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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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I. Tektonik. Gebäude.
und das Tribunal (emikuklion) im Hintergrunde
des Gebäudes. -- Andre öffentliche Gebäude begnügen5
wir uns nur zu erwähnen, da über ihre Einrichtung
kaum etwas allgemeines gesagt werden kann, wie die
Buleuterien oder Curien; die Prytaneia der
Griechen mit den Tholen oder Rundgebäuden, welche
für Staatsopfer der Prytanen bestimmt waren; die oft
sehr festen und Burgverließen ähnlichen Gefängnisse; die
Thesauren (aeraria), wobei unterirdische kellerartige
Gewölbe (§. 48.) auch noch später als Hauptsache vorkom-
men. Die zahlreichen Gruppen von Thesauren, welche6
auf Platformen (krepides) bei den Tempeln von Delphi
und Olympia standen, waren wohl auch meist Rundge-
bäude.

2. So liegen z. B. in Athen, Paus. i, 2, 4, mehrere T., ein
Gymnasion u. Polytions Haus in einer Stoa d. h. in einem von
ihr eingeschlossnen Viereck. Vgl. die porticus Metelli §. 180, 2.
190, 1. i. Die Halle von Thorikos (§. 109, 6, c.) zeigt nach
den Uned. antiqq. keine Spur von Mauern, und war also wohl
ein bloßes Säulengebäude. Von Säulenhallen handelt, doch nur
beiläufig, Hirt Gesch. iii. S. 265.

3. Eine Halle mit einer Mauer zwischen zwei Säulenreihen
war die Korkyräische in Elis, Paus. vi, 24, 4. Eine crypto-
porticus
hat an beiden Seiten Wände mit Fenstern, und wahr-
scheinlich nur Halbsäulen dazwischen. Eine schwebende, d. h. von
einer andern gestützte Halle §. 149, 2. Aehnlich die Incantada
§. 279.

4. Die Basiliken lernt man besonders aus der des Vitru-
vius zu Fanum (deren Beschreibung indeß noch manche Dunkelheit
hat), der Pompejanischen (Mazois T. iii. pl. 15 sqq.), der zu Ocri-
culum und den christlichen kennen. Ueber den Vorsaal, welcher
Chalcidicum hieß (also aus Chalkis stammte) s. Hirc ii. S. 266.
Sachse's Stadt Rom ii. S. 7. Amalthea iii. S. 365.

5. Der Tholos von Athen hieß auch Skias (Suidas s. v.
Skias, C. I. p. 326) und war also eine Art Gebäude mit der
Skias des Theodoros zu Sparta §. 55., nur daß diese groß genug
war Volksversammlungen fassen zu können. War der Tholus

I. Tektonik. Gebaͤude.
und das Tribunal (ἡμικύκλιον) im Hintergrunde
des Gebaͤudes. — Andre oͤffentliche Gebaͤude begnuͤgen5
wir uns nur zu erwaͤhnen, da uͤber ihre Einrichtung
kaum etwas allgemeines geſagt werden kann, wie die
Buleuterien oder Curien; die Prytaneia der
Griechen mit den Tholen oder Rundgebaͤuden, welche
fuͤr Staatsopfer der Prytanen beſtimmt waren; die oft
ſehr feſten und Burgverließen aͤhnlichen Gefaͤngniſſe; die
Theſauren (aeraria), wobei unterirdiſche kellerartige
Gewoͤlbe (§. 48.) auch noch ſpaͤter als Hauptſache vorkom-
men. Die zahlreichen Gruppen von Theſauren, welche6
auf Platformen (κρηπῖδες) bei den Tempeln von Delphi
und Olympia ſtanden, waren wohl auch meiſt Rundge-
baͤude.

2. So liegen z. B. in Athen, Pauſ. i, 2, 4, mehrere T., ein
Gymnaſion u. Polytions Haus in einer Stoa d. h. in einem von
ihr eingeſchloſſnen Viereck. Vgl. die porticus Metelli §. 180, 2.
190, 1. i. Die Halle von Thorikos (§. 109, 6, c.) zeigt nach
den Uned. antiqq. keine Spur von Mauern, und war alſo wohl
ein bloßes Säulengebäude. Von Säulenhallen handelt, doch nur
beiläufig, Hirt Geſch. iii. S. 265.

