theils sind die Steine giebelförmig gegen einander gestützt; im Hauptgemach der Pyramide des Cheops findet sich ein doppelter Plafond. Dies Gemach ist 18 F. hoch, 32 lang, 16 breit, von Granitquadern umgeben, ohne alle Verzierung. In das Innre dieser Pyramide, des Cheops, ist neuerlich besonders Caviglia weit vorgedrungen. Von einer eröffneten Pyramide bei Sacca- rah giebt Minut. Tf. 26 -- 28. die Details.
Die Nubischen Pyramiden sind schlanker und viel klei- ner, mit vorspringenden Stäben an allen Ecken, meist aus Back- steinen. Nicht selten haben sie Vorhallen mit Pylonen, worauf Sculpturen und Hieroglyphen. Caill. i. pl. 40 sqq.
Von frühern Schriftsteller über Pyramiden sind de Sacy zu Abdallatif, Langles zu Nordens Voy. T. iii. Beck, Anleitung S. 705 ff., lehrreich.
1227. II.Unterirdische in den Felsen gehauene Anlagen, Hypogeen. Diese liegen den Nil entlang überall an der Libyschen Bergkette und unter den angrän- 2zenden Sandfeldern. Die ansehnlichsten haben vorn einen Vorhof unter freiem Himmel, einen bogenförmigen Ein- 3gang (Bogen aus keilförmigen Steinen construirt gehören sonder Zweifel sämmtlich in das Griechische Zeitalter); dann folgen Gänge, Kammern, Sääle, Nebengänge mit Schachten oder Gruben, in denen Mumien liegen; als Schluß öfter Estraden mit Nischen, in denen Götterfigu- ren in Hautrelief sitzen. Die Größe der Gänge und Kammern ist sehr mannigfach (oft verstatten Mumien kaum den Durchgang), die Disposition höchst labyrinthisch. Die Griechen nannten sie Höhlengänge, suriggas. 4In größerem Maaßstab sind die Gräber der Könige in dem Thale oberhalb der Nekropolis von Theben; die Gänge, welche sich gewöhnlich in die Tiefe senken, brei- ter; die Kammern größer und mit Pfeilern, welche die Decke stützen, versehn. In dem von Belzoni entdeckten Grabe ist der Hauptsaal gewölbartig ausgehaun, sehr groß und in hohem Grade prächtig geschmückt; in ihm stand ein sehr dünn gearbeiteter Alabaster-Sarkophag,
Hiſtoriſcher Theil.
theils ſind die Steine giebelförmig gegen einander geſtützt; im Hauptgemach der Pyramide des Cheops findet ſich ein doppelter Plafond. Dies Gemach iſt 18 F. hoch, 32 lang, 16 breit, von Granitquadern umgeben, ohne alle Verzierung. In das Innre dieſer Pyramide, des Cheops, iſt neuerlich beſonders Caviglia weit vorgedrungen. Von einer eröffneten Pyramide bei Sacca- rah giebt Minut. Tf. 26 — 28. die Details.
Die Nubiſchen Pyramiden ſind ſchlanker und viel klei- ner, mit vorſpringenden Stäben an allen Ecken, meiſt aus Back- ſteinen. Nicht ſelten haben ſie Vorhallen mit Pylonen, worauf Sculpturen und Hieroglyphen. Caill. i. pl. 40 sqq.
Von frühern Schriftſteller über Pyramiden ſind de Sacy zu Abdallatif, Langlès zu Nordens Voy. T. iii. Beck, Anleitung S. 705 ff., lehrreich.
