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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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I. Tektonik. Gebäude.
Titelkupfer vor Tischbeins Vasengemählden), daneben findet man
Gräber im Tuf ausgehöhlt oder auch in der bloßen Erde. Beson-
ders die Tuf-Gräber sind oft mit Mahlerei, Stuccatur, Reliefs reich
verziert. Ueber die Attischen Gräber Cic. de legg. ii, 26.,
wo zu bemerken, daß durch das Verbot: sepulcrum opere tec-
torio exornari,
das Ausmahlen der Gräber (oben §. 209, 2.)
verboten war. Freilich umsonst.

4. S. darüber §. 50, 2. Catacomben in Rom, Alexandreia,
Paris. Ueber die besonders schön angelegten Syrakusischen Cata-
comben Wilkins M. Gr. p. 50. Hirt ii. S. 88.

5. Vgl. die Röm. Gräber bei Bartoli (§. 210, 4.), H. Moses
Collection of ant. Vases pl. 110--118. u. Andern.

6. S. §. 151, 1. vgl. u. a. das Denkmal von Constantina,
wo eine Pyramide sich über dem Gebälk eines von Säulen um-
gebnen Rundbaus erhebt, §. 256, 4., auch die Etruskischen For-
men §. 170, 3. und die orientalischen §. 226, 1. Die Form ei-
ner schlanken Pyramide auf einem Cubus findet sich auch in Sy-
rien sehr verbreitet.

7. S. von Hephästions Pyra §. 151, 2., die wohl selbst wie-
der eine Nachbildung älterer Babylonischer, wie der Sardanapali-
schen, war. Die Pyra auf den Tarsischen Münzen, auf welcher
Herakles-Sandon verbrannt wird, hat die Form einer Pyramide
auf einem cubischen Unterbau.

8. Bomoeides taphos Pausan. bomoi auf Gräbern, Welcker
Syll. Epigr. p. 45. Zu dieser Classe gehören offenbar die
Pompejanischen Grabmonumente, welche über dem Sims des vier-
eckigen Pfeilers eine Platte mit zwei Polstern, nach Art der Joni-
schen pulvini, an den Seiten haben. -- Tempelartig waren die
Sikyonischen Grabmäler nach Paus. ii, 7, 3. Nichts gewöhnlicher
als Halbsäulen, Tempelfrontons und antefixa an Gräbern und
cippis. S. die Beispiele bei Hirt Tf. 30, 5. 6. 8. 9. und das
Mylasenische Grabmal n. 24.

295. Von diesen einzelnen Gebäuden dehnen wir1
nunmehr unsern Blick auf solche Anlagen aus, welche
mehrere für verschiedne Zwecke bestimmte Gebäude ent-
halten, aber doch wieder als Ganze gedacht und auf eine

I. Tektonik. Gebaͤude.
Titelkupfer vor Tiſchbeins Vaſengemaͤhlden), daneben findet man
Gräber im Tuf ausgehöhlt oder auch in der bloßen Erde. Beſon-
ders die Tuf-Gräber ſind oft mit Mahlerei, Stuccatur, Reliefs reich
verziert. Ueber die Attiſchen Gräber Cic. de legg. ii, 26.,
wo zu bemerken, daß durch das Verbot: sepulcrum opere tec-
torio exornari,
das Ausmahlen der Gräber (oben §. 209, 2.)
verboten war. Freilich umſonſt.

4. S. darüber §. 50, 2. Catacomben in Rom, Alexandreia,
Paris. Ueber die beſonders ſchön angelegten Syrakuſiſchen Cata-
comben Wilkins M. Gr. p. 50. Hirt ii. S. 88.

5. Vgl. die Röm. Gräber bei Bartoli (§. 210, 4.), H. Moſes
Collection of ant. Vases pl. 110—118. u. Andern.

6. S. §. 151, 1. vgl. u. a. das Denkmal von Conſtantina,
wo eine Pyramide ſich über dem Gebälk eines von Säulen um-
gebnen Rundbaus erhebt, §. 256, 4., auch die Etruskiſchen For-
men §. 170, 3. und die orientaliſchen §. 226, 1. Die Form ei-
ner ſchlanken Pyramide auf einem Cubus findet ſich auch in Sy-
rien ſehr verbreitet.

