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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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ter ihrer Herren (gumnetes). Daher hieß auch dieselbe
Klasse Dienstleute in Sikyon Korynephoren, weil sie
nur Keule und Knittel, nicht Schwerdt und Lanze tru-
gen, wie die geharnischten Dorier. Auf diese Gymne-
sier bezieht sich die Erzählung Herodots 1: Als durch
Kleomenes, König Sparta's, in der Schlacht am
Siebenten sechstausend 2 Bürger von Argos gefallen
waren: bemächtigten sich die Knechte des Staats, und
verwalteten und beherrschten ihn so lange, bis die
Söhne der Erschlagenen herangewachsen waren. Wir
sehen, daß die Zahl der Argeiischen Dorier durch den
Fall von 6000 ziemlich erschöpft war, und daß zunächst
um die Stadt nur Leibeigene wohnten, weil die Herr-
schaft sonst nicht hätte in deren Hand fallen können.
An gekaufte Sklaven aus Barbarenländern darf man
hier gar nicht denken, weil diese einen Hellenen-Staat
wohl so wenig regieren konnten, als die Affen in der
Fabel das Schiff 3. Hernach wurden die Knechte von
der herangewachsenen Jugend nach Tiryns vertrieben,

1 6, 83.
2 7, 148. Dort wird die Schlacht gegen
die obige, Bd. 2. S. 172, auf Paus. gegründete Rechnung, ganz
nah vor Anfang des Perserkrieges gerückt, wie nicht blos aus dem
neosti, sondern schon daraus hervorgeht, daß die Arg, einen 30jäh-
rigen Frieden verlangen, damit die Kinder der Erschlagenen heran-
wachsen können. Darnach müßten die Gymnesier sich erst nach
dem Perserkriege, von Argos vertrieben, der Stadt Tiryns bemäch-
tigt haben, (denn daß sie während desselben nicht da waren, kann
man aus Herod. 9, 28. schließen,) und die endliche Besiegung der-
selben träfe dann wohl mit der Eroberung von Tiryns (Bd. 2. S.
174.) zusammen. -- Wäre das Orakel 6, 19. genau (kai tote)
in Erfüllung gegangen: so müßte die Schlacht Ol. 70, 3. treffen,
aber darauf wird man keine Rechnung gründen wollen.
3 Es
gilt derselbe Schluß wie von den Sklaven, die sich Volsinii's be-
mächtigten, s. Niebuhrs R. G. 1. S. 82.

ter ihrer Herren (γύμνητες). Daher hieß auch dieſelbe
Klaſſe Dienſtleute in Sikyon Korynephoren, weil ſie
nur Keule und Knittel, nicht Schwerdt und Lanze tru-
gen, wie die geharniſchten Dorier. Auf dieſe Gymne-
ſier bezieht ſich die Erzaͤhlung Herodots 1: Als durch
Kleomenes, Koͤnig Sparta’s, in der Schlacht am
Siebenten ſechstauſend 2 Buͤrger von Argos gefallen
waren: bemaͤchtigten ſich die Knechte des Staats, und
verwalteten und beherrſchten ihn ſo lange, bis die
Soͤhne der Erſchlagenen herangewachſen waren. Wir
ſehen, daß die Zahl der Argeiiſchen Dorier durch den
Fall von 6000 ziemlich erſchoͤpft war, und daß zunaͤchſt
um die Stadt nur Leibeigene wohnten, weil die Herr-
ſchaft ſonſt nicht haͤtte in deren Hand fallen koͤnnen.
An gekaufte Sklaven aus Barbarenlaͤndern darf man
hier gar nicht denken, weil dieſe einen Hellenen-Staat
wohl ſo wenig regieren konnten, als die Affen in der
Fabel das Schiff 3. Hernach wurden die Knechte von
der herangewachſenen Jugend nach Tiryns vertrieben,

