2. Tullus Hostilius sepsit de manubiis comitium, Cic. de R. P. ii, 17. Die septa Iulia von Agrippa. In Athen waren solche Umhegungen meist nur leicht aus Flechtwerk (die geRRa der Ekklesia), oder gezogenen Seilen (periskhoinisma des Rathes). Statuen umgab man mit Rohr, kannais, gegen Be- sudelung. Arist. Wesp. 405.
1288. Indem zu dieser Einschließung das Dach hin- zutritt, entsteht das Haus. Das einfachste Haus ist der Tempel (naos, aedis), zunächst nichts als ein Ort, wo ein Cultusbild auf eine sichre Weise aufgehoben und geschützt ist, selbst geheiligt durch feierliche Wahl und Gründung (idrusis in Griechenland, inauguratio, 2dedicatio und consecratio in Rom). Das Verschlossne, Geheimnißvolle bleibt immer der Charakter des eigent- lichen naos, der darum niemals Fenster erhält; indeß vereinigt sich damit ein einladendes, Schatten und Schutz in der nächsten Umgebung bietendes Aeußere, indem der Tempel Vorhallen und Umgänge von Säulen erhält 3(laxamentum). Die innern Säulenstellungen und die ganze Hypäthraleinrichtung kamen ohne Zweifel zu- gleich mit kostbarern und glänzenderen Götterbildern auf; sonst gewährt die sehr große Thür das einzige Tageslicht. 4Die Tempel zerfallen nun in folgende Arten: a. hin- sichtlich der Säulenstellung umher, in: 1. templa in antis, naoi en parastasin. 2. prostyla. 3. amphipro- styla. 4. periptera. 5. pseudoperiptera. 6. diptera. 7. pseudodiptera. 8. nach Tuscanischem Plan (§. 169), 9. nach einem gemischten Griechisch-Tuscanischen Plan angelegte. b. hinsichtlich der Säulenzahl in tetrastyla, he- xastyla, oxtastyla, decastyla, dodecastyla (nach der Vor- derseite). c. hinsichtlich der Weite der Intercolumnien in: 1. pycnostyla (3 moduli). 2. systyla (2 diametri). 3. eustyla (21/4). 4. diastyla (3). 5. araeostyla (mehr als 3). Eine Nebenart, die Rundtempel, zer- 5fällt in: 1. monoptera (wo blos plutei oder Gitter die intercolumnia verschließen). 2. periptera. 3. pseu- doperiptera. 4. Rundtempel mit einer Vorhalle, ei-
Syſtematiſcher Theil.
2. Tullus Hostilius sepsit de manubiis comitium, Cic. de R. P. ii, 17. Die septa Iulia von Agrippa. In Athen waren ſolche Umhegungen meiſt nur leicht aus Flechtwerk (die γἑῤῥα der Ekkleſia), oder gezogenen Seilen (περισχοίνισμα des Rathes). Statuen umgab man mit Rohr, κάνναις, gegen Be- ſudelung. Ariſt. Weſp. 405.