1227. II.Unterirdiſche in den Felſen gehauene Anlagen, Hypogeen. Dieſe liegen den Nil entlang uͤberall an der Libyſchen Bergkette und unter den angraͤn- 2zenden Sandfeldern. Die anſehnlichſten haben vorn einen Vorhof unter freiem Himmel, einen bogenfoͤrmigen Ein- 3gang (Bogen aus keilfoͤrmigen Steinen conſtruirt gehoͤren ſonder Zweifel ſaͤmmtlich in das Griechiſche Zeitalter); dann folgen Gaͤnge, Kammern, Saͤaͤle, Nebengaͤnge mit Schachten oder Gruben, in denen Mumien liegen; als Schluß oͤfter Eſtraden mit Niſchen, in denen Goͤtterfigu- ren in Hautrelief ſitzen. Die Groͤße der Gaͤnge und Kammern iſt ſehr mannigfach (oft verſtatten Mumien kaum den Durchgang), die Diſpoſition hoͤchſt labyrinthiſch. Die Griechen nannten ſie Hoͤhlengaͤnge, σύριγγας. 4In groͤßerem Maaßſtab ſind die Graͤber der Koͤnige in dem Thale oberhalb der Nekropolis von Theben; die Gaͤnge, welche ſich gewoͤhnlich in die Tiefe ſenken, brei- ter; die Kammern groͤßer und mit Pfeilern, welche die Decke ſtuͤtzen, verſehn. In dem von Belzoni entdeckten Grabe iſt der Hauptſaal gewoͤlbartig ausgehaun, ſehr groß und in hohem Grade praͤchtig geſchmuͤckt; in ihm ſtand ein ſehr duͤnn gearbeiteter Alabaſter-Sarkophag,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0260"n="238"/><fwplace="top"type="header">Hiſtoriſcher Theil.</fw><lb/>
theils ſind die Steine giebelförmig gegen einander geſtützt; im<lb/>
Hauptgemach der Pyramide des Cheops findet ſich ein doppelter<lb/>
Plafond. Dies Gemach iſt 18 F. hoch, 32 lang, 16 breit,<lb/>
von Granitquadern umgeben, ohne alle Verzierung. In das<lb/>
Innre dieſer Pyramide, des Cheops, iſt neuerlich beſonders Caviglia<lb/>
weit vorgedrungen. Von einer eröffneten Pyramide bei Sacca-<lb/>
rah giebt Minut. Tf. 26 — 28. die Details.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">Nubiſchen Pyramiden</hi>ſind ſchlanker und viel klei-<lb/>
ner, mit vorſpringenden Stäben an allen Ecken, meiſt aus Back-<lb/>ſteinen. Nicht ſelten haben ſie Vorhallen mit Pylonen, worauf<lb/>
Sculpturen und Hieroglyphen. Caill. <hirendition="#aq"><hirendition="#k">i.</hi> pl. 40 sqq.</hi></p><lb/><p>Von frühern Schriftſteller über Pyramiden ſind de Sacy zu<lb/>
Abdallatif, Langlès zu Nordens <hirendition="#aq">Voy. T. <hirendition="#k">iii.</hi></hi> Beck, Anleitung<lb/>
S. 705 ff., lehrreich.</p><lb/><p><noteplace="left">1</note>227. <hirendition="#aq">II.</hi><hirendition="#g">Unterirdiſche</hi> in den Felſen gehauene<lb/>
Anlagen, <hirendition="#g">Hypogeen</hi>. Dieſe liegen den Nil entlang<lb/>
uͤberall an der Libyſchen Bergkette und unter den angraͤn-<lb/><noteplace="left">2</note>zenden Sandfeldern. Die anſehnlichſten haben vorn einen<lb/>
Vorhof unter freiem Himmel, einen bogenfoͤrmigen Ein-<lb/><noteplace="left">3</note>gang (Bogen aus keilfoͤrmigen Steinen conſtruirt gehoͤren<lb/>ſonder Zweifel ſaͤmmtlich in das Griechiſche Zeitalter);<lb/>
dann folgen Gaͤnge, Kammern, Saͤaͤle, Nebengaͤnge mit<lb/>
Schachten oder Gruben, in denen Mumien liegen; als<lb/>
Schluß oͤfter Eſtraden mit Niſchen, in denen Goͤtterfigu-<lb/>
ren in Hautrelief ſitzen. Die Groͤße der Gaͤnge und<lb/>
Kammern iſt ſehr mannigfach (oft verſtatten Mumien<lb/>
kaum den Durchgang), die Diſpoſition hoͤchſt labyrinthiſch.<lb/>
Die Griechen nannten ſie Hoͤhlengaͤnge, <hirendition="#g">σύριγγας</hi>.<lb/><noteplace="left">4</note>In groͤßerem Maaßſtab ſind die <hirendition="#g">Graͤber der Koͤnige</hi><lb/>
in dem Thale oberhalb der Nekropolis von Theben; die<lb/>
Gaͤnge, welche ſich gewoͤhnlich in die Tiefe ſenken, brei-<lb/>
ter; die Kammern groͤßer und mit Pfeilern, welche die<lb/>
Decke ſtuͤtzen, verſehn. In dem von Belzoni entdeckten<lb/>
Grabe iſt der Hauptſaal gewoͤlbartig ausgehaun, ſehr<lb/>
groß und in hohem Grade praͤchtig geſchmuͤckt; in ihm<lb/>ſtand ein ſehr duͤnn gearbeiteter Alabaſter-Sarkophag,<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[238/0260]
Hiſtoriſcher Theil.
