Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.I. Tektonik. Gebäude. als in architektonischen Resten vorliegt. Besonders6wichtig ist der Heerd (estia), der Mittelpunkt mensch- licher Wohnung, an den sich für die Griechen die Vor- stellung des Festgegründeten, Unverrückbaren und einem bewegten Leben zum dauernden Halte dienenden anknüpft. Der Heerd wird in gottesdienstlicher Beziehung und An-7 wendung zum Altar, der, wenn er nicht eine bloße nie- drige Feuerstelle (eskhara) war, die natürliche Form eines abgekürzten Pfeilers oder eines Säulenstücks mit Fuß und Sims erhielt, aber auch nicht selten in Grie-8 chenland zu großen und weitläuftigen Bauen ausgebil- det wurde. 4. Eine Uebersicht von Cippis, einfacheren Griechischen, und Die trapexai dienen zu Choen und andern Gaben, daher 7. Thrigkomata der Altäre, Eur. Iph. Taur. 73. Auf Re- 8. So der große Altar von Olympia, dessen Unterbau, pro- 287. Den Gegensatz gegen diese Classe bilden die1 I. Tektonik. Gebaͤude. als in architektoniſchen Reſten vorliegt. Beſonders6wichtig iſt der Heerd (ἑστία), der Mittelpunkt menſch- licher Wohnung, an den ſich fuͤr die Griechen die Vor- ſtellung des Feſtgegruͤndeten, Unverruͤckbaren und einem bewegten Leben zum dauernden Halte dienenden anknuͤpft. Der Heerd wird in gottesdienſtlicher Beziehung und An-7 wendung zum Altar, der, wenn er nicht eine bloße nie- drige Feuerſtelle (ἐσχάρα) war, die natuͤrliche Form eines abgekuͤrzten Pfeilers oder eines Saͤulenſtuͤcks mit Fuß und Sims erhielt, aber auch nicht ſelten in Grie-8 chenland zu großen und weitlaͤuftigen Bauen ausgebil- det wurde. 4. Eine Ueberſicht von Cippis, einfacheren Griechiſchen, und Die τράπεξαι dienen zu Choen und andern Gaben, daher 7. Θριγκώματα der Altäre, Eur. Iph. Taur. 73. Auf Re- 8. So der große Altar von Olympia, deſſen Unterbau, πρό- 287. Den Gegenſatz gegen dieſe Claſſe bilden die1 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0357" n="335"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">I.</hi> Tektonik. Gebaͤude.</fw><lb/> als in architektoniſchen Reſten vorliegt. Beſonders<note place="right">6</note><lb/> wichtig iſt der Heerd (ἑστία), der Mittelpunkt menſch-<lb/> licher Wohnung, an den ſich fuͤr die Griechen die Vor-<lb/> ſtellung des Feſtgegruͤndeten, Unverruͤckbaren und einem<lb/> bewegten Leben zum dauernden Halte dienenden anknuͤpft.<lb/> Der Heerd wird in gottesdienſtlicher Beziehung und An-<note place="right">7</note><lb/> wendung zum Altar, der, wenn er nicht eine bloße nie-<lb/> drige Feuerſtelle (ἐσχάρα) war, die natuͤrliche Form<lb/> eines abgekuͤrzten Pfeilers oder eines Saͤulenſtuͤcks mit<lb/> Fuß und Sims erhielt, aber auch nicht ſelten in Grie-<note place="right">8</note><lb/> chenland zu großen und weitlaͤuftigen Bauen ausgebil-<lb/> det wurde.</p><lb/> <p>4. Eine Ueberſicht von <hi rendition="#aq">Cippis,</hi> einfacheren Griechiſchen, und<lb/> mehr geſchmückten Römiſchen, in Bouill. <hi rendition="#aq">Mus. <hi rendition="#k">iii</hi>.</hi> Blatt 84 ff.</p><lb/> <p>Die τράπεξαι dienen zu Choen und andern Gaben, daher<lb/> Cicero <hi rendition="#aq">de legg. <hi rendition="#k">ii</hi>,</hi> 26 neben der <hi rendition="#aq">mensa</hi> das <hi rendition="#aq">labellum</hi> auf den<lb/> Attiſchen Gräbern erwähnt. Inſchriften darauf, Plut. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">x</hi>. Or.<lb/> Isocr. p.