7. S. von Hephäſtions Pyra §. 151, 2., die wohl ſelbſt wie-
der eine Nachbildung älterer Babyloniſcher, wie der Sardanapali-
ſchen, war. Die Pyra auf den Tarſiſchen Münzen, auf welcher
Herakles-Sandon verbrannt wird, hat die Form einer Pyramide
auf einem cubiſchen Unterbau.

8. Βωμοειδὴς τάφος Pauſan. βωμοί auf Gräbern, Welcker
Syll. Epigr. p. 45. Zu dieſer Claſſe gehören offenbar die
Pompejaniſchen Grabmonumente, welche über dem Sims des vier-
eckigen Pfeilers eine Platte mit zwei Polſtern, nach Art der Joni-
ſchen pulvini, an den Seiten haben. — Tempelartig waren die
Sikyoniſchen Grabmäler nach Pauſ. ii, 7, 3. Nichts gewöhnlicher
als Halbſäulen, Tempelfrontons und antefixa an Gräbern und
cippis. S. die Beiſpiele bei Hirt Tf. 30, 5. 6. 8. 9. und das
Mylaſeniſche Grabmal n. 24.

295. Von dieſen einzelnen Gebaͤuden dehnen wir1
nunmehr unſern Blick auf ſolche Anlagen aus, welche
mehrere fuͤr verſchiedne Zwecke beſtimmte Gebaͤude ent-
halten, aber doch wieder als Ganze gedacht und auf eine

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[349/0371] I. Tektonik. Gebaͤude. Titelkupfer vor Tiſchbeins Vaſengemaͤhlden), daneben findet man Gräber im Tuf ausgehöhlt oder auch in der bloßen Erde. Beſon- ders die Tuf-Gräber ſind oft mit Mahlerei, Stuccatur, Reliefs reich verziert. Ueber die Attiſchen Gräber Cic. de legg. ii, 26., wo zu bemerken, daß durch das Verbot: sepulcrum opere tec- torio exornari, das Ausmahlen der Gräber (oben §. 209, 2.) verboten war. Freilich umſonſt. 4. S. darüber §. 50, 2. Catacomben in Rom, Alexandreia, Paris. Ueber die beſonders ſchön angelegten Syrakuſiſchen Cata- comben Wilkins M. Gr. p. 50. Hirt ii. S. 88. 5. Vgl. die Röm. Gräber bei Bartoli (§. 210, 4.), H. Moſes Collection of ant. Vases pl. 110—118. u. Andern. 6. S. §. 151, 1. vgl. u. a. das Denkmal von Conſtantina, wo eine Pyramide ſich über dem Gebälk eines von Säulen um- gebnen Rundbaus erhebt, §. 256, 4., auch die Etruskiſchen For- men §. 170, 3. und die orientaliſchen §. 226, 1. Die Form ei- ner ſchlanken Pyramide auf einem Cubus findet ſich auch in Sy- rien ſehr verbreitet. 7. S. von Hephäſtions Pyra §. 151, 2., die wohl ſelbſt wie- der eine Nachbildung älterer Babyloniſcher, wie der Sardanapali- ſchen, war. Die Pyra auf den Tarſiſchen Münzen, auf welcher Herakles-Sandon verbrannt wird, hat die Form einer Pyramide auf einem cubiſchen Unterbau. 8. Βωμοειδὴς τάφος Pauſan. βωμοί auf Gräbern, Welcker Syll. Epigr. p. 45. Zu dieſer Claſſe gehören offenbar die Pompejaniſchen Grabmonumente, welche über dem Sims des vier- eckigen Pfeilers eine Platte mit zwei Polſtern, nach Art der Joni- ſchen pulvini, an den Seiten haben. — Tempelartig waren die Sikyoniſchen Grabmäler nach Pauſ. ii, 7, 3. Nichts gewöhnlicher als Halbſäulen, Tempelfrontons und antefixa an Gräbern und cippis. S. die Beiſpiele bei Hirt Tf. 30, 5. 6. 8. 9. und das Mylaſeniſche Grabmal n. 24. 295. Von dieſen einzelnen Gebaͤuden dehnen wir nunmehr unſern Blick auf ſolche Anlagen aus, welche mehrere fuͤr verſchiedne Zwecke beſtimmte Gebaͤude ent- halten, aber doch wieder als Ganze gedacht und auf eine 1

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/371>, abgerufen am 22.11.2024.