Relief bei Paramythia in Epeiros gefunden, stark herausgetriebne Figuren mit silbernen Zierathen ausgelegt, Aphrodite u. Anchises darstellend, in Hawkins Besitz, abgebildet in Tischbeins Homer H. vii. Sog. Schild des Scipio (Rückgabe der Chryseis), 1656 bei Avignon gefunden, von Silber, im Cabinet du Roi. Mont- faucon iv, 23. Parma Woodwardiana, mit Brennus u. Camillus, beschrieben von H. Dodwell, unächt. Andres bei Hirt i. S. 250.
1312. Zur Toreutik gehört in den Werkstätten der Alten auch die Arbeit in Elfenbein, welches man das ganze Alterthum hindurch in Statuen, so wie an 2allerlei Geräthen, mit Gold zu verbinden liebte. Die Alten erhielten theils aus Indien theils Africa Elephan- tenzähne von bedeutender Größe, durch deren Spaltung und Biegung (§. 113, 2.), eine verlorne aber im Alter- thum sicher vorhandne Kunst, sie Platten von 15 bis 20 Zoll Breite gewinnen konnten. Nachdem nun bei der Arbeit einer Statue die Oberfläche des Modells so einge- theilt war, wie sie am besten in diesen Platten wiedergege- ben werden konnte, wurden die einzelnen Theile durch das Sägen, Schaben und Feilen des Elfenbeins (nur für die Bearbeitung mit dem Meißel ist dieser Stoff zu elastisch) genau dargestellt, und hernach über einen Kern von Holz und Metallstäben, besonders mit Hülfe von Hausenblase, zusammengefügt. Doch bedurfte das Zusammenhalten der Elfenbeinstücke beständiger Sorgfalt; das Anfeuchten mit Oel (besonders oleum pissinum) trug am meisten zur Conservirung bei. Das Gold, welches Gewand und Haar darstellte, wurde getrieben und in dünnen Platten 3aufgesetzt. Auf unsre Zeiten ist von Elfenbein, außer kleinen Geräthen, die Classe der Diptycha (Schreibta- feln mit Reliefs an der äußern Seite), aus dem spätern Römischen Reiche, gekommen; welche man in die Consu- larischen, von Magistraten beim Antritt des Amts ver- schenkten, und Kirchlichen eintheilt.
Relief bei Paramythia in Epeiros gefunden, ſtark herausgetriebne Figuren mit ſilbernen Zierathen ausgelegt, Aphrodite u. Anchiſes darſtellend, in Hawkins Beſitz, abgebildet in Tiſchbeins Homer H. vii. Sog. Schild des Scipio (Rückgabe der Chryſeis), 1656 bei Avignon gefunden, von Silber, im Cabinet du Roi. Mont- faucon iv, 23. Parma Woodwardiana, mit Brennus u. Camillus, beſchrieben von H. Dodwell, unächt. Andres bei Hirt i. S. 250.
1312. Zur Toreutik gehoͤrt in den Werkſtaͤtten der Alten auch die Arbeit in Elfenbein, welches man das ganze Alterthum hindurch in Statuen, ſo wie an 2allerlei Geraͤthen, mit Gold zu verbinden liebte. Die Alten erhielten theils aus Indien theils Africa Elephan- tenzaͤhne von bedeutender Groͤße, durch deren Spaltung und Biegung (§. 113, 2.), eine verlorne aber im Alter- thum ſicher vorhandne Kunſt, ſie Platten von 15 bis 20 Zoll Breite gewinnen konnten. Nachdem nun bei der Arbeit einer Statue die Oberflaͤche des Modells ſo einge- theilt war, wie ſie am beſten in dieſen Platten wiedergege- ben werden konnte, wurden die einzelnen Theile durch das Saͤgen, Schaben und Feilen des Elfenbeins (nur fuͤr die Bearbeitung mit dem Meißel iſt dieſer Stoff zu elaſtiſch) genau dargeſtellt, und hernach uͤber einen Kern von Holz und Metallſtaͤben, beſonders mit Huͤlfe von Hauſenblaſe, zuſammengefuͤgt. Doch bedurfte das Zuſammenhalten der Elfenbeinſtuͤcke beſtaͤndiger Sorgfalt; das Anfeuchten mit Oel (beſonders oleum pissinum) trug am meiſten zur Conſervirung bei. Das Gold, welches Gewand und Haar darſtellte, wurde getrieben und in duͤnnen Platten 3aufgeſetzt. Auf unſre Zeiten iſt von Elfenbein, außer kleinen Geraͤthen, die Claſſe der Diptycha (Schreibta- feln mit Reliefs an der aͤußern Seite), aus dem ſpaͤtern Roͤmiſchen Reiche, gekommen; welche man in die Conſu- lariſchen, von Magiſtraten beim Antritt des Amts ver- ſchenkten, und Kirchlichen eintheilt.