theils ſind die Steine giebelförmig gegen einander geſtützt; im
Hauptgemach der Pyramide des Cheops findet ſich ein doppelter
Plafond. Dies Gemach iſt 18 F. hoch, 32 lang, 16 breit,
von Granitquadern umgeben, ohne alle Verzierung. In das
Innre dieſer Pyramide, des Cheops, iſt neuerlich beſonders Caviglia
weit vorgedrungen. Von einer eröffneten Pyramide bei Sacca-
rah giebt Minut. Tf. 26 — 28. die Details.
Die Nubiſchen Pyramiden ſind ſchlanker und viel klei-
ner, mit vorſpringenden Stäben an allen Ecken, meiſt aus Back-
ſteinen. Nicht ſelten haben ſie Vorhallen mit Pylonen, worauf
Sculpturen und Hieroglyphen. Caill. i. pl. 40 sqq.
Von frühern Schriftſteller über Pyramiden ſind de Sacy zu
Abdallatif, Langlès zu Nordens Voy. T. iii. Beck, Anleitung
S. 705 ff., lehrreich.
227. II. Unterirdiſche in den Felſen gehauene
Anlagen, Hypogeen. Dieſe liegen den Nil entlang
uͤberall an der Libyſchen Bergkette und unter den angraͤn-
zenden Sandfeldern. Die anſehnlichſten haben vorn einen
Vorhof unter freiem Himmel, einen bogenfoͤrmigen Ein-
gang (Bogen aus keilfoͤrmigen Steinen conſtruirt gehoͤren
ſonder Zweifel ſaͤmmtlich in das Griechiſche Zeitalter);
dann folgen Gaͤnge, Kammern, Saͤaͤle, Nebengaͤnge mit
Schachten oder Gruben, in denen Mumien liegen; als
Schluß oͤfter Eſtraden mit Niſchen, in denen Goͤtterfigu-
ren in Hautrelief ſitzen. Die Groͤße der Gaͤnge und
Kammern iſt ſehr mannigfach (oft verſtatten Mumien
kaum den Durchgang), die Diſpoſition hoͤchſt labyrinthiſch.
Die Griechen nannten ſie Hoͤhlengaͤnge, σύριγγας.
In groͤßerem Maaßſtab ſind die Graͤber der Koͤnige
in dem Thale oberhalb der Nekropolis von Theben; die
Gaͤnge, welche ſich gewoͤhnlich in die Tiefe ſenken, brei-
ter; die Kammern groͤßer und mit Pfeilern, welche die
Decke ſtuͤtzen, verſehn. In dem von Belzoni entdeckten
Grabe iſt der Hauptſaal gewoͤlbartig ausgehaun, ſehr
groß und in hohem Grade praͤchtig geſchmuͤckt; in ihm
ſtand ein ſehr duͤnn gearbeiteter Alabaſter-Sarkophag,
1
2
3
4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/260>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.