1 6, 83.
2 7, 148. Dort wird die Schlacht gegen
die obige, Bd. 2. S. 172, auf Pauſ. gegruͤndete Rechnung, ganz
nah vor Anfang des Perſerkrieges geruͤckt, wie nicht blos aus dem
νεωστὶ, ſondern ſchon daraus hervorgeht, daß die Arg, einen 30jaͤh-
rigen Frieden verlangen, damit die Kinder der Erſchlagenen heran-
wachſen koͤnnen. Darnach muͤßten die Gymneſier ſich erſt nach
dem Perſerkriege, von Argos vertrieben, der Stadt Tiryns bemaͤch-
tigt haben, (denn daß ſie waͤhrend deſſelben nicht da waren, kann
man aus Herod. 9, 28. ſchließen,) und die endliche Beſiegung der-
ſelben traͤfe dann wohl mit der Eroberung von Tiryns (Bd. 2. S.
174.) zuſammen. — Waͤre das Orakel 6, 19. genau (καὶ τότε)
in Erfuͤllung gegangen: ſo muͤßte die Schlacht Ol. 70, 3. treffen,
aber darauf wird man keine Rechnung gruͤnden wollen.
3 Es
gilt derſelbe Schluß wie von den Sklaven, die ſich Volſinii’s be-
maͤchtigten, ſ. Niebuhrs R. G. 1. S. 82.
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[56/0062] ter ihrer Herren (γύμνητες). Daher hieß auch dieſelbe Klaſſe Dienſtleute in Sikyon Korynephoren, weil ſie nur Keule und Knittel, nicht Schwerdt und Lanze tru- gen, wie die geharniſchten Dorier. Auf dieſe Gymne- ſier bezieht ſich die Erzaͤhlung Herodots 1: Als durch Kleomenes, Koͤnig Sparta’s, in der Schlacht am Siebenten ſechstauſend 2 Buͤrger von Argos gefallen waren: bemaͤchtigten ſich die Knechte des Staats, und verwalteten und beherrſchten ihn ſo lange, bis die Soͤhne der Erſchlagenen herangewachſen waren. Wir ſehen, daß die Zahl der Argeiiſchen Dorier durch den Fall von 6000 ziemlich erſchoͤpft war, und daß zunaͤchſt um die Stadt nur Leibeigene wohnten, weil die Herr- ſchaft ſonſt nicht haͤtte in deren Hand fallen koͤnnen. An gekaufte Sklaven aus Barbarenlaͤndern darf man hier gar nicht denken, weil dieſe einen Hellenen-Staat wohl ſo wenig regieren konnten, als die Affen in der Fabel das Schiff 3. Hernach wurden die Knechte von der herangewachſenen Jugend nach Tiryns vertrieben, 1 6, 83. 2 7, 148. Dort wird die Schlacht gegen die obige, Bd. 2. S. 172, auf Pauſ. gegruͤndete Rechnung, ganz nah vor Anfang des Perſerkrieges geruͤckt, wie nicht blos aus dem νεωστὶ, ſondern ſchon daraus hervorgeht, daß die Arg, einen 30jaͤh- rigen Frieden verlangen, damit die Kinder der Erſchlagenen heran- wachſen koͤnnen. Darnach muͤßten die Gymneſier ſich erſt nach dem Perſerkriege, von Argos vertrieben, der Stadt Tiryns bemaͤch- tigt haben, (denn daß ſie waͤhrend deſſelben nicht da waren, kann man aus Herod. 9, 28. ſchließen,) und die endliche Beſiegung der- ſelben traͤfe dann wohl mit der Eroberung von Tiryns (Bd. 2. S. 174.) zuſammen. — Waͤre das Orakel 6, 19. genau (καὶ τότε) in Erfuͤllung gegangen: ſo muͤßte die Schlacht Ol. 70, 3. treffen, aber darauf wird man keine Rechnung gruͤnden wollen. 3 Es gilt derſelbe Schluß wie von den Sklaven, die ſich Volſinii’s be- maͤchtigten, ſ. Niebuhrs R. G. 1. S. 82.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/62>, abgerufen am 21.11.2024.