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1. 204, 5. vgl. 237. 240. Χρυσελεφαντήλεκτροιἀσπίδες in<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
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Syſtematiſcher Theil.
Relief bei Paramythia in Epeiros gefunden, ſtark herausgetriebne
Figuren mit ſilbernen Zierathen ausgelegt, Aphrodite u. Anchiſes
darſtellend, in Hawkins Beſitz, abgebildet in Tiſchbeins Homer H.
vii. Sog. Schild des Scipio (Rückgabe der Chryſeis), 1656
bei Avignon gefunden, von Silber, im Cabinet du Roi. Mont-
faucon iv, 23. Parma Woodwardiana, mit Brennus u.
Camillus, beſchrieben von H. Dodwell, unächt. Andres bei Hirt
i. S. 250.
312. Zur Toreutik gehoͤrt in den Werkſtaͤtten der
Alten auch die Arbeit in Elfenbein, welches man
das ganze Alterthum hindurch in Statuen, ſo wie an
allerlei Geraͤthen, mit Gold zu verbinden liebte. Die
Alten erhielten theils aus Indien theils Africa Elephan-
tenzaͤhne von bedeutender Groͤße, durch deren Spaltung
und Biegung (§. 113, 2.), eine verlorne aber im Alter-
thum ſicher vorhandne Kunſt, ſie Platten von 15 bis
20 Zoll Breite gewinnen konnten. Nachdem nun bei der
Arbeit einer Statue die Oberflaͤche des Modells ſo einge-
theilt war, wie ſie am beſten in dieſen Platten wiedergege-
ben werden konnte, wurden die einzelnen Theile durch
das Saͤgen, Schaben und Feilen des Elfenbeins (nur fuͤr die
Bearbeitung mit dem Meißel iſt dieſer Stoff zu elaſtiſch)
genau dargeſtellt, und hernach uͤber einen Kern von Holz
und Metallſtaͤben, beſonders mit Huͤlfe von Hauſenblaſe,
zuſammengefuͤgt. Doch bedurfte das Zuſammenhalten
der Elfenbeinſtuͤcke beſtaͤndiger Sorgfalt; das Anfeuchten
mit Oel (beſonders oleum pissinum) trug am meiſten
zur Conſervirung bei. Das Gold, welches Gewand und
Haar darſtellte, wurde getrieben und in duͤnnen Platten
aufgeſetzt. Auf unſre Zeiten iſt von Elfenbein, außer
kleinen Geraͤthen, die Claſſe der Diptycha (Schreibta-
feln mit Reliefs an der aͤußern Seite), aus dem ſpaͤtern
Roͤmiſchen Reiche, gekommen; welche man in die Conſu-
lariſchen, von Magiſtraten beim Antritt des Amts ver-
ſchenkten, und Kirchlichen eintheilt.
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1. S. oben §. 85, 1. 113, 2. 114. 115. 120, 2. 160,
1. 204, 5. vgl. 237. 240. Χρυσελεφαντήλεκτροι ἀσπίδες in
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/400>, abgerufen am 22.11.2024.
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