Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.Griechen. Dritte Periode. chos und Demetrios. Ein sich nie genug thuenderFleiß zeichnete Kallimachos Werke aus, aber verdarb sie auch, und verdiente ihm den Beinamen Katatexitekh- nos, weil er seine Kunst an Kleinigkeiten gleichsam schwin- den lasse. Demetrios dagegen, der Athener, war der erste,2 der in Nachbildungen von Individuen, besonders ältern Leuten, eine Treue erstrebte, welche auch das Zufällige, zur Darstellung des Charakters Unwesentliche und Unschöne getreu wiedergab. -- Unter den Künstlern, welche sich3 gegen Ende (wie Naukydes) und nach dem Ende des Pelop. Krieges (wie Dädalos) auszeichneten, scheint, auch wenn sie nicht selbst Schüler des Polyklet waren, doch besonders der Polykletische Geist fortgelebt zu haben. Der Erzguß herrscht noch immer vor; gymnastische Figuren, Athleten- und Ehrenstatuen, beschäftigen die Künstler am meisten. 1. S. Sillig C. A. p. 127. Die Stelle des Dionys. p. 1114. 2. Dem. nimius in veritate. Quinctil. xii, 10. 3. S. besonders die Nachrichten über die anathemata der Griechen. Dritte Periode. chos und Demetrios. Ein ſich nie genug thuenderFleiß zeichnete Kallimachos Werke aus, aber verdarb ſie auch, und verdiente ihm den Beinamen Κατατηξίτεχ- νος, weil er ſeine Kunſt an Kleinigkeiten gleichſam ſchwin- den laſſe. Demetrios dagegen, der Athener, war der erſte,2 der in Nachbildungen von Individuen, beſonders aͤltern Leuten, eine Treue erſtrebte, welche auch das Zufaͤllige, zur Darſtellung des Charakters Unweſentliche und Unſchoͤne getreu wiedergab. — Unter den Kuͤnſtlern, welche ſich3 gegen Ende (wie Naukydes) und nach dem Ende des Pelop. Krieges (wie Daͤdalos) auszeichneten, ſcheint, auch wenn ſie nicht ſelbſt Schuͤler des Polyklet waren, doch beſonders der Polykletiſche Geiſt fortgelebt zu haben. Der Erzguß herrſcht noch immer vor; gymnaſtiſche Figuren, Athleten- und Ehrenſtatuen, beſchaͤftigen die Kuͤnſtler am meiſten. 1. S. Sillig C. A. p. 127. Die Stelle des Dionyſ. p. 1114. 2. Dem. nimius in veritate. Quinctil. xii, 10. 3. S. beſonders die Nachrichten über die ἀναϑήματα der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0125" n="103"/><fw place="top" type="header">Griechen. Dritte Periode.</fw><lb/><hi rendition="#g">chos</hi> und <hi rendition="#g">Demetrios</hi>. Ein ſich nie genug thuender<lb/> Fleiß zeichnete Kallimachos Werke aus, aber verdarb ſie<lb/> auch, und verdiente ihm den Beinamen Κατατηξίτεχ-<lb/> νος, weil er ſeine Kunſt an Kleinigkeiten gleichſam ſchwin-<lb/> den laſſe. 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Griechen. Dritte Periode.
chos und Demetrios. Ein ſich nie genug thuender
Fleiß zeichnete Kallimachos Werke aus, aber verdarb ſie
auch, und verdiente ihm den Beinamen Κατατηξίτεχ-
νος, weil er ſeine Kunſt an Kleinigkeiten gleichſam ſchwin-
den laſſe. Demetrios dagegen, der Athener, war der erſte,
der in Nachbildungen von Individuen, beſonders aͤltern
Leuten, eine Treue erſtrebte, welche auch das Zufaͤllige,
zur Darſtellung des Charakters Unweſentliche und Unſchoͤne
getreu wiedergab. — Unter den Kuͤnſtlern, welche ſich
gegen Ende (wie Naukydes) und nach dem Ende des
Pelop. Krieges (wie Daͤdalos) auszeichneten, ſcheint, auch
wenn ſie nicht ſelbſt Schuͤler des Polyklet waren, doch
beſonders der Polykletiſche Geiſt fortgelebt zu haben. Der
Erzguß herrſcht noch immer vor; gymnaſtiſche Figuren,
Athleten- und Ehrenſtatuen, beſchaͤftigen die Kuͤnſtler am
meiſten.
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1. S. Sillig C. A. p. 127. Die Stelle des Dionyſ. p. 1114.
iſt jetzt durch die von E. Gros vgl. Pariſer Handſchr. (in A. G.
Bekkers Ausg.) vervollſtändigt. Κατάτεχνος, welches bei Vitruv
ſtehn bleibt, wird wohl nach κατάγλωσσος u. dgl. zu erklären
ſein. Der häufige Gebrauch des Bohrers, deſſen erſte Anwendung
auf Marmor ihm zugeſchrieben wird (vgl. §. 56. Anm. 2.), das
Korinthiſche Capitäl (§. 108.), der zierliche Lychnos der Pallas Po-
lias (wohl nach 92), die saltantes Lacaenae, emendatum opus,
sed in quo gratiam omnem diligentia abstulerit, ſtimmen
ſehr gut mit dieſem Beinamen überein.
2. Dem. nimius in veritate. Quinctil. xii, 10.
Sein Pelichos von Korinth (vgl. Thuk. i, 28) προγάστωρ, φα-
λαντίας, ἡμίγυμνος τὴν ἀναβολὴν, ἠνεμωμένος τοῦ πω-
γῶνος τὰς τρίχας ἐνίας, ἐπίσημος τὰς φλέβας, αὐτοαν-
ϑρώπῳ ὅμοιος, Lukian Philoſ. 18., wo Dem. ἀνϑρωπο-
ποιὸς heißt. Ein Signum Corinthium ganz derſelben Kunſt-
art beſchreibt Plin. Epist. iii, 6.
3. S. beſonders die Nachrichten über die ἀναϑήματα der
Lakedämonier von Aegospotamoi (die meerblauen Rauarchen) Pauſ.
x, 9, 4. Plut. Lyſander 18. de Pyth. orac. 2. Vgl. Pauſ. vi,
2, 4. Eine ikoniſche Statue Lyſanders von Marmor in Delphi,
Plut. Lyſ. 1.
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