμεν (vg. ἐρατέημεν, Valck.
p. 258. κρατέῃ, Haitinger in Act. phil. Mon. 3, 3.
p. 311. μέσδων — ἐρᾶτε ἦμεν). Was aber die ge-
ſchichtliche Anſicht dieſes Uebergangs betrifft: ſo irrte
man gewiß ſehr, wenn man annaͤhme, daß der ſchon
ausgebildete Laut Ζ in ΔΔ oder ΣΔ uͤbergangen ſei.
Sondern es muß die alte Sprache ein eigenthuͤmliches
Δ gehabt haben, welches mit einer beſondern Com-
preſſion des Mundes ausgeſprochen wurde; die Jonier
und die Dorier in manchen Faͤllen thaten den sibilus
hinzu, und bildeten entw. Ζ, wo die Laute mehr ver-
ſchmolzen wurden, oder ΣΔ; in andern verſtaͤrkten die
letztern blos das Δ, wie durch ein Dagesch forte.
Bei den Aeolern war die Nuͤance gegen das Δ feiner
und verſchwand wohl ganz, wie in Δεὺς fuͤr Ζεὺς, δυ-
γὸς fuͤr ζυγὸς u. a. m., eben ſo im Lateiniſchen Ζεὺς,
deus, ῥίζα, radix, ὄζω, odor (vgl. Schneider ausf.
lat. Gramm. 1. S. 385.), daher dieſe Sprache das
Zeichen Ζ lange entbehrte; aber wie eigenthuͤmlich der
Grundlaut geweſen, laͤßt ſich daraus abnehmen, daß
das Lateiniſche ihn ſo oft auch mit I erſetzte, wie in
jugum, ζυγὸς, major fuͤr μείζων u. a. m., und der
Aeoliſche Dialekt ebenfalls δια und ζα vertauſcht,
καρζὰ — καρδία. (Die hochdeutſche Sprache verwan-
delt wieder durchaus den Griechiſchen Laut Δ in Z,
wie in δέκα, Zehen, δύω, zwo, δάκτυλος, Zaͤhe, δάκρυ,
Zaͤhre, δεικνύναι, zeigen, dis -, zer etc. vgl. Grimm
Deutſche Gramm. S. 586.) Ganz etwas Beſondres
iſt die Verwandlung der Verbalendung — σσω in — ζω
im Tarent. Dialekt ſtatt des — ττω in andern Dori-
ſchen, wie in ἀνάζω fuͤr ἀνάσσω. Etym. 605, 43.
Herakl. bei Euſt. Od. 10, 1654. Phavorin p. 444.
Dind. Koen p. 613.
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/527>, abgerufen am 22.11.2024.
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