1288. Indem zu dieſer Einſchließung das Dach hin- zutritt, entſteht das Haus. Das einfachſte Haus iſt der Tempel (ναὸς, aedis), zunaͤchſt nichts als ein Ort, wo ein Cultusbild auf eine ſichre Weiſe aufgehoben und geſchuͤtzt iſt, ſelbſt geheiligt durch feierliche Wahl und Gruͤndung (ἵδρυσις in Griechenland, inauguratio, 2dedicatio und consecratio in Rom). Das Verſchloſſne, Geheimnißvolle bleibt immer der Charakter des eigent- lichen ναός, der darum niemals Fenſter erhaͤlt; indeß vereinigt ſich damit ein einladendes, Schatten und Schutz in der naͤchſten Umgebung bietendes Aeußere, indem der Tempel Vorhallen und Umgaͤnge von Saͤulen erhaͤlt 3(laxamentum). Die innern Saͤulenſtellungen und die ganze Hypaͤthraleinrichtung kamen ohne Zweifel zu- gleich mit koſtbarern und glaͤnzenderen Goͤtterbildern auf; ſonſt gewaͤhrt die ſehr große Thuͤr das einzige Tageslicht. 4Die Tempel zerfallen nun in folgende Arten: a. hin- ſichtlich der Saͤulenſtellung umher, in: 1. templa in antis, ναοὶ ἐν παραστάσιν. 2. prostyla. 3. amphipro- styla. 4. periptera. 5. pseudoperiptera. 6. diptera. 7. pseudodiptera. 8. nach Tuscaniſchem Plan (§. 169), 9. nach einem gemiſchten Griechiſch-Tuscaniſchen Plan angelegte. b. hinſichtlich der Saͤulenzahl in tetrastyla, he- xastyla, oxtastyla, decastyla, dodecastyla (nach der Vor- derſeite). c. hinſichtlich der Weite der Intercolumnien in: 1. pycnostyla (3 moduli). 2. systyla (2 diametri). 3. eustyla (2¼). 4. diastyla (3). 5. araeostyla (mehr als 3). Eine Nebenart, die Rundtempel, zer- 5faͤllt in: 1. monoptera (wo blos plutei oder Gitter die intercolumnia verſchließen). 2. periptera. 3. pseu- doperiptera. 4. Rundtempel mit einer Vorhalle, ei-
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Syſtematiſcher Theil.
2. Tullus Hostilius sepsit de manubiis comitium, Cic.
de R. P. ii, 17. Die septa Iulia von Agrippa. In Athen
waren ſolche Umhegungen meiſt nur leicht aus Flechtwerk (die
γἑῤῥα der Ekkleſia), oder gezogenen Seilen (περισχοίνισμα des
Rathes). Statuen umgab man mit Rohr, κάνναις, gegen Be-
ſudelung. Ariſt. Weſp. 405.
288. Indem zu dieſer Einſchließung das Dach hin-
zutritt, entſteht das Haus. Das einfachſte Haus iſt
der Tempel (ναὸς, aedis), zunaͤchſt nichts als ein
Ort, wo ein Cultusbild auf eine ſichre Weiſe aufgehoben
und geſchuͤtzt iſt, ſelbſt geheiligt durch feierliche Wahl
und Gruͤndung (ἵδρυσις in Griechenland, inauguratio,
dedicatio und consecratio in Rom). Das Verſchloſſne,
Geheimnißvolle bleibt immer der Charakter des eigent-
lichen ναός, der darum niemals Fenſter erhaͤlt; indeß
vereinigt ſich damit ein einladendes, Schatten und Schutz
in der naͤchſten Umgebung bietendes Aeußere, indem der
Tempel Vorhallen und Umgaͤnge von Saͤulen erhaͤlt
(laxamentum). Die innern Saͤulenſtellungen und die
ganze Hypaͤthraleinrichtung kamen ohne Zweifel zu-
gleich mit koſtbarern und glaͤnzenderen Goͤtterbildern auf;
ſonſt gewaͤhrt die ſehr große Thuͤr das einzige Tageslicht.
Die Tempel zerfallen nun in folgende Arten: a. hin-
ſichtlich der Saͤulenſtellung umher, in: 1. templa in antis,
ναοὶ ἐν παραστάσιν. 2. prostyla. 3. amphipro-
styla. 4. periptera. 5. pseudoperiptera. 6. diptera.
7. pseudodiptera. 8. nach Tuscaniſchem Plan (§. 169),
9. nach einem gemiſchten Griechiſch-Tuscaniſchen Plan
angelegte. b. hinſichtlich der Saͤulenzahl in tetrastyla, he-
xastyla, oxtastyla, decastyla, dodecastyla (nach der Vor-
derſeite). c. hinſichtlich der Weite der Intercolumnien in:
1. pycnostyla (3 moduli). 2. systyla (2 diametri).
3. eustyla (2¼). 4. diastyla (3). 5. araeostyla
(mehr als 3). Eine Nebenart, die Rundtempel, zer-
faͤllt in: 1. monoptera (wo blos plutei oder Gitter die
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/358>, abgerufen am 22.11.2024.
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