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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Historischer Theil.
sten gelegen, das Grabmal, welches der Fürst sich selbst
bei Lebzeiten errichtet.

2. Jollois und Devilliers erkennen dies von Diodor, nach
Hekatäos von Abdera, beschriebne Gebäude wieder in einer gro-
ßen Ruine bei Medinet-Abu. S. Descr. ii. pl. 27. Le-
tronne, Memoire sur le tombeau d'Osymandyas decrit
par Diodore de Sicile,
läugnet wegen mancher Verschiedenhei-
ten die Identität; doch ist im Ganzen die Uebereinstimmung des
Gebäudes mit der Beschreibung größer und auffallender als die Dif-
ferenz. Vgl. Gail im Philologue xiii. und den Mem. de l'Inst.
Royal T. viii. p.
131. Die Namen, die an den Wänden der
Ruinen vorkommen, sind Thutmosis u. Ramses der Gr. Osyman-
dyas scheint ein sehr allgemeiner und unbestimmter Name, indem
ja nach Strabon auch der sogenannte Memnon bei den Aegyptiern
Ismandes hieß, und eben so der in der Pyramide des Labyrinths
begrabne Fürst (xvii. p. 813. Ismandes, p. 811. Imandes.
Diodor i, 61. nennt den Labyrinthen-Erbauer Mendes.).

Noch herrlicher, als das Osymandyeion nach den Ruinen, ist
der Pallast von Karnak. Vier Pylonen folgen sich hier. Ein Hy-
postyl mit 134 Säulen, die höchsten 70 Fuß hoch, 318 x 159
Fuß groß. Description T. iii.

Ein Gesammtpallast vieler Herrscher (wenn auch nicht grade
der Dodekarchen; vielmehr hat die Angabe von Mendes mehr für
sich) war auch der Labyrinthos; die Pyramide als Schluß ver-
tritt den taphos des Osymandyeion. Ueber die Anlage des Ganzen
vgl. Letronne zur Geographie de Strabon T. v. p. 407.


1226. Die Grabmonumente zerfallen in zwei Clas-
sen. I. Die Pyramiden, viereckige und rechtwinklige
Tumuli (eine Form von Grabhügeln, die auch sonst ge-
funden wird), zu den ungeheuersten Gebäuden ausgedehnt.
2Die ansehnlichsten Pyramiden liegen auf Plateaus der
Libyschen Bergkette, um Memphis herum, in mehrern
zum Theil symmetrischen Gruppen, von Kunststraßen,
Dämmen, Gräben und Hypogeen umgeben. Die Grund-
fläche, ein Quadrat, ist nach den Himmelsgegenden ori-
3entirt. Sie wurden zuerst in großen Terrassen aus Kalk-
stein (nur kleinere aus Backsteinen) emporgethürmt, und

Hiſtoriſcher Theil.
ſten gelegen, das Grabmal, welches der Fuͤrſt ſich ſelbſt
bei Lebzeiten errichtet.

2. Jollois und Devilliers erkennen dies von Diodor, nach
Hekatäos von Abdera, beſchriebne Gebäude wieder in einer gro-
ßen Ruine bei Medinet-Abu. S. Descr. ii. pl. 27. Le-
tronne, Mémoire sur le tombeau d’Osymandyas décrit
par Diodore de Sicile,
läugnet wegen mancher Verſchiedenhei-
ten die Identität; doch iſt im Ganzen die Uebereinſtimmung des
Gebäudes mit der Beſchreibung größer und auffallender als die Dif-
ferenz. Vgl. Gail im Philologue xiii. und den Mém. de l’Inst.
Royal T. viii. p.
131. Die Namen, die an den Wänden der
Ruinen vorkommen, ſind Thutmoſis u. Ramſes der Gr. Oſyman-
dyas ſcheint ein ſehr allgemeiner und unbeſtimmter Name, indem
ja nach Strabon auch der ſogenannte Memnon bei den Aegyptiern
Ismandes hieß, und eben ſo der in der Pyramide des Labyrinths
begrabne Fürſt (xvii. p. 813. Ἰσμάνδης, p. 811. Ἰμάνδης.
Diodor i, 61. nennt den Labyrinthen-Erbauer Μένδης.).

Noch herrlicher, als das Oſymandyeion nach den Ruinen, iſt
der Pallaſt von Karnak. Vier Pylonen folgen ſich hier. Ein Hy-
poſtyl mit 134 Säulen, die höchſten 70 Fuß hoch, 318 × 159
Fuß groß. Description T. iii.

