baukunst, zieht sich in der öffentlichen Baukunst immer mehr in die Decke (und an den Athenischen Gebäuden war auch diese in der Regel von Stein) und über diese in das Sparrenwerk des Daches zurück, bis es durch das Vorherrschen des Gewölbes auch hieraus vertrieben 2wird. Dagegen blieb Fachwerk in Athen (nicht so in Alexandreia §. 149) die gewöhnliche Constructionsweise der minder ansehnlichen Privatgebäude.
1. S. §. 52. u. vgl. den Tuscanischen T. §. 169. Im T. von Ephe- sos war das Dach aus Cedernholz (Plin. xvi, 79), die lacu- naria aus Cypressen, Vitruv ii, 9. Daher der Brand.
De materia Vitruv ii, 9. Pallad. xii, 15. Abies, quercus, esculus, cupressus, larix, alnus etc.
1271. Drittens: Von weichen Massen, welche man plastisch behandelt, diente der Lehm, zu Back- steinen geformt und entweder an der Luft getrocknet oder am Feuer gebrannt, besonders in Lydien wie in Ae- gypten und Babylon, aber auch in Griechenland so wie 2hernach in Rom, zu öffentlichen Gebäuden. Der ge- löschte Kalk, mit Sand oder in Italien mit der vulca- nischen Puzzolan-Erde (pulvis Puteolanus) verbunden, wurde als Mörtel zur Verbindung der Steine, zur Be- 3reitung eines Estrichs und ähnlichen Zwecken; Kalk, Gyps, Marmorstaub und dergleichen auch zum Anwurf (tectorium), in dessen Bereitung die Alten höchst kundig und sorgfältig waren, zu Stuccaturarbeiten (albarium opus) u. dgl. gebraucht.
1. Aus Backsteinen die Mauern von Mantineia; die alte Südmauer von Athen (ALZ. 1829. N. 126); viel in Olympia (Backstein-Rui- nen); allerlei kleine T. bei Paus.; Crösus Pallast zu Sardes, Attalischer
Syſtematiſcher Theil.
baukunſt, zieht ſich in der oͤffentlichen Baukunſt immer mehr in die Decke (und an den Atheniſchen Gebaͤuden war auch dieſe in der Regel von Stein) und uͤber dieſe in das Sparrenwerk des Daches zuruͤck, bis es durch das Vorherrſchen des Gewoͤlbes auch hieraus vertrieben 2wird. Dagegen blieb Fachwerk in Athen (nicht ſo in Alexandreia §. 149) die gewoͤhnliche Conſtructionsweiſe der minder anſehnlichen Privatgebaͤude.
1. S. §. 52. u. vgl. den Tuscaniſchen T. §. 169. Im T. von Ephe- ſos war das Dach aus Cedernholz (Plin. xvi, 79), die lacu- naria aus Cypreſſen, Vitruv ii, 9. Daher der Brand.
De materia Vitruv ii, 9. Pallad. xii, 15. Abies, quercus, esculus, cupressus, larix, alnus etc.
1271. Drittens: Von weichen Maſſen, welche man plaſtiſch behandelt, diente der Lehm, zu Back- ſteinen geformt und entweder an der Luft getrocknet oder am Feuer gebrannt, beſonders in Lydien wie in Ae- gypten und Babylon, aber auch in Griechenland ſo wie 2hernach in Rom, zu oͤffentlichen Gebaͤuden. Der ge- loͤſchte Kalk, mit Sand oder in Italien mit der vulca- niſchen Puzzolan-Erde (pulvis Puteolanus) verbunden, wurde als Moͤrtel zur Verbindung der Steine, zur Be- 3reitung eines Eſtrichs und aͤhnlichen Zwecken; Kalk, Gyps, Marmorſtaub und dergleichen auch zum Anwurf (tectorium), in deſſen Bereitung die Alten hoͤchſt kundig und ſorgfaͤltig waren, zu Stuccaturarbeiten (albarium opus) u. dgl. gebraucht.
1. Aus Backſteinen die Mauern von Mantineia; die alte Südmauer von Athen (ALZ. 1829. N. 126); viel in Olympia (Backſtein-Rui- nen); allerlei kleine T. bei Pauſ.; Cröſus Pallaſt zu Sardes, Attaliſcher
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Syſtematiſcher Theil.
baukunſt, zieht ſich in der oͤffentlichen Baukunſt immer
mehr in die Decke (und an den Atheniſchen Gebaͤuden
war auch dieſe in der Regel von Stein) und uͤber dieſe
in das Sparrenwerk des Daches zuruͤck, bis es durch
das Vorherrſchen des Gewoͤlbes auch hieraus vertrieben
wird. Dagegen blieb Fachwerk in Athen (nicht ſo in
Alexandreia §. 149) die gewoͤhnliche Conſtructionsweiſe der
minder anſehnlichen Privatgebaͤude.
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1. S. §. 52. u. vgl. den Tuscaniſchen T. §. 169. Im T. von Ephe-
ſos war das Dach aus Cedernholz (Plin. xvi, 79), die lacu-
naria aus Cypreſſen, Vitruv ii, 9. Daher der Brand.
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De materia Vitruv ii, 9. Pallad. xii, 15. Abies,
quercus, esculus, cupressus, larix, alnus etc.
271. Drittens: Von weichen Maſſen, welche
man plaſtiſch behandelt, diente der Lehm, zu Back-
ſteinen geformt und entweder an der Luft getrocknet oder
am Feuer gebrannt, beſonders in Lydien wie in Ae-
gypten und Babylon, aber auch in Griechenland ſo wie
hernach in Rom, zu oͤffentlichen Gebaͤuden. Der ge-
loͤſchte Kalk, mit Sand oder in Italien mit der vulca-
niſchen Puzzolan-Erde (pulvis Puteolanus) verbunden,
wurde als Moͤrtel zur Verbindung der Steine, zur Be-
reitung eines Eſtrichs und aͤhnlichen Zwecken; Kalk,
Gyps, Marmorſtaub und dergleichen auch zum Anwurf
(tectorium), in deſſen Bereitung die Alten hoͤchſt kundig
und ſorgfaͤltig waren, zu Stuccaturarbeiten (albarium
opus) u. dgl. gebraucht.
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1. Aus Backſteinen die Mauern von Mantineia; die alte Südmauer
von Athen (ALZ. 1829. N. 126); viel in Olympia (Backſtein-Rui-
nen); allerlei kleine T. bei Pauſ.; Cröſus Pallaſt zu Sardes, Attaliſcher
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/340>, abgerufen am 27.11.2024.
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