</hi> 241 H. Ἴκρια als Zeichen des Kenotaphion, Mar-<lb/> cellin <hi rendition="#aq">V. Thuc.</hi> 31.</p><lb/> <p>7. Θριγκώματα der Altäre, Eur. Iph. Taur. 73. Auf Re-<lb/> liefs ſieht man bisweilen (Bouill. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">iii,</hi></hi> 33, 1) einen zierlich<lb/> geformten runden Altar auf einem viereckten einfach geſtalteten ſtehn.</p><lb/> <p>8. So der große Altar von Olympia, deſſen Unterbau, πρό-<lb/> ϑυσις, 125 Fuß im Umfang, das Ganze 22 F. Höhe hatte;<lb/> der Altar von Parion, ein Stadion im Quadrat (Hirt Geſch. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">ii</hi></hi>.<lb/> S. 59); der gleich große in Syrakus (<hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">ii</hi></hi>. S. 179); der 40 F.<lb/> hohe marmorne mit einer Gigantomachie in Sculptur zu Pergamon,<lb/> Ampel. <hi rendition="#aq">l. memor. c.</hi> 8.</p><lb/> <p>287. Den Gegenſatz gegen dieſe Claſſe bilden die<note place="right">1</note><lb/><hi rendition="#g">Einſchließungen</hi> aller Art, wie die Mauern ganzer<lb/> Burgen und Staͤdte, welche oft auch architektoniſche For-<lb/> men und Zierden erhielten; die Einhegungen heiliger Be-<note place="right">2</note><lb/> zirke (περίβολοι) oder oͤffentlicher Verſammlungsorte<lb/> (<hi rendition="#aq">septa</hi>), welche als nicht unbedeutende Bauunternehmun-<lb/> gen vorkommen.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [335/0357]
I. Tektonik. Gebaͤude.
als in architektoniſchen Reſten vorliegt. Beſonders
wichtig iſt der Heerd (ἑστία), der Mittelpunkt menſch-
licher Wohnung, an den ſich fuͤr die Griechen die Vor-
ſtellung des Feſtgegruͤndeten, Unverruͤckbaren und einem
bewegten Leben zum dauernden Halte dienenden anknuͤpft.
Der Heerd wird in gottesdienſtlicher Beziehung und An-
wendung zum Altar, der, wenn er nicht eine bloße nie-
drige Feuerſtelle (ἐσχάρα) war, die natuͤrliche Form
eines abgekuͤrzten Pfeilers oder eines Saͤulenſtuͤcks mit
Fuß und Sims erhielt, aber auch nicht ſelten in Grie-
chenland zu großen und weitlaͤuftigen Bauen ausgebil-
det wurde.
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4. Eine Ueberſicht von Cippis, einfacheren Griechiſchen, und
mehr geſchmückten Römiſchen, in Bouill. Mus. iii. Blatt 84 ff.
Die τράπεξαι dienen zu Choen und andern Gaben, daher
Cicero de legg. ii, 26 neben der mensa das labellum auf den
Attiſchen Gräbern erwähnt. Inſchriften darauf, Plut. x. Or.
Isocr. p. 241 H. Ἴκρια als Zeichen des Kenotaphion, Mar-
cellin V. Thuc. 31.
7. Θριγκώματα der Altäre, Eur. Iph. Taur. 73. Auf Re-
liefs ſieht man bisweilen (Bouill. iii, 33, 1) einen zierlich
geformten runden Altar auf einem viereckten einfach geſtalteten ſtehn.
8. So der große Altar von Olympia, deſſen Unterbau, πρό-
ϑυσις, 125 Fuß im Umfang, das Ganze 22 F. Höhe hatte;
der Altar von Parion, ein Stadion im Quadrat (Hirt Geſch. ii.
S. 59); der gleich große in Syrakus (ii. S. 179); der 40 F.
hohe marmorne mit einer Gigantomachie in Sculptur zu Pergamon,
Ampel. l. memor. c. 8.
287. Den Gegenſatz gegen dieſe Claſſe bilden die
Einſchließungen aller Art, wie die Mauern ganzer
Burgen und Staͤdte, welche oft auch architektoniſche For-
men und Zierden erhielten; die Einhegungen heiliger Be-
zirke (περίβολοι) oder oͤffentlicher Verſammlungsorte
(septa), welche als nicht unbedeutende Bauunternehmun-
gen vorkommen.
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