Ein Geſammtpallaſt vieler Herrſcher (wenn auch nicht grade
der Dodekarchen; vielmehr hat die Angabe von Mendes mehr für
ſich) war auch der Labyrinthos; die Pyramide als Schluß ver-
tritt den τάφος des Oſymandyeion. Ueber die Anlage des Ganzen
vgl. Letronne zur Géographie de Strabon T. v. p. 407.


1226. Die Grabmonumente zerfallen in zwei Claſ-
ſen. I. Die Pyramiden, viereckige und rechtwinklige
Tumuli (eine Form von Grabhuͤgeln, die auch ſonſt ge-
funden wird), zu den ungeheuerſten Gebaͤuden ausgedehnt.
2Die anſehnlichſten Pyramiden liegen auf Plateaus der
Libyſchen Bergkette, um Memphis herum, in mehrern
zum Theil ſymmetriſchen Gruppen, von Kunſtſtraßen,
Daͤmmen, Graͤben und Hypogeen umgeben. Die Grund-
flaͤche, ein Quadrat, iſt nach den Himmelsgegenden ori-
3entirt. Sie wurden zuerſt in großen Terraſſen aus Kalk-
ſtein (nur kleinere aus Backſteinen) emporgethuͤrmt, und

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[236/0258] Hiſtoriſcher Theil. ſten gelegen, das Grabmal, welches der Fuͤrſt ſich ſelbſt bei Lebzeiten errichtet. 2. Jollois und Devilliers erkennen dies von Diodor, nach Hekatäos von Abdera, beſchriebne Gebäude wieder in einer gro- ßen Ruine bei Medinet-Abu. S. Descr. ii. pl. 27. Le- tronne, Mémoire sur le tombeau d’Osymandyas décrit par Diodore de Sicile, läugnet wegen mancher Verſchiedenhei- ten die Identität; doch iſt im Ganzen die Uebereinſtimmung des Gebäudes mit der Beſchreibung größer und auffallender als die Dif- ferenz. Vgl. Gail im Philologue xiii. und den Mém. de l’Inst. Royal T. viii. p. 131. Die Namen, die an den Wänden der Ruinen vorkommen, ſind Thutmoſis u. Ramſes der Gr. Oſyman- dyas ſcheint ein ſehr allgemeiner und unbeſtimmter Name, indem ja nach Strabon auch der ſogenannte Memnon bei den Aegyptiern Ismandes hieß, und eben ſo der in der Pyramide des Labyrinths begrabne Fürſt (xvii. p. 813. Ἰσμάνδης, p. 811. Ἰμάνδης. Diodor i, 61. nennt den Labyrinthen-Erbauer Μένδης.). Noch herrlicher, als das Oſymandyeion nach den Ruinen, iſt der Pallaſt von Karnak. Vier Pylonen folgen ſich hier. Ein Hy- poſtyl mit 134 Säulen, die höchſten 70 Fuß hoch, 318 × 159 Fuß groß. Description T. iii. Ein Geſammtpallaſt vieler Herrſcher (wenn auch nicht grade der Dodekarchen; vielmehr hat die Angabe von Mendes mehr für ſich) war auch der Labyrinthos; die Pyramide als Schluß ver- tritt den τάφος des Oſymandyeion. Ueber die Anlage des Ganzen vgl. Letronne zur Géographie de Strabon T. v. p. 407. 226. Die Grabmonumente zerfallen in zwei Claſ- ſen. I. Die Pyramiden, viereckige und rechtwinklige Tumuli (eine Form von Grabhuͤgeln, die auch ſonſt ge- funden wird), zu den ungeheuerſten Gebaͤuden ausgedehnt. Die anſehnlichſten Pyramiden liegen auf Plateaus der Libyſchen Bergkette, um Memphis herum, in mehrern zum Theil ſymmetriſchen Gruppen, von Kunſtſtraßen, Daͤmmen, Graͤben und Hypogeen umgeben. Die Grund- flaͤche, ein Quadrat, iſt nach den Himmelsgegenden ori- entirt. Sie wurden zuerſt in großen Terraſſen aus Kalk- ſtein (nur kleinere aus Backſteinen) emporgethuͤrmt, und 1 2 3

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/258>, abgerufen am 24.11.2024.