3. Eine Halle mit einer Mauer zwiſchen zwei Säulenreihen
war die Korkyräiſche in Elis, Pauſ. vi, 24, 4. Eine crypto-
porticus
hat an beiden Seiten Wände mit Fenſtern, und wahr-
ſcheinlich nur Halbſäulen dazwiſchen. Eine ſchwebende, d. h. von
einer andern geſtützte Halle §. 149, 2. Aehnlich die Incantada
§. 279.

4. Die Baſiliken lernt man beſonders aus der des Vitru-
vius zu Fanum (deren Beſchreibung indeß noch manche Dunkelheit
hat), der Pompejaniſchen (Mazois T. iii. pl. 15 sqq.), der zu Ocri-
culum und den chriſtlichen kennen. Ueber den Vorſaal, welcher
Chalcidicum hieß (alſo aus Chalkis ſtammte) ſ. Hirc ii. S. 266.
Sachſe’s Stadt Rom ii. S. 7. Amalthea iii. S. 365.

5. Der Tholos von Athen hieß auch Skias (Suidas s. v.
Σκιάς, C. I. p. 326) und war alſo eine Art Gebäude mit der
Skias des Theodoros zu Sparta §. 55., nur daß dieſe groß genug
war Volksverſammlungen faſſen zu können. War der Tholus

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[343/0365] I. Tektonik. Gebaͤude. und das Tribunal (ἡμικύκλιον) im Hintergrunde des Gebaͤudes. — Andre oͤffentliche Gebaͤude begnuͤgen wir uns nur zu erwaͤhnen, da uͤber ihre Einrichtung kaum etwas allgemeines geſagt werden kann, wie die Buleuterien oder Curien; die Prytaneia der Griechen mit den Tholen oder Rundgebaͤuden, welche fuͤr Staatsopfer der Prytanen beſtimmt waren; die oft ſehr feſten und Burgverließen aͤhnlichen Gefaͤngniſſe; die Theſauren (aeraria), wobei unterirdiſche kellerartige Gewoͤlbe (§. 48.) auch noch ſpaͤter als Hauptſache vorkom- men. Die zahlreichen Gruppen von Theſauren, welche auf Platformen (κρηπῖδες) bei den Tempeln von Delphi und Olympia ſtanden, waren wohl auch meiſt Rundge- baͤude. 5 6 2. So liegen z. B. in Athen, Pauſ. i, 2, 4, mehrere T., ein Gymnaſion u. Polytions Haus in einer Stoa d. h. in einem von ihr eingeſchloſſnen Viereck. Vgl. die porticus Metelli §. 180, 2. 190, 1. i. Die Halle von Thorikos (§. 109, 6, c.) zeigt nach den Uned. antiqq. keine Spur von Mauern, und war alſo wohl ein bloßes Säulengebäude. Von Säulenhallen handelt, doch nur beiläufig, Hirt Geſch. iii. S. 265. 3. Eine Halle mit einer Mauer zwiſchen zwei Säulenreihen war die Korkyräiſche in Elis, Pauſ. vi, 24, 4. Eine crypto- porticus hat an beiden Seiten Wände mit Fenſtern, und wahr- ſcheinlich nur Halbſäulen dazwiſchen. Eine ſchwebende, d. h. von einer andern geſtützte Halle §. 149, 2. Aehnlich die Incantada §. 279. 4. Die Baſiliken lernt man beſonders aus der des Vitru- vius zu Fanum (deren Beſchreibung indeß noch manche Dunkelheit hat), der Pompejaniſchen (Mazois T. iii. pl. 15 sqq.), der zu Ocri- culum und den chriſtlichen kennen. Ueber den Vorſaal, welcher Chalcidicum hieß (alſo aus Chalkis ſtammte) ſ. Hirc ii. S. 266. Sachſe’s Stadt Rom ii. S. 7. Amalthea iii. S. 365. 5. Der Tholos von Athen hieß auch Skias (Suidas s. v. Σκιάς, C. I. p. 326) und war alſo eine Art Gebäude mit der Skias des Theodoros zu Sparta §. 55., nur daß dieſe groß genug war Volksverſammlungen faſſen zu können. War der Tholus

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/365>, abgerufen am 22.11.2024.